Katzen verschlafen zwei Drittel ihres Lebens – manch ein Mensch träumt davon. Foto: dpa

Baden-Württemberger wünschen sich, einen Mittagschlaf am Arbeitsplatz machen zu können. Dass das durchaus geht, zeigen andere Länder. Auch, wenn das nicht immer Vorteile hat.

Stuttgart - Es gibt Dinge, die sind einfach aussichtslos. Einen gerade dem Kleinkindalter entwachsenen Mittagsschlafverweigerer dazu zu bewegen, sich doch ein halbes Stündchen hinzulegen, zum Beispiel. Ich bin doch kein Baby mehr, wird der Junior sagen – Ende der Diskussion. Argumente zwecklos, der Mittagsschlaf bleibt so auch für Mama oder Papa ein Traum. Doch was zu Hause nicht klappt, das könnte demnächst im Büro funktionieren. Zumindest dann, wenn sich die Chefs den Wünschen der Techniker-Krankenkasse beugen. Die hat in einer Umfrage herausgefunden, dass sich mehr als ein Drittel der Menschen in Baden-Württemberg tagsüber ein Nickerchen wünscht. Und weil eine Reihe von Medizinern das kurze Nickerchen als gesundheitsförderlich lobpreist, fordert die Kasse von den Arbeitgebern, geeignete Räumlichkeiten zu schaffen.

Noch hat keine Gewerkschaft diese Forderung im Arbeitskampf erhoben, die Arbeitnehmervertreter hätten auch mit den unterschiedlichen Tücken der Berufsbilder zu kämpfen. Bäckereifachverkäufern, die mittags den Laden alleine schmeißen, kann nur schwer eine ruhige Pritsche bereitgestellt werden. Andere können vielleicht sogar im Sitzen dösen, bekommen das allerdings im Zweifel nicht als Nickerchen anerkannt. „Das Schließen der Augen über weite Strecken und das Senken des Kopfs auf die Brust beweist allein nicht, dass der Richter schläft. Denn diese Haltung kann auch zur geistigen Entspannung oder zwecks besonderer Konzentration eingenommen werden.“ Das ist kein Witz, sondern der Auszug aus einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts.

Andere Länder, andere Sitten

Geistige Entspannung dieser Art steht auch in Japan hoch im Kurs. In der japanischen Sprache gibt es das Wort Inemuri, dass sich vielleicht am besten mit „anwesend sein und schlafen“ übersetzen lässt. Beobachten lässt sich das Phänomen in der U-Bahn und bei Konferenzen zur Mittagszeit. Kulturelle Unterschiede gibt es auch in Spanien. Da hat die Siesta Tradition – doch immer mehr Arbeitnehmer wehren sich gegen eine Zwangspause zur Mittagszeit. Grund: was mittags verschlafen wird, wird abends nachgeholt. Das muss die Technikerkasse noch bedenken, wenn sie ihre Forderung konkretisieren will.