Wo früher Bettfedern gebogen wurden, wohnen künftig Akademiker. Foto: Horst Rudel

Ein Kölner Investor wandelt ein denkmalgeschütztes Fabrikgebäude in Esslingen in ein Studentenwohnheim um.

Esslingen - Als Bettfedernfabrik hat das stattliche historische Gebäude in der Krummenackerstraße in Esslingen längst ausgedient. Diesen Leerstand will nun die Kölner Pantera AG mit 106 Studentenappartements für 112 Studenten füllen, die 2019 fertig gestellt werden. Die Bewohner besiedeln dabei auch denkmalgeschützte Räume, denn im Inneren sind noch sehenswerte Maschinen aus der Zeit um 1880 erhalten. Dieser Maschinenraum wird zu einem Lernraum umfunktioniert, in dem die Studenten sich alleine oder in Gruppen auf Prüfungen vorbereiten können. Das Gebäude in der Krummenackerstraße wird 3670 Quadratmeter Wohnfläche bieten. Die Palette geht von 21 Quadratmetern für Einzelapartments bis zu 105 Quadratmetern bei 4er-Wohngemeinschaften.

Die Pantera AG plant ein Mobilitätskonzept mit E-Bikes im Haus und möchte fünf der Elektronflitzer anschaffen. Für die Fans von herkömmlicher Mobilität gibt es 42 Parkplätze.

Das Haus liegt 1,4 Kilometer vom Campus in der Kanalstraße entfernt und wird etwa 1,8 Kilometer vom neuen Standort der pädagogischen Fakultäten in der neuen Weststadt entfernt sein. Dieses Wohnangebot werde in der Stadt sehnlichst erwartet, teilt Stefan Ofcarek von der Projektgesellschaft der Pantera AG mit, zumal die Kosten für ein WG-Zimmer in Esslingen im Schnitt bei etwa 340 Euro lägen.

Dieser Aussage widerspricht allerdings das Studierendenwerk Esslingen, das sagt, es gebe keine Warteliste mehr in der Stadt. Aber: Die Zahl der Studenten dürfte auch in Zukunft noch weiter ansteigen, und der gesamte Wohnungsmarkt in Esslingen, gerade für junge Leute, bleibt generell weiterhin angespannt.

Der Esslinger Unternehmer Herbert Klingohr hat drei Studentenwohnheime in Esslingen gebaut. Eines steht in der Fabrikstraße, und zwei befinden sich im Hengstenbergareal. Er hat auch in Zusammenarbeit mit der Hochschule Nürtingen-Geislingen Masterarbeiten angestoßen, die sich mit den Wohnbedürfnissen von Studenten beschäftigen. Die Forscher haben herausgefunden, dass es für Studenten vor allem wichtig ist, nahe der Uni zu sein für Veranstaltungen und für die Bibliotheksarbeit. Schließlich, so ist die einhellige Meinung, habe sich das Pensum an den Universitäten nicht gerade verschlankt.

Studentenzahlen werden bis 2025 steigen

Herbert Klingohr geht davon aus, dass die Studentenzahlen bis 2025 weiter steigen werden. Dann aber dürften sie fallen, schätzt er, und man müsse dann langsam auch bei Studentenwohnheimen über eine seriöse Nachnutzung nachdenken, immerhin werden die Gebäude auf etwa 100 Jahre Lebensdauer geplant. Seine Firma IBW versucht, die Studentenheime so zu konstruieren, dass später darin ein altengerechtes Wohnen möglich ist.

Trotzdem bleiben Wohnheime auch in Zukunft wichtig. Wenn die Studentenzahlen zurückgingen, dann könnten die Hochschulen versuchen, die Lücken mit ausländischen Studenten zu füllen, sagt Klingohr voraus. Jene aber seien viel mehr als einheimische Studenten auf Wohnheimplätze angewiesen. Denn die einheimischen Studenten könnten zur Not noch pendeln oder sich im privaten Markt eine Wohnung suchen, die ausländischen nicht.

Klingohr arbeitet gerne mit dem Studierendenwerk Stuttgart zusammen. Weil der Wechsel in Studentenwohnheimen außerordentlich hoch ist, brauche es seiner Ansicht nach ein „absolut professionelles Gebäudemanagement“, denn selten bliebe ein Student länger als zwei Jahre in seiner Bude. Auch die Studentenwohnheime, die die IBW gebaut hat, haben von vorneherein Wohngemeinschaften eingeplant, um die soziale und auch die interkulturelle Komponente zu stärken.

Die Architektur hingegen muss spartanisch bleiben, denn die Wohnheime sind ja gerade für Studenten mit schmalem Geldbeutel gedacht. Klingohr denkt, dass ein Zimmer zur Zeit nicht mehr als um die 300 Euro kosten sollte.