68 Studenten kommen jetzt neu an die Evangelische Hochschule. Foto: factum/Archiv

Das Sommersemester beginnt, und nun geht’s wieder rund an den Hochschulen in Ludwigsburg. Ob für Sozialberufe, Lehramt oder Film: Bei den Studienplätzen ist die Nachfrage größer als das Angebot. Als Erstwohnsitz ist die Kommune aber nicht die erste Wahl.

Ludwigsburg - Über mangelndes Interesse können sich die Hochschulen in Ludwigsburg nicht beklagen. Der Trend hält an, dass es weit mehr Bewerber als Studienplätze gibt. „Wir sind seit Jahren sehr nachgefragt und haben auch für das nun beginnende Sommersemester problemlos unsere offenen Studienplätze vergeben“, sagt etwa Ulrike Faulhaber von der Evangelischen Hochschule (EH). Auf die 68 Plätze in den Fächern Soziale Arbeit und Internationale Soziale Arbeit hätten sich für dieses Semester 461 Interessenten beworben. Die Studenten in den anderen Fächern beginnen im Wintersemester.

Der Männeranteil an der EH liegt bei 25 Prozent

An der EH werden die Studenten beispielsweise zu Sozialarbeitern, Erziehern oder Religions- und Gemeindepädagogen ausgebildet. Viele der Berufe, die die Absolventen dann ergreifen, sind nicht unbedingt die bestbezahlten Jobs. Die Frauenquote ist sehr hoch. „Der Anteil der Männer liegt seit Jahren stabil bei 25 Prozent. Wir haben aber die Hoffnung, dass die Tarifentwicklungen gerade bei den Erziehungsberufen irgendwann dazu beitragen, dass sich künftig auch mehr Männer dafür interessieren“, sagt Ulrike Faulhaber.

Generell profitiere die Hochschule davon, dass der sozial-ethische Bereich bei den Jugendlichen sehr nachgefragt sei. Allerdings komme es durchaus vor, dass sich auch Menschen reiferen Alters für einen Studienplatz im sozialen Bereich interessierten. „Die haben vielleicht schon eine Ausbildung in einem völlig anderen Bereich gemacht und merken plötzlich, dass sie sich doch lieber sozial ausbilden lassen möchten“, sagt die Hochschulsprecherin.

Die PH hat die Dozentenstellen umverteilt

Auch die Pädagogische Hochschule (PH) mit ihren rund 5300 Studenten hat im Verhältnis zu wenige Studienplätze. Die Bewerbungsquote habe in diesem Sommersemester bei 7 zu 1 gelegen, berichtet der Hochschulrektor Professor Martin Fix. „Man muss allerdings auch berücksichtigen, dass sich viele zeitgleich an mehreren Hochschulen bewerben, dennoch haben wir immer sehr viel mehr Bewerber als Plätze.“ Insgesamt beginnen nun 304 neue Studenten ihre Ausbildung an der PH.

Besonders gefragt sind wie in den Vorjahren die Studiengänge Grundschullehramt und Sonderpädagogik. Damit sei übrigens auch hinreichend bewiesen, dass der allseits herrschende Lehrermangel absolut nichts mit einem fehlenden Interesse der jungen Menschen am Lehrerberuf zu tun habe, meint Fix. Im Gegenteil: Sehr gerne würde er noch mehr künftige Pädagogen ausbilden. Weil aber die Statistiker vor zehn Jahren einen Schülerrückgang um 20 Prozent prognostiziert hätten, habe auch die PH ihre Kapazitäten verschoben und in andere Felder investiert. „Der Schülerrückgang ist nicht eingetreten, und nun fehlen uns Dozentenstellen hauptsächlich im Grundschullehramtsbereich“, sagt Fix. Er gehe daher davon aus, dass die PH ihre Stellen demnächst zumindest teilweise wieder anders zuordnen werde.

Die Chancen auf einen Platz sind mit sozialem Engagement höher

Wer einen Studienplatz an der PH ergattern möchte, muss entweder einen Abitursschnitt von etwa 2,0 vorweisen oder einen schlechteren Schnitt mit sozialem Engagement wettmachen. Das kann ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung sein, eine dauerhafte Nachhilfe-Arbeit oder ein Freiwilliges Soziales Jahr. Viel Engagement verlangt auch die Filmakademie. Dort beginnen nun 110 künftige Filmemacher ihr Studium – darum beworben hatten sich knapp 800 junge Frauen und Männer. Nur eine einwandfreie Bewerbungsmappe wird zur Vorauswahl zugelassen. „Acht Dozenten sichten das Material und versuchen herauszufinden, ob der Bewerber wirklich für die Sache brennt“, sagt Beate Pfennigwerth von der Filmakademie. In Einzelgesprächen werde die Motivation der Bewerber hinterfragt, anschließend müsse eine Prüfungsaufgabe bewältigt werden. Die Wunschliste der Bewerber für einen Platz an der „Aka“ ist seit Jahren an der Spitze unverändert: „Am beliebtesten ist das Fach Regie.“

Erstwohnsitz in Ludwigsburg? Nein, danke!

Genau 2670 Studenten sind derzeit an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen eingeschrieben, davon knapp 880 im Fach Innenverwaltung. Auf jene Plätze hatten sich im vergangenen Jahr 2700 Interessenten beworben, allerdings in einem gemeinsamen Verfahren für die Hochschulen in Kehl und Ludwigsburg. Wie viele Anwärter sich für die anderen Studienfächer beworben hätten, könne nicht genau beziffert werden. „Die Vorauswahl wird unter anderem von der Deutschen Rentenversicherung und der Oberfinanzdirektion Karlsruhe vorgenommen“, sagt Matthias Riede von der Hochschule.

Doch auch wenn es viele Studenten zum Lernen nach Ludwigsburg zieht: Ihren Erstwohnsitz möchten die meisten nicht hierher verlegen. Die von der Stadt angebotene Heimvorteil-Karte, mit der die Studenten günstiger wohnen, billiger einkaufen oder ermäßigt ins Fitness-Studio gehen können, trifft unverändert auf mäßiges Echo. Seit dem Start im März 2012 wurden erst etwa 1600 Karten ausgestellt. Gerade einmal rund 650 werden zurzeit benutzt. Im Frühjahr entscheidet der Ludwigsburger Sozialausschuss über eine Fortführung des Heimvorteils. Die Stadt hat ein nachvollziehbares Interesse daran, dass sich die Studenten mit ihrem Erstwohnsitz in Ludwigsburg anmelden: Über den Länderfinanzausgleich bekommt sie pro Bürger 1156 Euro im Jahr.