Filippo Aranzulla bietet in seinem sizilianischen Feinkostladen auch eine große Auswahl an Weinen an. Foto: Claudia Barner

Viele kleine Fachgeschäfte im historischen Ortskern von Waldenbuch haben aufgegeben. Jetzt schließen Lieferdienste, Restaurants, Spezialitätenanbieter, Cafés und Bars die Lücken.

Die Waldenbucher Innenstadt verändert ihr Gesicht. Wo früher Drogerie, Geschenklädle, das Kaufhaus Binder, Bekleidungs- oder Schreibwarengeschäfte um Kundschaft warben, stehen nun vor allem die Themen Essen, Trinken und Genuss im Mittelpunkt. Rund um den historischen Schlossberg steigt die Zahl der Bars, Restaurants, Spezialitätengeschäfte und Lieferdienste. In der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschuss lagen erneut zwei Bauanträge für gastronomische Initiativen auf dem Tisch. Der Waldenbucher Hauptamtsleiter Ralph Hintersehr bewertet den Strukturwandel grundsätzlich positiv. „Die neuen Angebote stellen eine Belebung der Altstadt dar und verhindern Leerstände. Das ist uns wichtig“, sagt er.

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Es bewegt sich was – und selbstverständlich ist das nicht. Die staatlich verordneten Schließzeiten unter Corona und die monatelangen Einschränkungen für die Kundschaft haben Gastronomie und Handel in den vergangenen beiden Jahren stark gebeutelt. Noch vor einem Jahr hatte der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz vor den langfristigen Folgen gewarnt. Inzwischen wird deutlich: Nicht alles wird gut, doch vieles wird besser. Es gibt Investoren und Macher, die auch in unsicheren Zeiten Neues wagen. Beim Rundgang durch die Waldenbucher Altstadt kann man gleich mehrere solcher Beispiele finden: Am Neuen Weg hat Filippo Aranzulla Mitte Februar einen sizilianischen Feinkostladen eröffnet. An der Straße Auf dem Graben bietet das Dolce & Sale seit 2020 Pizza und italienische Spezialitäten für zuhause an. Im Sommer wird dort die Eisdiele geöffnet.

Das ehemalige Gasthaus Lamm hat wieder einen Pächter

Auch das ehemalige Gasthaus Lamm an der Krone-Brücke, das erst unlängst zum Verkauf stand, hat wieder einen Pächter: den Lieferanbieter „Punch Pizza“. Ein Standort – zwei Welten: Nur wenige Schritte entfernt zelebriert Küchenchef Erik Metzger im Restaurant des Gasthofs Krone die hohe Kunst der Sterneküche. Das Gasthaus Traube, schräg gegenüber an der Grabenstraße, hat sich indes von den Auswirkungen durch Corona noch nicht erholt. „Derzeit haben wir geschlossen und wir wissen noch nicht, was die Zukunft bringt“, heißt es dort.

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Doch es geht weiter mit der kulinarischen Stadtentwicklung: An der Fußgängerbrücke zur Gänswiese soll sich künftig alles ums Thema Wein drehen. Der Bauantrag gibt Einblicke in die Pläne für das Ladengeschäft in der historischen Gebäudezeile, die von der Bauträgergesellschaft Restora restauriert wird. Vorgesehen ist die Eröffnung einer Enothek, die Weinverkostungen anbietet und dazu kleine Speisen reicht.

Besonders beliebt ist der Bereich rund um das alte Postgebäude

Erste Anlaufstelle für Waldenbuch Besucher, die nach einer Möglichkeit zur Einkehr suchen, aber ist und bleibt der Bereich rund um das alte Postgebäude am westlichen Stadteingang. Das Traditionsgasthaus Rössle und ein Döner-Imbiss machen den Anfang. Im Postgebäude selbst eröffnet neben dem jungen Café Friedrich und der Schankgaststätte Posthörnle nun ein Raucherlokal. Gemeinsam mit der geplanten Neueröffnung des Restaurants „Lucky am Markt“ an der Marktstraße sowie dem Ristorante Il Vicolo unter der Stadtmauer schließt sich der gastronomische Altstadtring, der allerdings noch einen Makel hat. „Montags und dienstags ist fast alles geschlossen“, hat der SPD-Stadtrat Walter Keck erst unlängst im Gemeinderat moniert. Für findige und flexible Gastronomen gibt es also weiterhin Gelegenheit, Kunden zu gewinnen.