Thorsten Strotmann feiert den fünften Geburtstag seines eigenen Theaters im Römerkastelle Foto: StN

Thorsten Strotmann, Chef eines Zaubertheaters im Römerkastell, will in Stuttgart eine Debatte über öffentliche Gelder für Kultur entfachen. Er fordert, Subventionen nur noch erfolgsorientiert zu vergeben.

Stuttgart - Subventionen hemmen Kreativität. Mit dieser provokanten These will der Zauberkünstler Thorsten Strotmann eine Debatte in Stuttgart über öffentliche Gelder für kulturelle Einrichtungen entfachen. Zum fünften Geburtstag seines Theaters Strotmanns Magic Lounge, das er im Römerkastell mit fünf Festangestellten ohne Förderung äußerst erfolgreich betreibt (nach eigenen Angaben liegt die Auslastung bei 80 Prozent), plädiert er dafür, das Publikum an der Kasse entscheiden zu lassen, welche Stücke und Stoffe aufgeführt werden sollten. Anstatt Bühnen zu unterstützen, „die sich auf Subventionen ausruhen und einen Versorgungsstandpunkt leben“, sollte das Geld von Kommunen lieber für soziale Einrichtungen verwendet werden, sagte der 42-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dass es ohne Überweisung aus dem Rathaus geht, führt Thorsten Strotmann auf seiner eigenen, kleinen Bühne vor, die er im Oktober 2009 eröffnet und dort seitdem 75 000 Gäste begrüßt hat – darunter waren viele Promis wie die gesamte VfB-Bundesligamannschaft. „Natürlich ist Kultur ein Grundrecht“, erklärte er, „der Staat hat die Aufgabe, Kultur zu fördern.“ Die öffentliche Hilfe sollte aber erfolgsorientiert erfolgen, fordert der Close-up-Magier, der sein Studium der Betriebswirtschaftslehre und des Wirtschaftsingenieurwesens mit Zauberei finanziert hat. Sein Vorschlag: „Wer bei einer Veranstaltung 1000 Euro Gewinn macht, bekommt von der Stadt 500 Euro Zuschuss.“

Der 42-Jährige plädiert für „angemessene Eintrittspreise“ und „gute Geschäftsführer“. Subventionen, meint der Magier, „verwässern den Markt“. Die Menschen wüssten gar nicht, was eine Produktion tatsächlich koste. „Die Leute werden durch Subventionen dahin erzogen, dass Kultur wenig kostet oder kosten soll.“ Die meisten Künstler lebten trotz Subventionen am Existenzminimum. Strotmann: „Das Durchschnittseinkommen bei Künstlern, die bei der Künstlersozialkasse versichert sind, liegt im Schnitt bei 15 000 Euro im Jahr.“ Der Theaterchef vom Römerkastell fordert „Kultur-Unternehmer, die Ideen haben und vor allem rechnen können, Visionäre, die den Besuchern etwas Tolles bieten, offen sind für Neues und Risikobereitschaft haben“. Verstärkt sollte man sich um Sponsoren kümmern. Enttäuscht ist er von Künstlerkollegen, die in Stuttgart auf die Barrikaden gegangen seien, als das Friedrichsbau Varieté geschlossen werden sollte. „Auf die Frage, wie viel sie persönlich bereit sind, für das Varieté zu geben, und wie oft sie das Programm regulär besuchen, kam nichts“, sagt er, „nein, sie wollten sogar auch noch Freikarten für die Programme.“

Deutliche Worte des Magiers, der gleichzeitig betont: „Ich bin gern im Theaterhaus und im Renitenz-Theater zu Gast und finde die Programme dort super. Nur die Anspruchshaltung mag ich nicht, dass immer die Stadt für etwas aufkommen muss. Da gibt es andere Einrichtungen, die das Geld viel nötiger haben.“

Den Erfolg seiner Bühne führt Strotmann auf den intimen Charakter des Theaters zurück: „Wir haben nur sechs Reihen – die letzte Reihe ist näher dran als bei Copperfield die erste.“ Man sitzt wie in einem Amphitheater um den Künstler. Hautnah ist die Magie – und doch ist es nur schwer zu fassen, was da auf der Bühne geschieht.