Die Feuerwehr musste bei dem Stromausfall vor anderthalb Wochen nicht nur eine Leitung von einem Baum befreien, sondern auch eine Frau aus einem Aufzug. Foto: Archiv SDMG

Ein großflächiger Stromausfall hat dieser Tage ganz Waldenbuch lahmgelegt – Kassen, Aufzüge und Haushaltsgeräte inklusive. Wir haben uns dort umgehört. Das Fazit: Not macht erfinderisch...

Waldenbuch - Zack – und aus! Kein Strom, kein Licht, kein Telefon in der gesamten Stadt. Gut und gerne anderthalb Stunden lang war die Stadt Waldenbuch am Mittwoch, 4. April, gänzlich ohne Energie. Ein Windstoß hatte kurz nach 17 Uhr einen Baum entwurzelt, und der war auf die Freileitung gefallen (wir berichteten). Bis zu 80 Minuten dauerte es, bis die letzten Haushalte wieder am Netz waren.

Während Verwaltung, Stromversorger und Netzbetreiber jetzt noch mit der Aufarbeitung des Vorfalls beschäftigt sind, ist in Waldenbuch längst wieder Ruhe eingekehrt. Den Kommandanten der örtlichen Feuerwehr, Albert Kayser, hat das Ganze keinesfalls in Wallung gebracht. Alarmierung und Kommunikation der Hilfskräfte liefen so oder so stets über akkugepufferten Funk, „das ist Vorschrift“, und auch das Notstromaggregat im Feuerwehrhaus, das zunächst gestreikt hatte, konnte die Einsatztruppe schnell zum Laufen bringen. „Die Batterie hat einen Schaden gehabt, aber die Feuerwehr ist da sehr einfallsreich“, sagt er. Grundsätzlich hätten er und sein Team nicht allzu viel zu tun gehabt an diesem 4. April. Eine Frau habe aus dem Fahrstuhl in ihrem Wohnhaus befreit werden müssen, weitere Alarmierungen über die Leitstelle seien nicht eingegangen, denn auch Unfälle seien nicht registriert worden – gefährliche Ampelkreuzungen gebe es schließlich nicht.

Im Haus an der Aich schaute die Feuerwehr laut Albert Kayser vorsichtshalber vorbei, „da saßen alle schon beim Abendessen“. Im Pflegeheim sprang entgegen erster Meldungen sofort das Notstromaggregat an, das liefert aber nur Energie für Licht und medizinische Geräte, nicht aber den Fahrstuhl, erklärt Ramona Neidlein, die Hausdirektorin. Wurst, Käse und Brot fürs Abendessen mussten daher über Treppen auf die Etagen gebracht werden. Mitarbeiter, Ehrenamtliche und Angehörige halfen, so die Chefin lobend, „alle hatten am nächsten Tag Muskelkater“.

In der Filderklinik müssen Patienten keinen Stromausfall fürchten

Glück für einige Händler: Der Stromausfall war an einem Mittwoch, da haben nachmittags manche zu, etwa das Fotostudio Ceska. Dafür gab’s das Malheur bei den Ceskas daheim. Die Spülmaschine lief während des Blackouts, jetzt ist sie kaputt, sagt Sieglinde Ceska. Anderswo gerieten Verkäufer in Stress. „Wir hatten keine Kasse. Wir haben alles aufgeschrieben, und als der Strom kam, haben wir alles eingebucht. Ha, das war schon ein Problem“, berichtet eine Angestellte der Bäckerei Wanner. Zudem seien Kunden, die sonst auf der Durchfahrt anhalten, vorbeigefahren, schließlich war das Geschäft ja dunkel. Auch bei Flowers and Art „ging nichts mehr“, sagt Sigrid Kleefeld. Dort hat man aus der Not eine Tugend gemacht – und früher geschlossen. In den Feierabend gehen konnten indes die Mitarbeiter bei Ritter Sport nicht, obwohl die Bänder stillstanden. Immerhin gab es keine Infos darüber, wann es mit der Produktion im Drei-Schicht-Betrieb weitergehen würde, erklärt Bianca Kulik aus dem PR-Team. Wie hoch der Ausfall ist, ist unklar.

Der Feuerwehrkommandant Albert Kayser ist froh, dass der Stromausfall verhältnismäßig kurz war. „Wenn so was über Stunden geht, sieht es anders aus“, sagt er. Patienten in der nahen Filderklinik jedenfalls müssen Stromausfälle nicht fürchten. Zwei Notstromaggregate springen nach spätestens 15 Sekunden an, erklärt der technische Leiter Oliver Cremer, und können dann die Grundlast in den wichtigsten Bereichen übernehmen. Mindestens acht Tage lang. Die Lampen in den OPs sind zusätzlich mit einer Batteriepufferung ausgestattet und überbrücken die Sekunden, bis die Generatoren anspringen. Damit den Chirurgen nie die Lichter ausgehen.