Rund 13 000 Kunden sind dem Vernehmen nach von der Insolvenz von Neckermann Strom betroffen (Symbolbild). Foto: dpa/Sina Schuldt

Das hohe Preisniveau auf dem Strommarkt hat mit Neckermann Strom bereits den sechsten Anbieter in diesem Jahr in die Insolvenz geführt.

Stuttgart - Der Stromanbieter Neckermann Strom AG hat beim Amtsgericht Norderstedt in Schleswig-Holstein die Insolvenz beantragt. „Die massiv gestiegenen Großhandelspreise haben Neckermann-Strom AG in eine Planinsolvenz in Eigenverantwortung geführt“, heißt es auf der Startseite von Neckermann Strom im Internet. Im Frühjahr wolle das Unternehmen im Frühjahr den Geschäftsbetrieb allerdings wieder aufnehmen. Neckermann Strom setzt dabei darauf, dass sich bis dahin die Marktpreise wieder entspannen werden.

Bei dem Unternehmen handelt es sich nach eigenen Angaben um einen „Ökostromanbieter mit Schwerpunkt auf Grünstromtarifen für Privathaushalte und Gewerbe, Nachtspeicher- und Elektroheizsysteme und Elektrofahrzeuge“. Zuerst hatte die „Wirtschaftswoche“ über den Insolvenzantrag berichtet. Ihr zufolge hat Neckermann Strom bundesweit rund 13 000 Kunden, die nun automatisch in die Ersatzversorgung ihres örtlichen Grundversorgers fallen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Justus von Buchwaldt der Kanzlei BBL Brockdorff Rechtsanwaltsgesellschaft bestellt, wie aus einem am Montag veröffentlichten Beschluss des Amtsgerichts hervorgeht.

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Das 2013 gegründete Unternehmen beliefert nach eigenen Angaben Haushalte in ganz Deutschland mit Strom. Erst im April war Neckermann Strom offenbar zudem ins Gasgeschäft eingetreten, das zurzeit noch stärker als der Strommarkt unter Preiserhöhungen leidet.

Neckermann Strom ist in diesem Jahr bereits der sechste Energieanbieter, der Insolvenz anmelden muss. Im Oktober stellten beispielsweise auch das Hamburger Energieunternehmen Smiling Green Energy und der Brandenburger Strom- und Erdgaslieferant Otima Energie AG einen Insolvenzantrag. Es folgten Lition, Fulminant Energie und die sächsische Dreischtrom GmbH. Eine Herausforderung für die Anbieter ist insbesondere, dass sie häufig Strom an den derzeit teuren Spotmärkten einkaufen müssen, um ihre Kunden zu beliefern. Mit den Verbrauchern haben sie jedoch oftmals Langzeitverträge mit einer Preisgarantie abgeschlossen, können die Mehrkosten also nicht an ihre Kunden weitergeben. Auch Neckermann Strom warb mit „bis zu 24 Monaten Preisgarantie“.

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Laut einer Analyse des Kreditversicherers Euler Hermes aus dem Oktober gefährden die aktuell hohen Strompreise insbesondere kleine und mittelgroße Energieversorger in Deutschland und Großbritannien. „Da die Terminmarktpreise für Energie auf einem sehr hohen Niveau liegen, könnten einige Verteiler und Versorger mit schwachen Cash-Positionen in den kommenden Monaten in Liquiditätsschwierigkeiten geraten oder sogar zahlungsunfähig werden“, warnte der Energie-Branchenexperte bei Euler Hermes, Ano Kuhanathan.