Der Preis ist nicht alles - auch beim Energiebezug. Eine Studie hat jetzt die Servicequalität von Stromanbietern unter die Lupe genommen.

Stuttgart - Der Preis ist nicht alles - auch beim Energiebezug. Eine Studie hat jetzt die Servicequalität von Stromanbietern unter die Lupe genommen. Dabei stellt sich heraus: Konzerne können punkten, bei vielen Stadtwerken hapert es noch.

"Beim Service müssen die Stadtwerke noch aufholen", sagte Thorsten Storck vom Verbraucherportal Verivox am Freitag. Im Vergleich mit anderen Stromanbietern steche eine Schwäche der lokalen Versorgungsbetriebe "schon heraus". So böten die Internet-Seiten der städtischen Betriebe oft nur wenig Informationen. Tarifrechner, mit denen der Kunde den Preis des Angebots errechnen kann, fehlten teilweise ganz. Ein weiterer Schwachpunkt sei die Öffnungszeiten der Hotlines. Auch beim Thema Vertragsausgestaltung verzeichneten einige Stadtwerke noch Defizite.

Zum fünften Mal hat die Heidelberger Firma Verivox den Service der 200 wichtigsten Energieversorger Deutschlands untersucht. Im Fokus stand weniger der Preis, als vielmehr Faktoren wie Kundenfreundlichkeit - also etwa Kündigungsfristen - oder der Service. Dieser Punkt umfasst Kriterien wie Erreichbarkeit und Kosten von Hotlines, Beratung und Internet-Angebot.

Testsieger der bundesweiten Auswertung wurden nach Angaben von Peter Reese, Leiter Energiewirtschaft bei Verivox, die EnBW-Billigstromtochter Yello sowie die Kieler Nordland Energie. In allen getesteten Kategorien hätten sie volle Punktzahl erzielt, sagte Reese. Im Südwesten bieten diese Anbieter allerdings keinen Strom an, bzw. sind preislich unattraktiv.

Unter den in Baden-Württemberg verfügbaren und günstigen Angeboten stechen vor allem Großversorger oder Vertriebsgesellschaften hervor. So ist nach Verivox-Angaben die Servicequalität der RWE-Discounttochter Eprimo, des Großversorgers EnBW, der hessischen Entega oder der Eon-Tochter E-wie-einfach top. Von den von dieser Zeitung als preisgünstig ausgewählten Versorgern, bieten zudem der Stromhändler Envacom und Stromio guten Service.

Vergleichsweise schlecht schneiden dagegen Stadtwerke ab, die in der Vergangenheit immer wieder mit günstigen Angeboten gepunktet haben. Auf einer Skala von 0 bis 10 erreichten die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen nur 5,3 Punkte, die Stadtwerke Tuttlingen 5,6 und die Bodensee-Werke 6,3. Nur marginal besser schlossen die Versorger in Konstanz, Mühlacker, Ludwigsburg, Nürtingen und Tübingen ab. Auch die Frankfurter Süwag, die Teile der Region Stuttgart mit Strom und Gas beliefert, erreichte eher durchschnittliche Werte.

Allgemein habe sich der Service der Stromer in den vergangenen Jahren aber verbessert, sagte Energiefachmann Reese. Positiv hervorzuheben sei, dass kostenpflichtige Hotlines, anders als im Bereich Telekommunikation, Ausnahmen darstellten. Allerdings hapere es beim Thema Sonderkündigung nach Preiserhöhungen. Die Frist von meist zwei Wochen, die die Anbieter den Kunden zum Wechseln einräumten, sei zu kurz. Mindestens das Doppelte sei nötig.

Landes-Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU) sagte, die Verbraucher zahlten immer noch zu viel für Energie. Besonders die sogenannte Grundversorgung bei Strom und Gas sei oft zu teuer. Durch den Wechsel ließen sich mehrere Hundert Euro im Jahr sparen. Zudem wolle er sich für kürzere Fristen beim Anbieterwechsel einsetzen. "Ein Wechsel darf nicht länger als drei Wochen dauern", sagte Hauk. Um unzufriedenen Verbrauchern eine Anlaufstelle zu geben, werde er sich für die Gründung einer zentralen Beschwerdestelle bei der Bonner Bundesnetzagentur einsetzen.