Das Umspannwerk Seewiesen bei der Krailenshalde ist eines von 25 im Stadtgebiet, das von der EnBW an die Netze Stuttgart überging Foto: Lichtgut/Volker Hoschek

Zum 1. Januar 2016 werden die Netze Stuttgart, an der letztlich die Stadtwerke die Mehrheit halten, die Aufgaben der Energie Baden-Württemberg übernehmen. Dazu sind noch diverse technische Zuordnungen an Schlüsselstellen wie Umspannwerken nötig.

Stuttgart - Ein daumendickes Kabel markiert die Trennungslinie zwischen den Stadtwerken Stuttgart und dem vorherigen Stromnetzbetreiber, Netze BW, einem Tochterunternehmen der Energie Baden-Württemberg (EnBW). „Der Trafo Nummer 112 vor dem roten Kabel gehört noch Netze BW, alles dahinter gehört Stuttgart Netze“, sagt Betriebsleiter Frank Lescher beim Ortstermin im Umspannwert Seewiesen. Es liegt in der Krailenshalde in der Nähe des Tüv. Hier war Jahrzehnte EnBW-Land. Hier verläuft künftig die Demarkationslinie zwischen dem Energiemulti und den Stadtwerken.

Vom 1. Januar 2016 an wird Stuttgart Netze die Stromversorgung in der Landeshauptstadt sicherstellen. Seewiesen ist eines von 25 Umspannwerken für die Stuttgarter Versorgung, in denen der Hochvoltstrom (110 000 Volt) auf Mittelspannung (10 000 Volt) transformiert und zu 7700 kleineren Trafostationen geleitet wird. Von dort fließt er an 500 000 Zähler in die Stuttgarter Haushalte (400 Volt) und Industriekunden. Also ins Stadtwerke-Land.

Die Stadtwerke halten 25,1 Prozent an der Betriebsgesellschaft Stuttgart Netze. Bis 2019 wird der Anteil auf 74,9 Prozent steigen und dann so hoch sein wie an der Netze-Besitzgesellschaft. Bis 1. Januar muss das innerstädtische Leitungsnetz entflochten sein. Natürlich werden dazu keine Kabel entwirrt. Es geht um definierte Schnittstellen an 51 Transformatoren, um Zuordnungen wie das daumendicke Kabel dahinter und Messtechnik. Das kostet eine Million Euro.

Der Kunde soll die Veränderung nicht spüren

Vom Wechsel der Gesellschaften wird der Kunde nichts merken, versichern die drei für den Betrieb verantwortlichen Geschäftsführer, Arvid Blume, Klaus Brändle und Harald Hauser, beim Ortstermin. 165 Mitarbeiter sind von der EnBW-Tochter zu Stuttgart Netze gewechselt, bis Jahresende sollen es 195 sein. Sie sind dann für 5000 Kilometer Stromleitungen zuständig.

Ein Teil der bisherigen Arbeiten wird weiter von der EnBW erledigt werden. Man werde das Wissen des Partners nutzen, so es den Stadtwerken nutze, sagt Arvid Blume. Die rund um die Uhr besetzte Leitstelle der EnBW wird für Stuttgart Netze arbeiten, die Abrechnung sowie Materialwirtschaft und Einkauf, Fuhrpark und Ausbildung „macht Netze BW für den Partner mit“, gibt Klaus Brändle Beispiele.

Der Stadtwerke-Konkurrent EnBW wird zehn Jahre lang als umfangreicher Dienstleister fungieren. Die Stadt zahlt 26,7 Millionen Euro als „Aufbauleistung“, also dafür, dass das, was bei der EnBW heute läuft, künftig in der Mischgesellschaft funktioniert. Nicht einig sind sich die Partner beim Thema Hochspannungsnetz. EnBW beansprucht es für sich. Man spreche miteinander, heißt es im Umspannwerk. Am Ende könnte die Zuordnung dieser Leitungen aber ein Fall für die Gerichte werden.