Petra Haas sammelt und verschickt zum Beispiel kleine Wollschlafsäcke, in die Frühchen gewickelt werden. Die winzigen Babys benötigen besonders viel Wärme. Foto: Leonie Schüler

Petra Haas’ Initiative „Stricken für Frühchen“ ist für den Ehrenamtspreis „Echt gut!“ nominiert.

Hausen - „Bei mir laufen die Fäden zusammen“, sagt Petra Haas über die von ihr geleitete Initiative „Stricken für Frühchen“. Und tatsächlich landen Fäden aus ganz Deutschland bei der 47-Jährigen in Hausen: Fäden aus Schurwolle, die liebevoll zu winzigen Söckchen, Mützchen, Westen, Handschuhen, Stulpen, Decken oder Minischlafsäcken verarbeitet wurden. Mehr als 300 „Helferlein“, wie Petra Haas sie nennt, schicken ihr die selbst gestrickten Winzlingswerke. Seit 2005, als die Hausenerin „Stricken für Frühchen“ ins Leben gerufen hat, sind 149 113 Teile zusammengekommen. Mehr als 240 Frühchenstationen aus ganz Deutschland bestellen die Handarbeiten.

Nun wurde die Initiative für den Ehrenamtspreis „Echt gut!“ nominiert, den die Landesregierung in sieben Kategorien vergibt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist Schirmherr. „Aus 1100 Bewerbungen wurden 35 Projekte nominiert. Dass wir dabei sind, hätte ich nie gedacht“, sagt Petra Haas überglücklich. Sie freut sich vor allem für ihre Helferlein, deren Arbeit durch die Nominierung wertgeschätzt werde. Aber auch das Preisgeld könnte sie gut für die Portokosten gebrauchen, denn das Sponsoring des Pakethändlers Hermes ist ausgelaufen. Der Preisverleihung, die am 6. Dezember im Neuen Schloss stattfinden wird, fiebert sie schon entgegen.

Im Handel gibt es keine Frühchen-Kleidung

Mit ihrem Engagement verbindet Petra Haas zwei Hobbys: Sie liebt Kinder, und sie strickt wahnsinnig gerne. Aus Dankbarkeit, dass ihre eigenen drei Kinder gesund zur Welt kamen, war es ihr eine Herzensangelegenheit, sich für zu früh geborene Babys zu engagieren. „So kleine Sachen gibt es im Handel nicht zu kaufen“, erklärt sie. Dabei brauchen die winzigen Menschlein ganz besonders viel Wärme. „Unschlagbar ist aber die Liebe, die mit reingestrickt wird“, ist die Hausenerin überzeugt. Von Krankenschwestern erfahre sie, wie heilsam es für die Eltern sei, wenn ihr kleines Kind neben lauter Sonden und Kanülen ein buntes Mützchen trage. „Es tut ihnen gut, wenn ihr Baby wie ein Kind aussieht und nicht wie ein aus dem Nest gefallener Vogel.“ In einem Ordner sammelt die 47-Jährige Briefe der Eltern, die sich für die Unterstützung bedanken. „Anfangs habe ich die eine oder andere Träne vergossen, wenn ich die Fotos der Würmchen gesehen habe. Aber es tröstet mich, wenn ich sehe, dass es den Kindern dank unserer Mützen gut geht.“

Die Helfertruppe ist laut Petra Haas „so bunt wie unsere Stricksachen“. Schulklassen, die Stricken lernen, schicken ebenso ihre Mützchen und Söckchen nach Hausen wie Handarbeitskreise oder Frauen, die abnehmen wollen und mit den Nadeln in der Hand seltener in die Chipstüte greifen können, erzählt Petra Haas lachend. „Manchmal habe ich auch Omas am Telefon, die in ihrer Familie keine Abnehmer finden und ganz dankbar sind, für die Frühchen stricken zu können.“ Es rühre sie, wie Seniorinnen, die am Ende ihres Lebens stehen, sich um jene Menschlein kümmern, die ganz am Anfang sind.

Das Wohnzimmer als Lager

Petra Haas selbst kommt kaum noch zum Stricken, zu aufwendig ist die Logistik. Fast täglich klingelt der Postbote und gibt Päckchen ab. In ihrem Wohnzimmer sortiert und lagert sie die Wollsachen. Zweimal im Jahr ruft sie die Krankenhäuser an und nimmt Bestellungen auf. Wenn möglich, versucht sie auf Sonderwünsche einzugehen: Mal benötigt eine Klinik mehr Kleider in Mädchenfarben, mal sind spezielle Größen gewünscht. In Tabellen registriert sie genau, wer wann welche Ware bekommt. Petra Haas achtet darauf, dass ihr Lager immer gut gefüllt ist, damit stets alle Bestellungen erfüllt werden können. Lediglich zweimal im Jahr ist Annahme- und Aussendestopp: „Im August sind wir im Urlaub und im Dezember brauchen wir den Platz im Wohnzimmer für den Tannenbaum.“