Auf dieser Sielminger Wiese fehlt es an jungen Obstbäumen. Foto: Häusser

Das Filderstädter Netzwerk Streuobstwiesen will mit verschiedenen Aktivitäten die Obstbaumwiesen schützen.

Filderstadt - Die gute Nachricht vorweg: In der Großen Kreisstadt gibt es viele Aktivitäten zur Pflege von Obstbaumwiesen. Und trotzdem bleibt noch viel zu tun, wenn man verhindern will, dass die rund 250 Hektar große Wiesenfläche weiter abnimmt.

Dies wurde im Technischen Ausschuss deutlich, als Umweltreferentin Simone Schwiete die Erfolge des Netzwerks Streuobstwiesen präsentierte. Im Jahr 2008 sei dieses Netzwerk ins Leben gerufen worden. Die vier Arbeitsgruppen hätten viele Impulse gegeben, sagte Schwiete. Um das Auflesen von Äpfeln oder Birnen attraktiver zu machen, sei beispielsweise eine mobile Moste angeschafft worden. Sie wurde jeweils zur Hälfte von der Stadt und vom Obst- und Gartenbauverein Bonlanden bezahlt. Die Presse werde stark nachgefragt. „Inzwischen ist das schon eine kleine Konkurrenz zum Filderstädter Apfelsaft“, sagte die Umweltreferentin.

Zum Erhalt der Bäume trage auch eine Obstbörse bei. Rund 70 Interessenten hätten sich im vergangenen Jahr gemeldet, so Schwiete. Sie wollten einzelne Bäume oder ein Stückle pachten, um eigenes Obst zu haben. Hilfe rund um das Obst böten die sogenannten Streuobstwiesen-Guides. Im Jahr 2010 wurden 25 von ihnen ausgebildet. Sie helfen nicht nur beim Obst pressen, sie kümmern sich auch um die Obstbörse oder um neue Schilder für den Museumsobstgarten beim Schulzentrum Seefälle und helfen beim Obstbaumschnitt.

Schnittgut zum Heizen

Außerdem haben sie Leute, die ihr Schnittgut nicht allein entsorgen konnten, beim Abtransport unterstützt. In diesem Jahr wurden erstmals an zwei Plätzen die Äste gesammelt. Das gewonnene Häckselgut konnte zum Heizen genutzt werden. „Wir haben damit rund 10 000 Liter Heizöl gespart“, sagte Schweite. Im nächsten Jahr soll es die Aktion wieder geben.

Eine ganz wichtige Funktion für das Netzwerk übernehmen Walter Hartmann und Eberhard Mayer. Sie erforschen den Zustand der Filderstädter Obstwiesen, indem sie jeden einzelnen Baum untersuchen. Das Ergebnis wird dann in einer Karte festgehalten. „Hut ab vor der Arbeit dieser beiden Herrn“, sagte Schwiete.

Man erhoffe sich von der Tätigkeit der beiden ehrenamtlich arbeitenden Fachleute auch einen Zugang zu den Grundstückseigentümern. Schließlich kämen sie bei der Kartierung immer wieder in Kontakt mit Stücklesbesitzern. Mit dieser Feststellung reagierte Schwiete auf eine Frage von Stadtrat Robert Hertler (FW). Er stellte fest, das viele Obstbaumwiesen nicht mehr gepflegt werden und wollte wissen, wie man die Eigentümer erreichen kann. Prinzipiell sei das schwierig, sagte Bürgermeister Reinhard Molt, weil viele Wiesen Erbengemeinschaften gehörten, die nur sehr schwer erreichbar seien. Lob gab es von mehreren Stadträten für die mobile Obstpresse und den Obst- und Gartenbauverein Bonlanden, der die Moste betreibt.

„Baugebiet zerstört Obstbaumwiese“

Walter Bauer (SPD) kritisierte, dass der Gemeinderat die Steuobstwiesen preise, gleichzeitig aber Baugebiete wie Gehrn in Sielmingen ausweise. Dadurch werde eine Obstbaumwiese zerstört. „Die Obstwiesen stehen in starker Konkurrenz zur vierten Fruchtfolge“, sagte er. Karlheinz Bopp (CDU) forderte, dass die Stadt beim Setzen junger Bäume große Abstände einhalten soll. Dies sicherte Bürgermeister Molt zu: „Die Bewirtschaftbarkeit zu erhöhen, ist unser Ziel.“