Begeistert kurbelten die Kinder der Tageseinrichtung Widmaierstraße am Rad, um die Äpfel der Streuobstwiese am Rohrer Weg für den Apfelsaft zu zerkleinern. Foto: Sandra Hintermayr

Kinder der Tagesstätte Widmaierstraße haben auf der Streuobstwiese frischen Saft gepresst.

Möhringen - Eigentlich ist es ganz einfach: Äpfel sammeln, die fauligen Stellen entfernen, die guten in den Trichter geben und am Rad drehen, um die Äpfel zu zerkleinern. Die feinen Raspel landen im Holzbottich. Dann die Holzbretter drauflegen und festklemmen und an der nächsten Kurbel drehen, die die Bretter nach unten schraubt und die Äpfel zusammenpresst. Nach nur wenigen Umdrehungen fließt frischer Apfelsaft aus dem Bottich in den untergestellten Topf.

 

Mit Feuereifer drängeln sich die zehn Kinder der Kindertagesstätte Widmaierstraße um die Saftpresse. Jeder möchte mal kurbeln. „Für die Kinder ist es toll zu erfahren, wo der Apfelsaft herkommt“, sagt Marco Schwender, der Leiter der Kindertagesstätte. „Und sie sehen, wie leicht es doch ist, den Saft selber herzustellen.“

Die Arbeit lohnt sich für die Kinder

Die Gruppe mit Vier- bis Sechsjährigen hat am Freitagmorgen die Streuobstwiese am Rohrer Weg besucht. Nach einem gemeinsamen Picknick und einer Einführung durch Ursula Minges von der Schutzgemeinschaft Rohrer Weg haben die Kinder eimerweise Äpfel von der Streuobstwiese aufgelesen, um sie dann mit vereinten Kräften zu Saft zu pressen. So viel Arbeit muss natürlich auch belohnt werden. Die Kinder probieren ihren Apfelsaft gleich auf der Wiese. „Lecker, schmecker“, sagt einer der Jungen mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Noch mal, noch mal“, verlangt eines der Mädchen und hebt ihren leeren Becher in die Höhe. Ursula Minges mahnt zur Vorsicht: wer zuviel von dem naturtrüben Apfelsaft trinkt, könnte Bauchschmerzen bekommen.

Der Saft schmeckt herrlich süß, obwohl kein Gramm Zucker darin steckt. Die Süße kommt von den Birnen, die die Kinder geschenkt bekommen und mitgebracht hatten. Sie sind ebenfalls in der Presse gelandet. Mehr als sechs Liter Saft haben die Kinder an diesem Morgen selbst gepresst. Was sie nicht direkt auf der Wiese trinken, füllen sie ab und nehmen es mit zurück in die Kindertagesstätte. So bekommen die Kinder, die nicht mit auf der Streuobstwiese waren, auch noch einen Becher von dem guten Saft ab.

Die Streuobstwiese als Kulturlandschaft

Ursula Minges lädt jedes Jahr Kinder ein, auf den Streuostwiesen selbst Apfelsaft zu pressen. Sie möchte den Kindern damit auch vermitteln, wie wichtig die Kulturlandschaft Streuobstwiese ist. Und dass es die Wiesen zu schützen gilt, denn sie sind Naherholungsgebiet, Frischluftquelle und Lebensraum für Pflanzen und Tiere. „Die Apfel- und Birnenbäume am Rohrer Weg sind teilweise bis zu hundert Jahre alt“, sagt Minges.

Aus den Äpfeln wird der „Stuttgarter Apfelsaft“ gepresst, den seit 1992 die Uhlbacher Fruchtsaftkelterei Mayer herstellt. Die Mosterei nimmt jedes Jahr tonnenweise Äpfel für den naturtrüben Apfelsaft von den Stuttgarter Streuobstwiesen an. Am Rohrer Weg alleine wurden am Freitag vier Tonnen Äpfel abgegeben. „Die Ernte ist ganz gut dieses Mal, nicht überdurchschnittlich, aber besser als im letzten Jahr“, sagt Minges.