Der Wernauer Bürgermeister Armin Elbl und die Vize-Landrätin Marion Leuze-Mohr markieren einen Apfelbaum. Foto: Horst Rudel

as Ernteprojekt „Gelbes Band“ ist jetzt im Landkreis Esslingen flächendeckend angelaufen. In 36 Kommunen können die Menschen kostenlos Obst von Bäumen ernten und verwerten, die durch eine Markierung für die Allgemeinheit freigegeben sind.

Kreis Esslingen - Noch ist nicht klar, wie die Menschen das Ernteprojekt „Gelbes Band“ annehmen werden, das jetzt landkreisweit angelaufen ist. Doch glaubt die Esslinger Vize-Landrätin Marion Leuze-Mohr schon jetzt an einen Erfolg. „Man wird sehen, wie viel abgeerntet wird, aber ich bin mir sicher, dass diese Aktion keine Eintagsfliege bleiben wird“, sagte Marion Leuze-Mohr am Mittwoch beim offiziellen Startschuss in Wernau.

Äste dürfen nicht abgebrochen werden

Bei dem Projekt darf jeder die mit einem gelben Band markierten Bäume kostenlos abernten und das Obst verwerten, ohne Ärger zu riskieren. Jedenfalls solange man sich an drei Regeln hält: Als oberstes Gebot gelte, dass keine Äste abgebrochen oder Bäume beschädigt werden dürfen, erklärt die Erste Landesbeamtin, Marion Leuze-Mohr. Außerdem dürfen Grundstücke nicht verschmutzt werden. Und schließlich muss ein Stückle wieder so verlassen werden, wie es angetroffen wurde. Wer keine entsprechende Ausrüstung hat, wie etwa eine Leiter, begnügt sich besser mit dem Auflesen von Fallobst.

Der Kreis Esslingen ist laut dem Obst- und Gartenbauberater im Landratsamt, Jens Häußler, bisher der einzige Landkreis, der die Aktion „Gelbes Band“ in konzertierter Form anbietet. Von insgesamt 44 Städten und Gemeinden beteiligen sich 36 daran. Erreicht werden soll, dass möglichst viel geerntet wird. Dass Obst auf den Grundstücken einfach vergammelt, ist vielerorts zu beobachten. Die Gründe dafür sind bekannt. Der Altersdurchschnitt der Gütlesbesitzer steigt, erklärt Marion Leuze-Mohr. Vielen von ihnen falle es zunehmend schwer, ihre Bäume zu pflegen und abzuernten. Häufig fehle es auch an der Zeit und an der notwendigen Leidenschaft.

Der Kreis Esslingen hat die meisten Streuobstflächen

Im Landratsamt Esslingen und in den Rathäusern der teilnehmenden Kommunen hofft man, dass künftig weniger Obst verfault und an anderer Stelle aus den schmackhaften Früchten Kuchen, Marmeladen oder Säfte hergestellt werden können. Marion Leuze-Mohr zufolge ist die Aktion letztlich auch ein Signal in die Bevölkerung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Viel zu viele Lebensmittel landeten heutzutage einfach im Müll.

Vorreiter der Aktion ist Filderstadt gewesen, berichtet Jens Häußler. Dort sei das „Gelbe Band“ bereits vor einigen Jahren eingeführt worden. Im vergangenen Jahr seien dann Köngen und Beuren gefolgt. Das obstreiche Jahr 2018 habe dem sicherlich Vorschub geleistet, so der Obst- und Gartenbaufachmann. Zwar gebe es auch andernorts wie beispielsweise in Schlierbach (Kreis Göppingen) oder Mössingen (Kreis Tübingen) lokal die Aktion „Gelbes Band“. Doch auf Ebene der Landkreise habe der Kreis Esslingen die Nase vorn – was wiederum nicht verwundern kann: Verfügt der Kreis mit 9600 Hektar doch über die größte Streuobstfläche bundesweit. Auf jeden Hektar Streuobstfläche kommen durchschnittlich 80 Bäume. Insgesamt sind es 768 000 Obstbäume. Bekannt sind beispielsweise die Kirschbäume in Neidlingen. Aber auch das Freilichtmuseum in Beuren ist mit seinen 650 Streuobstbäumen auf dem insgesamt elf Hektar großen Museumsgelände ein kleines Obstparadies.

Die Markierungsbänder sind auf den Rathäusern erhältlich

Jens Häußler rechnet damit, dass es zwei bis drei Jahre dauern könnte, bis das Ernteprojekt „Gelbes Band“ die notwendige Bekanntheit und Akzeptanz in der Bevölkerung findet. Umso dringender sein Appell, sich an der Aktion zu beteiligen. Die Rathäuser werden vom Landratsamt mit dem gelben Forstmarkierungsband versorgt, das nach zwei bis drei Jahren verrottet. Private Stücklebesitzer können die Bänder auf ihrer Verwaltung abholen und dann ihre Bäume markieren.