Schlagabtausch im Mercedes-Museum mit Stefan Wolf (Südwestmetall, links) und Roman Zitzelsberger (IG Metall, rechts) – moderiert von Matthias Schiermeyer. Foto: Lichtgut

Die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie gewinnt plötzlich an Schärfe: Die Arbeitgeber halten die Forderungen der IG Metall teilweise für gesetzeswidrig. Dies hielt Südwestmetall-Chef Stefan Wolf dem IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger im Streitgespräch unserer Zeitung vor.

Stuttgart - Die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie gewinnt vor der zweiten Verhandlung unvermittelt an Schärfe: Die Metallarbeitgeber im Südwesten werfen der IG Metall eine teilweise rechtswidrige Forderung vor. Demnach könnten auch Streiks dazu illegal sein.

Die Gewerkschaft will für alle Beschäftigten einen Rechtsanspruch auf eine Arbeitszeitverkürzung von 35 auf 28 Wochenstunden durchsetzen und verlangt für diverse Gruppen einen Entgeltzuschuss – beispielsweise für Mitarbeiter, die Kinder unter 14 Jahren oder ältere Menschen betreuen. „Das ist diskriminierend, ungerecht und aus unserer Sicht rechtswidrig“, hielt der Südwestmetall-Chef Stefan Wolf dem IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger in einem Streitgespräch auf Einladung unserer Zeitung vor. „Daher wird es keinen Teillohnausgleich geben.“

Vor allem Frauen würden benachteiligt

Gesetzeswidrig ist aus Sicht der Arbeitgeber die finanzielle Ungleichbehandlung von Beschäftigten, die ihre Arbeitszeit nach dem Teilzeitgesetz deutlich abgesenkt haben gegenüber Mitarbeitern, die laut IG-Metall-Forderung ihre Arbeitszeit um mindestens 3,5 Stunden reduzieren und einen monatlichen Zuschuss von 200 Euro erhalten sollen. Dies würde vor allem Frauen benachteiligen, heißt es. Die IG Metall solle erkennen, „dass ein Teil ihrer Forderung juristisch nicht haltbar ist“, sagte der Verhandlungsführer Wolf. „Sie sollte überprüfen, ob dann nicht auch alle Streiks zu dieser Forderung rechtswidrig wären.“

Zitzelsberger erwiderte, es sei „Unfug, von Rechtswidrigkeit zu reden“. „Wir wollen etwas Neues, was es heute nicht gibt“, erläuterte er. Sofern es da ein Problem gebe, „lösen wir es, indem wir für diese Beschäftigten schlicht den Zugang zu einem Modellwechsel ermöglichen – also den Übergang vom heutigen Teilzeitmodell zur verkürzten Vollzeit“. Es würde weniger als ein Prozent der Lohnerhöhung ausmachen, wenn die Wünsche der Gewerkschaft zur Arbeitszeit voll erfüllt würden. Wolf warf seinem Pendant daraufhin vor, „eine neue Forderung nachzuschieben“.

Vor Ausweitung des Konflikts gewarnt

Die Arbeitgeber hatten jüngst eigene Forderungen zu einer Ausweitung der Arbeitszeiten vorgelegt. „Sie wollen die Zuschläge sparen, die in ungünstigen Zeiten anfallen“, rügte Zitzelsberger. „Darüber werden wir einen heftigen Streit kriegen.“ Die Kontrahenten treffen sich an diesem Donnerstag zur zweiten Runde in Ludwigsburg. Vor Beginn ist eine erste Kundgebung geplant. Warnstreiks sind vom 1. Januar möglich. Zitzelsberger warnte vor einer Ausweitung des Konflikts, beispielsweise mit den neuen Ganztagesstreiks: Wenn die Arbeitgeber zu den Forderungen nach sechs Prozent mehr Lohn, nach individueller Arbeitszeitverkürzung und einem Entgeltzuschuss bis zur dritten Runde Mitte Januar „keine andere Haltung an den Tag legen, haben wir nicht die Chance, bis Anfang Februar fertig zu sein“, sagte er. „Dann kann es richtig Krach geben.“