Die EnBW stößt das Genehmigungsverfahren für das umstrittene Projekt in Walheim (Kreis Ludwigsburg) offiziell an. Die Initiative „Bürger im Neckartal“ kündigt bereits Einwendungen an.
Um die Planung der EnBW, beim jetzigen Kohlekraftwerk in Walheim eine Verbrennungsanlage für Klärschlamm zu errichten, gab es in den vergangenen Monaten heftige Debatten. Widerstand regte sich vor allem in Walheim und im benachbarten Gemmrigheim, das in Sichtweite zum Standort liegt. Die Initiative „Bürger im Neckartal“ sammelte mehr als 3500 Unterschriften gegen das Vorhaben, der Gemeinderat Walheim verhängte zwischenzeitlich eine Veränderungssperre für das Areal. Inzwischen nähert sich der Zwist der entscheidenden Phase: Die EnBW stellte beim Regierungspräsidium Stuttgart am 23. Februar den Bauantrag für die Anlage. Das teilt das Energieversorgungsunternehmen jetzt mit.
Die EnBW strebt an, die Anlage 2026 in Betrieb zu nehmen und mit ihrer Tochter Mobile Schlammentwässerung GmbH zu betreiben. Die Anlage ist dafür gedacht, kommunal anfallenden Klärschlamm zu verbrennen – was aufgrund der Energiewende bald nicht mehr in Kohlekraftwerken möglich sein wird. Rückgewonnen werden soll dabei in einem ersten Schritt auch Phosphor. Ein Stoff, der laut EnBW zunehmend knapp ist und für die Düngemittel- sowie Waschmittelindustrie zwingend benötigt wird.
Entscheidung gegen Ende des Jahres
Mit einer Entscheidung über den Bauantrag rechnet die EnBW bis Ende des Jahres. Das Regierungspräsidium wird zunächst die Unterlagen auf Vollständigkeit prüfen, danach ihren Inhalt unter die Lupe nehmen. In dem Genehmigungsverfahren wird auch die Bevölkerung Einblick in die Planung erhalten und Stellung beziehen können.
Ein Hauptaugenmerk dürfte bei der Entscheidungsfindung darauf liegen, ob die Vorgaben aus dem Regional- und dem Flächennutzungsplan erfüllt werden. Sie sehen am Standort eine Anlage zur Energiegewinnung, genauer gesagt Stromerzeugung vor. Die EnBW pocht zwar darauf, dass die Anlage „regional grüne Energie“ in Form von Strom und Wärme erzeugen wird, die für umliegende Gemeinden verfügbar sein wird. Die Bürgerinitiative betitelt das jedoch als „Greenwashing“. In Wirklichkeit werde die bei der Verbrennung als Nebenprodukt entstehende Energie vor allem für den laufenden Betrieb genutzt und als Wärme an die Umgebungsluft entsorgt – ohne, dass die Nachbargemeinden sie nutzen könnten. Der EnBW scheint die Bedeutung dieses Punktes im jetzt beginnenden Genehmigungsverfahren jedenfalls bewusst zu sein. Sie schreibt in ihrer Mitteilung nicht mehr von einer Verbrennungs- oder Verwertungsanlage. Sondern von einem Klärschlammheizkraftwerk.
Bürgerinitiative hat Einwendungen
Die Bürgerinitiative kündigt als Reaktion auf den Bauantrag bereits Einwendungen im Zuge des Genehmigungsverfahrens an. Im besagten Punkt der fraglichen Energiegewinnung. Aber auch etwa damit, dass wegen der Anlage am Tag bis zu 150 Lastwagen-Fahrten nötig wären, um entstehendes Abwasser zu Kläranlagen zu transportieren. Auch müsste die bei der Verbrennung entstehende Klärschlamm-Asche zu einem anderen Industriestandort gebracht werden, um das Phosphor wirklich gewinnen zu können.