„Auch Tübingen schafft es nicht“ – diesen Tweet von Karl Lauterbach zu Boris Palmers Sonderweg in der Corona-Krise will der Tübinger Grünen-Politiker nicht auf sich sitzen lassen.
Tübingen - Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach glaubt nicht an einen Erfolg des bundesweit beachteten Modellprojekts in Tübingen mit Öffnungsschritten und verstärkten Tests. „Auch Tübingen schafft es nicht“, schrieb Lauterbach am Mittwoch auf Twitter und postete eine Grafik mit steigenden Corona-Fallzahlen. Weiter schrieb er: „Die Tests für Schulen und Betriebe fehlen noch, der Aufbau dauert.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) und die Pandemiebeauftragte Lisa Federle wiesen die Kritik des SPD-Politikers zurück. „Karl Lauterbach kennt den Unterschied zwischen dem Landkreis Tübingen und der Universitätsstadt Tübingen nicht. Als Rheinländer sei ihm das verziehen, aber seine These beruht auf den falschen Zahlen. Der Anstieg der Inzidenz im Landkreis Tübingen findet bisher in der Stadt Tübingen nicht statt.“
Lauterbach plädiert für einen harten Lockdown
Federle erklärte, nach ihren Informationen bewege sich die Inzidenz in der Stadt seit zwei Wochen in einem Korridor zwischen 20 und 30. Der von Lauterbach zitierte Anstieg der Inzidenz im Landkreis Tübingen gehe auf Ausbrüche an Schulen und Kitas außerhalb des Stadtgebiets zurück. Palmer reagierte auch auf Lauterbachs Kritik an fehlenden Tests. „Tübingen hat aber auch die von Lauterbach geforderten Testungen in Schule, Kita und Betrieben längst auf den Weg gebracht.“
Lauterbach plädiert für einen harten Lockdown, um das Tempo aus der Verbreitung der britischen Mutante herauszunehmen. „Das haben alle anderen auch nicht anders geschafft. Es gibt keinen dritten Weg“, sagte er am Mittwoch im WDR.
In Tübingen läuft seit etwa zehn Tagen ein Modellprojekt zu mehr Öffnungsschritten in Corona-Zeiten. An neun Teststationen können die Menschen kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen.