Scarlett Johansson steht wegen ihrer Rollenauswahl nicht zum ersten Mal in der Kritik. Foto: AP

Als Superheldin Black Widow feiert Scarlett Johansson Erfolge im Popcornkino. Nun soll sie in einem ernsteren Drama eine Frau spielen, die als Mann leben möchte. Nicht nur in der Transgender-Gemeinde weckt das Unmut.

Hollywood - Transsexuelle Schauspieler hat jede Talentagentur Hollywoods in der Kartei. Jobangebote allerdings gibt es stets weniger als Arbeitssuchende – und für Transsexuelle noch einmal sehr viel weniger. So jedenfalls klagen Betroffene wie Trace Lysette, eine Ex-Drag-Queen, die selbst in der Amazon-Prime-Serie „Transparent“ eine Dauerrolle hat.

Nun ist endlich wieder eine größere Hollywood-Produktion über eine Frau angekündigt, die sich als Mann fühlt und so leben möchte, „Rub & Tug“. Aber prompt gibt es Aufregung. Die Hauptrolle soll Scarlett Johansson spielen, eine von Hollywoods angesagtesten Darstellerinnen, die mit ihrem Frausein nicht hadert. Dieser Star brauche doch das Geld nicht, hat etwa die afroamerikanische Autorin, Aktivistin und Rechtsanwältin April Reign getwittert: „Sie hat ihren festen Platz im Marvel-Kinouniversum und wird darin mit ,Black Widow’ ihren eigenen Film erhalten. Sie ist bestens etabliert, braucht das folglich auch nicht zur Profilbildung. Warum also nimmt sie Tansgender-Schauspielern Arbeit weg?“

Vorbild ist #oscarssowhite

Der Vorwurf unfairer Verdrängung steht damit im Raum, und Reign ist eine Expertin für effektive Vorwürfe. Sie ist die Initiatorin der 2015 gestarteten Kampagne #oscarssowhite, die Hollywoods lange unerschütterlichen Eliteclub, die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, dazu gebracht hat, in fast panikartiger Geschwindigkeit neue Mitglieder aufzunehmen und dabei vor allem bislang beiseite geschulterte Minderheiten zu berücksichtigen.

Johansson steht schon zum zweiten Mal wegen angeblicher Okkupation am Pranger. 2017 spielte sie die Hauptrolle in der Manga-Verfilmung „Ghost in The Shell“, in der Comic-Vorlage eine asiatische Figur. Regie führte damals Rupert Sanders, der auch „Rub & Tug“ inszenieren soll. Die nun aus der Trans-Gemeinde in die sozialen Netzwerke getragene Korrektheitsforderung, eine normale Frau dürfe keine Transgender-Rolle spielen, haben bereits einige aus der Filmbranche als Missverständnis des Schauspielberufes zurückgewiesen. Aber noch ist keinesfalls absehbar, wie hoch die Debatte kochen und welche Folgen sie haben wird.