Ein multikulturelles Moderationsteam sollte bei „Sack Reis“ bislang subjektive Blicke auf die Welt präsentieren. Foto: SWR/ARD Audiothek

Der SWR nimmt zwei Folgen von „Sack Reis“ aus dem Netz, um keine Re-Traumatisierungen zu verursachen.

Nach längerem Zögern hat sich der Südwestrundfunk (SWR) nun doch entschlossen, zwei strittige Folgen seines beim Jugendradio „Das Ding“ angesiedelten Podcasts „Sack Reis“ ganz aus dem Netz zu nehmen. „Für die Veröffentlichung der Podcast-Folge „Kurz vor Krieg? Der zerbrechliche Frieden in Bosnien-Herzegowina“ bitten wir euch aufrichtig um Entschuldigung“, teilt der Sender via Social Media mit. „Wir löschen die Folge und die Sonderfolge mit Melina Borčak, damit wir keine weiteren Verletzungen oder (Re-)Traumatisierungen bei Menschen verursachen. Wir werden unsere Fehler aufarbeiten und nutzen dafür auch unabhängige wissenschaftliche Expertise.“ In der den Streit auslösenden Folge hatte die Moderatorin Merve Kayikci mit einer jungen serbischen Bosnierin gesprochen, die ausweichend auf Fragen nach ihrem Wissen über die Verbrechen im Bürgerkrieg antwortete. Die Journalistin Melina Borčak griff den SWR daraufhin an, er verbreite die Leugnung eines Genozids. In einem späteren Podcast wollte der SWR Borčak ins Gespräch mit der verantwortlichen Redakteurin Karin Feltes bringen. Der von Stephanie Haiber moderierte Versuch entgleiste, wofür die Beteiligten noch während des Gesprächs einander die Schuld gaben. Trotz der Löschung der Folgen stellt der Sender klar: „Den Tatbestand der Genozidleugnung sieht der SWR nach wie vor nicht gegeben ... Die Angriffe gegen einzelne Mitarbeiter:innen des Hauses, seien es Redakteur:innen oder Hosts des Podcasts, weisen wir zurück, ebenso wie die Forderungen nach Kündigung etc.“ Das ursprünglich für subjektive Blicke auf die Welt gedachte Format „Sack Reis“ pausiert allerdings weiterhin.

 

Schwere Vorwürfe