Für manche Vogelarten können die Rotorblätter der Windmühlen tödlich sein Foto: dpa-Zentralbild

Wo der Milan fliegt, ist Windkraft tabu. Doch wo ist das? Ein Leitfaden soll den Gemeinden die Antwort erleichtern. Doch Investoren fürchten, dass diese dann die Finger ganz davon lassen.

Freiburg - Der Bundesverband Windenergie befürchtet einen Rückschlag für die Windkraftnutzung, wenn das Land dem Vogelschutz noch mehr Bedeutung einräumt. „Dann stellt sich die Frage, ob das Ausbauziel der Landesregierung noch erreichbar ist“, sagt der Landesvorsitzende des Verbands, Walter Witzel, mit Blick auf einen neuen Leitfaden des Landes. Vor allem die darin beschriebenen Schutzmaßnahmen für den seltenen Rotmilan, der häufig in die Rotorblätter gerät, alarmieren die Investoren.

So soll in „Dichtezentren“, wo in einem Radius von 3,3 Kilometern um ein Windrad mindestens vier Revierpaare vorkommen, keine Ausnahmegenehmigung möglich sein. Außerdem muss ein Mindestabstand von 1000 Metern zu Fortpflanzungs- und Ruhestätten eingehalten werden.

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) erarbeitet dieses Papier, dessen Entwurf unserer Zeitung vorliegt, derzeit als Handreichung für die planenden Kommunen. Doch diese, so fürchtet die Branche, werden die Rotmilan-Gebiete pauschal aus ihrer Planung herausnehmen, weil sie keinen Ärger haben wollen. „Ein großer Windkraftprojektierer hat festgestellt, dass mehr als die Hälfte seiner Projekte auf der Schwäbischen Alb durch diese Regelung gefährdet wäre“, sagt Witzel, der früher Landtagsabgeordneter der Grünen war. Er fordert deshalb, dieses Papier, das am Freitag verabschiedet werden soll, zuvor mit der Windbranche zu diskutieren.

Die Landesregierung hält die Kritik für unbegründet. Die Hinweise erleichterten und beschleunigten vielmehr Planung und Genehmigung von Windrädern, weil sie wichtige Vogelschutzfragen beantworteten. „Dichtezentren“ seien keineswegs pauschal für die Windenergie verloren.