Im Dezember 2017 wurde die U-12-Linie in Remseck eingeweiht. Der Landrat Rainer Haas will die Stuttgarter SSB bis nach Markgröningen fahren lassen. Foto: factum/Archiv

Der Streit um die Stadtbahn in Ludwigsburg wird immer absurder. Nun plant der Landrat Rainer Haas mit SSB-Strecken an der Barockstadt vorbei – und der OB Spec träumt weiter von einer Wasserstoffbahn.

Ludwigsburg - Immer wenn man denkt, in der Stadtbahn-Debatte gäbe es keine neue Wendung, kommt doch eine um die Ecke. Gerade drei Tage ist es her, dass der Ludwigsburger Gemeinderat Nein gesagt hat zur gelben SSB-Stadtbahn mit hohen Bahnsteigen in der Barockstadt, dafür Ja zu Schnellbussen und einer Straßenbahn mit niedrigen Einstiegen. Nun will der Landrat Rainer Haas Varianten ausloten, um Ludwigsburg notfalls zu umfahren. Der Tonfall zwischen Haas und Oberbürgermeister Werner Spec wird immer gereizter.

Zwei Ausgangspunkte haben die alternativen Linien. Einmal die U-12-Endhaltestelle in Remseck. Von dort könnte eine SSB-Stadtbahn über Pattonville, Kornwestheim bis nach Möglingen und Schwieberdingen fahren, dann sogar bis nach Markgröningen. Oder man fährt mit der U 15 von Stammheim über das Gewerbegebiet Kallenberg entlang der B 10 bis Münchingen und Schwieberdingen. Auch hier wäre der Ringschluss nach Markgröningen möglich.

Vor zwei Wochen hat Rainer Haas selbst bei einer Pressekonferenz auf alte Berechnungen verwiesen, wonach ohne Ludwigsburg Stadtbahnstrecken schwer umsetzbar seien. Das sieht er nun anders – und will berechnen lassen, ob sich solche Routen tragen. Der Ludwigsburger OB Werner Spec hat am Dienstag dazu gesagt: „Das halte ich nicht mal im Ansatz für realistisch.“

Rainer Haas verweist auf acht Bündnispartner. Neben dem Landratsamt wären das die Kommunen Remseck, Kornwestheim, Möglingen, Schwieberdingen, Markgröningen, Ditzingen und Korntal-Münchingen. Tatsächlich wollen die Bürgermeister im Umland die SSB-Hochflurbahnen, nur Ludwigsburg hat sich von Anfang an für eine Niederflurbahn als eigenes System ausgesprochen. Diese Haltung wurde im Gemeinderat am Mittwoch bekräftigt. Das Treffen der Bürgermeister nächste Woche, zu dem Spec nicht eingeladen ist, wird zeigen, wie das Umland reagiert.

Für Rainer Haas hat der Gemeinderat den 2017 gefundenen Kompromiss aufgekündigt. „Der OB hat erklärt, dass er eine Stadtbahn vielleicht in ein paar Jahren will, dann wolle er erst entscheiden“, sagt Haas, „damit ist die Katze aus dem Sack. Wir brauchen jetzt eine Entscheidung.“ Spec und die Ratsmehrheit betonen, sie stünden zur sogenannten Doppelstrategie: Danach plant die Stadt Schnellbusse und eine Wasserstoff-Bahn nach Markgröningen, der Landkreis eine Ludwigsburger Tram nach Markgröningen mit niedrigen Einstiegen, die nicht mit der SSB kompatibel ist.

Die Stadt Ludwigsburg treibt ihre Pläne für Schnellbusse voran und will die Schienenstrecke nach Markgröningen reaktivieren. Haas stellt in Frage, ob er die eigentlich gemeinsam beschlossene Niederflurbahn überhaupt weiter plant: „Wir werden keine Millionen ausgeben, wenn Ludwigsburg nicht die Umsetzung zusichert.“ Im Herbst soll es erneut zu einem Gespräch mit dem Verkehrsministerium kommen. Doch die Standpunkte sind offenbar unvereinbar.