Mobile Luftfilter brauchen viel Platz. Foto: picture alliance/dpa/Hauke-Christian Dittrich

Im Schulbeirat des Stuttgarter Gemeinderats haben sich Elternvertreter für Luftreinigungsgeräte in allen Klassenräumen ausgesprochen. Die Verwaltung möchte sie wegen negativer Nebenerscheinungen nur partiell aufstellen.

Stuttgart - Schulbürgermeisterin Isabel Fezer hat das für die Schulen geplante Luftfilterkonzept im Fachausschuss des Gemeinderats vorgestellt und empfohlen, nur schlecht lüftbare Klassenräume mit mobilen Luftfiltergeräten auszustatten. Damit sind die Elternvertreter und einige Fraktionen nicht einverstanden.

 

Eltern führen weitere Argumente an

Die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats (GEB) der Stuttgarter Schulen kritisierte im Schulbeirat, dass die Studie der Universität Stuttgart extremes Wetter nicht berücksichtige, wo Fenster zum Lüften nicht geöffnet werden könnten. „Alles, was die Aerosolkonzentration verringert, wird als ein Baustein betrachtet, wie die Sicherheit der Kinder erhöht werden kann – nur die mobilen Luftfiltergeräte nicht. Das Staatsministerium ist mit Luftfiltern ausgestattet worden, was entsteht da für ein Eindruck?“ Die Kinder hätten sehr gelitten, „das darf so nicht mehr passieren“, so Manja Reinholdt.

Auch Kitas melden Bedarf an

Sebastian Wiese vom GEB der Kitas zeigte „kein Verständnis dafür, wenn die Geräte nicht angeschafft werden“, Klaus Käpplinger von der Evangelischen Gesellschaft plädierte für deren Einsatz ergänzend zu anderen Maßnahmen.

Studie empfiehlt stationäre Anlagen

Grund für die Zurückhaltung des Fachreferats ist eine Studie der Universität Stuttgart, die verschiedene Lüftungsmöglichkeiten miteinander verglichen hat. Mobile Luftfilter könnten demnach zwar helfen, das Infektionsrisiko zu senken, am Stoßlüften komme man aber nicht vorbei. Außerdem würden die Lüfter nur Luft umwälzen und keine frische Luft zuführen, Lärm verursachen und Zugluft produzieren. Für den Herbst empfehlen die Wissenschaftler außerdem eine halbe Belegung der Klassen, mittelfristig dann fest installierte Raumluftanlagen (RLT). „In gut belüftbaren Räumen können wir auf die negativen Begleiterscheinungen der mobilen Filter verzichten“, so Isabel Fezer.

Experten raten zu Masken im Klassenzimmer

Stadtrat Luigi Pantisano sprach sich klar für die Ausstattung aller Klassenräume aus, auch in der Hoffnung, damit den Kindern das Maskentragen zu ersparen. „Geld ist da, das sind wir den Kindern schuldig.“ Allerdings widersprach zunächst Konstantinos Stergiaropoulos, Institutsleiter an der Universität Stuttgart: „Den Aufenthalt ohne Maske würde ich trotz Betriebs von mobilen Luftreinigern keineswegs empfehlen.“ Stefan Ehehalt, der Leiter des Gesundheitsamts, ergänzte: „Ein Chirurg nimmt im OP auch nicht die Maske ab, obwohl die Lüftung gut ist. Masken schützen.“

Zur Vollausstattung fehlen der Stadt 9000 Geräte

Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne) hält es für utopisch, dass bis Herbst rund 9000 Geräte für alle Klassenräume zu beschaffen sind, Iris Ripsam (CDU) die Halbierung der Klassen für „unakzeptabel“. Jasmin Meergans (SPD) warf ein, dass die Stadt die mobilen Geräte, die man jetzt beschaffe, möglicherweise „auf Dauer nicht behalten kann, weil sie Grenzwerte überschreiten“, Stadtrat Matthias Oechsner (FDP) folgt der Empfehlung der Stadtverwaltung, Ina Schumann (Puls) setzt auf den Ausbau der RLTs.

Auch Straßenlärm zählt

Die geschäftsführenden Schulleiter begrüßen einerseits, dass die Lärmschutzverordnung endlich Anwendung im schulischen Bereich finde, bitten aber auch darum, bei der Klassifizierung der Räume nicht nur auf die Fenstergröße, sondern auch auf Straßenlärm zu achten. Isabel Fezer sage: „Wir werden diese Aspekte mit einbeziehen.“