Wer sich in diesem Sommer im Holzgerlinger Waldfreibad abkühlen möchte, der muss ein bisschen tiefer in die Tasche greifen als noch 2024. Foto: Eibner-Pressefoto/Andreas Ulmer

Die vergangene Saison im Holzgerlinger Waldfreibad war schwierig. Um zumindest einen kleinen Teil der Mehrkosten aufzufangen, sollen die Eintrittspreise angepasst werden. Das bringt im Gemeinderat vor allem einen auf die Palme.

Für das Holzgerlinger Freibad war der Sommer 2024 keine erfreuliche Saison: Als wäre der Badebetrieb nicht ohnehin schon ein „Drauflege-Geschäft“ für die Stadt, zeigte sich das Wetter nicht von der stabilsten Seite – und dann fiel auch noch einer der beiden hauptamtlichen Bademeister aus. Die Konsequenz: Das Waldfreibad war ab Ende Juni nur noch im „Einschichtbetrieb“ geöffnet. Sprich, entweder morgens oder nachmittags.

 

Als Entschädigung erhielten die Saisonkarteninhaber eine Ermäßigung von 25 Prozent. Am Ende der Saison belief sich das Defizit bei rund 53 800 Besuchern auf etwa 436 000 Euro. Rein rechnerisch musste die Stadt also acht Euro pro Freibadbesuch zuschießen, wie Bürgermeister Ioannis Delakos (parteilos) in der jüngsten Gemeinderatssitzung ausführte. Zum Vergleich: 2023 waren 74 789 Badegäste in Holzgerlingen, das Defizit belief sich damals auf etwa 362 000 Euro – knapp fünf Euro pro Besuch an Zuschuss.

Die Stadt erhofft sich Mehreinnahmen von 13 000 Euro

Für die Stadtverwaltung geben diese Zahlen Anlass, nachzusteuern, und zwar in Form von „moderaten“ Preiserhöhungen, wie Delakos meinte. Geschehen soll dies in zwei Stufen: eine Erhöhung zur Freibaderöffnung 2025, die nächste im Mai 2026. Die Preise werden – abhängig von der Ticketart – um sieben bis 18 Prozent erhöht. Die Stadt erhofft sich dadurch Mehreinnahmen von etwa 13 000 Euro.

Zu viel, ist sich der BNU (Bürger für Natur und Umweltschutz) einig. Die Fraktion hatte im Vorfeld einen Antrag eingereicht, demzufolge die Familienkarten sowie jene für Alleinerziehende auf demselben Preisniveau wie heute bleiben sollen. Man wolle damit ein Signal der Familienfreundlichkeit setzen, betonte Jens Uwe Renz. Vielleicht, so die Hoffnung, kämen dann auch wieder mehr Menschen ins Waldfreibad, sodass trotzdem in Summe mehr Geld in die Kassen fließe. Und wenn nicht: „Die paar tausend Euro machen den Haushalt auch nicht fett.“ Ralf Mickeler (SPD) begrüßte diesen Vorstoß.

Alexander Wanner (CDU) sprach sich indes für den Vorschlag der Verwaltung aus. Die Kosten, unter anderem für Personal, würden immer höher. In dieser Phase – und in Anbetracht des Haushalts der Stadt – wäre es aus seiner Sicht ein falsches Signal, die Preise nicht moderat anzupassen. Dem schloss sich Eberhard Binder (Freie Wähler) an. Zumal man im Vergleich zu anderen Kommunen niedrige Preise verlange. Nach Recherchen unserer Redaktion kostet der Eintritt in Calw – ein Freibad mit ähnlichen Besucherzahlen – derzeit für Erwachsene 4,70 Euro, die Saisonkarte 129 Euro. Schönaich, ein deutlich kleineres Bad, verlangt vier Euro und für die Saisonkarte 80 Euro.

Markus Rupprecht (BNU) hielt eine flammende Rede

Für den Antrag der BNU votierten bei der anschließenden Abstimmung sieben Räte, neun waren dagegen, zwei enthielten sich. Der Vorschlag der Stadtverwaltung wurde angenommen – mit neun Ja-Stimmen. Die Erhöhung ist also beschlossen.

Dieses Abstimmungsergebnis nahm Markus Rupprecht (BNU) zum Anlass für eine flammende Rede – bei der er kein gutes Haar an der Einstellung des Bürgermeisters und seiner Ratskollegen ließ. Er sei im Gremium, um sich für Menschen einzusetzen, die nicht „in der Geburtslotterie“ gewonnen hätten, betonte er. Wie, fragte Rupprecht rhetorisch, solle er nun diesen Leuten erklären, dass man wegen 13 000 Euro mehr in der Kasse die Preise in die Höhe treibt? Wo Millionen in Straßen investiert werden „für den motorisierten Individualverkehr“.

53 800 Besucher besuchten in 2024 das Holzgerlinger Freibad. Foto: Archiv/Andreas Ulmer

Für Rupprecht ganz klar „leichtfertige Symbolpolitik“, die dem „neoliberalen Narrativ des Bürgermeisters“ folge. Ausgaben für Kultur oder eben das Freibad könne man niemals eins zu eins finanziell gegenrechnen – doch das habe man nach „40 Jahren Neoliberalismus völlig verlernt“, echauffierte er sich.

Losgelöst von der Debatte um die Eintrittspreise zeigte sich Bürgermeister Delakos „sehr sehr guter Dinge, dass wir eine Freibadsaison ohne größere Einschränkungen hinbekommen werden.“ Er spielte damit vor allem auf die Personalproblematik des vergangenen Jahres ab. Inzwischen habe man aber Personal gefunden: Zwei Bademeister, Rettungsschwimmer und Vertreter des DLRG-Kreisverbandes, mit denen Holzgerlingen eine Kooperation abgeschlossen habe, werden 2025 für die Sicherheit der Badegäste sorgen.

Ticketpreise werden erhöht

Einzeltickets
Kosteten die Einzeleintrittskarten bislang 4,20 Euro, sollen sie dem Vorschlag der Holzgerlinger Verwaltung zufolge dieses Jahr 4,50 Euro kosten, im Jahr 2026 dann fünf Euro. Der ermäßigte Preis wird von derzeit 2,30 Euro auf 2,50 Euro und dann auf drei Euro erhöht.

Saison- und Familienkarte
 Die Saisonkarte wird künftig 85 Euro kosten, ab 2026 90 Euro. Bislang kostete sie 75 Euro. Der ermäßigte Preis für die Saisonkarte lag bisher bei 38 Euro, er soll 2025 auf 45 Euro und 2026 auf 48 Euro steigen. Der Preis für die Familienkarte wird von 140 auf 155 Euro und 2026 auf 160 Euro erhöht. Hinzu kommen Familientageskarten oder Karten für Alleinerziehende