Eine weitere Bedarfsprognose soll Klarheit schaffen, wie es im Dittlau weitergeht. Foto: Horst Rudel

Die Auseinandersetzung um das geplante Großbaugebiet bei Faurndau ist vertagt. Göppingens Oberbürgermeister Guido Till will erst eine neue Prognose zum Wohnraumbedarf in der Stadt abwarten.

Göppingen - Eigentlich hätte sich der Göppinger Gemeinderat am Donnerstagabend mit dem Thema Wohnbaulandentwicklung Dittlau gar nicht beschäftigen sollen. Kurzfristig hatte die Verwaltung den Punkt von der Tagesordnung genommen, nachdem Oberbürgermeister Guido Till, wie bereits berichtet, „weiteren Gesprächsbedarf mit der Faurndauer Bevölkerung“ sieht. Als der Rathauschef unter „Aktuelle Information“ die Gründe dafür erläuterte und das weitere Vorgehen beschrieb, kam es dann aber doch zu einer Diskussion.

Till gab bekannt, dass die Stadt eine weitere Prognose zum Wohnbaubedarf in Göppingen abwarten will. Diese soll die Prognos AG erstellen, um die vom Institut Empirica vorgelegte Studie, die von fehlenden 2910 Wohneinheiten bis 2036 ausgeht, zu ergänzen. Der OB betonte, „dass ich den Leuten den Unterschied zwischen quantitativem und qualitativem Bedarf, nach dem immer gefragt wird, nicht darstellen kann“. Dies ist in der Tat nicht einfach. So konnte der Empirica-Vertreter Thomas Abraham gegenüber unserer Zeitung jüngst zwar deutlich machen, dass qualitativer Bedarf nicht ausschließlich ein Modernisieren im Bestand bedeute, dass dafür aber auch nicht zwingend auf der grünen Wiese gebaut werden müsse. Eine halbwegs verlässliche Zahl konnte er jedoch nicht nennen.

Auch die Gespräche mit den Grundstückseigentümern ruhen

„Bis die zusätzlichen Prognoseergebnisse da sind, werden im Dittlau aber keine weiteren Planungen vorgenommen“, versprach Till. Auch die Gespräche mit den Grundstücksbesitzern würden auf Eis gelegt. Rund ein Vierteljahr dürfte es wohl dauern, bis die Prognos-Ergebnisse vorlägen, schätzt der Rathauschef. „Dann kommen wir mit einer großen Vorlage“, wandte sich Till an die Gemeinderäte. Er versicherte, auch der Bevölkerung gegenüber Transparenz zu wahren. „Wir wollen keine haarscharfe Entscheidung, weil solche Beschlüsse von den Menschen immer weniger verstanden werden“, erklärte er.

Im Ratsgremium stieß das Vorgehen auf breite Zustimmung. Armin Roos (SPD) freute sich, dass endlich, wie mehrfach angemahnt, geklärt werde, was hinter den Begriffen quantitativer und qualitativer Neubaubedarf stecke. Christoph Weber (Grüne) zog einen Vergleich zur Debatte um das Müllheizkraftwerk und hofft, „dass wir die Bürger beim Thema Dittlau ernst nehmen“. Horst Wohlfahrt (FDP) begrüßte, dass „nix übers Knie gebrochen wird“. Sein Fraktionskollege Jürgen Schaile wies darauf hin, dass die Prognos AG ihre Zahlen, die für den Kreis Göppingen nur bis 2030 reichten, für die Stadt auf 2036 ausdehnen müsse.

Bäume fallen: aber nicht um vollendete Tatsachen zu schaffen

Welche Brisanz das Kapitel Dittlau birgt, wurde im Anschluss bei einer weiteren „Aktuellen Information“ deutlich. Der Göppinger Revierförster Reiner Ertl sprach, was in dieser Form unüblich ist, über den Zehn-Jahres-Forstplan. Dieser sieht für 2018 vor, im Ödewald, und damit nicht weit vom Dittlau entfernt, 500 Festmeter Holz zu schlagen. „Wir müssen da etliche Bäume fällen, weil die meisten Eschen von einem Pilz befallen sind, der das Eschentriebsterben auslöst“, betonte er. Es geht dabei aber nur um die Verkehrssicherung und nicht darum, dort oben „vollendete Tatsachen“ zu schaffen. „Den regulären Einschlag zur Durchforstung würden wir gerne zeitlich verschieben“, ergänzte Ertl – und stieß bei den Räten auf einhellige Zustimmung.