Das Gebäude des Plüderhausener Kinderschüles ist mehr als 100 Jahre alt. Foto: Stoppel

Eine Gruppe von Bürgern setzt sich für die Erhaltung eines historischen Kindergartens im Ortskern von Plüderhausen ein. Der Bürgermeister ist davon nicht erfreut.

Plüderhausen - Klaus Harald Kelemens Kindergartenzeit liegt gut 60 Jahre zurück, aber die Erinnerungen an die Zeit im „Kinderschüle“, wie die Plüderhäuser den Schlosskindergarten in der Ortsmitte nennen, sind dem Vorsitzenden der SPD-Gemeinderatsfraktion noch sehr lebendig. Tante Hanni und Tante Christa hießen seine Erzieherinnen Ende der 1950er Jahre in dem Jugendstilgebäude. „Gefühlt gut 50 Kinder“ hatte jede der zwei Gruppen aus den geburtenstarken Jahrgängen.

Heute setzen sich Kelemen und einige Mitstreiter dafür ein, dass das Kinderschüle und das ihn umgebende Bauensemble erhalten bleiben. Mehr als 500 Unterschriften haben sie deswegen am Donnerstag dem Bürgermeister Andreas Schaffer überreicht. Auch wenn es keine öffentlich gefassten Beschlüsse dazu gebe, sei das Gebäude nämlich in der Gefahr, abgerissen zu werden, sagt Kelemen. Er wolle eine öffentliche Diskussion über das Ensemble, bestehend aus der Schlosswallschule, dem Kinderschüle und dem daneben stehenden früheren Gemeindehaus, anstoßen. Es sei zu prüfen, wie dieses von Vereinen, Initiativen und Bildungseinrichtungen genutzt werden könnte.

Gut 100 Jahre altes Bauensemble

Manche Orte müssen ihre Ortsmitte neu erfinden – Plüderhausen machte den Schritt vor gut 100 Jahren. Weil es dem Ort vor allem dank des Nudelhersteller Schüle damals gut ging, entstand ein ganzes Bauensemble. Für mehrere Generationen von Plüderhäusern sei das Schlossgartenareal ein Refugium gewesen; erst als Kindergarten, dann als Schule, dann zum Tanz im Gemeindehaus – bis Mitte der 1960er Jahre der erste Kindergarten in einem Wohngebiet errichtet wurde. Das Kinderschüle war bis 1999 in Betrieb, danach diente das Gebäude als Ausweichquartier für andere Kindergärten und die verlässliche Grundschule, die 2010 in die neue Mensa auszog.

Aber die Räume werden seither noch eifrig genutzt – von der Plüderhäuser Seniorenwerkstatt. Dort, wo einst die Kinder spielten, stehen nun die Werkbänke einer großen Holzwerkstatt, es wird gebastelt und repariert: Mobiliar aus Kindergärten, öffentliche Spielgeräte, Parkbänke, Hütten für den Badesee – und gelegentlich auch hölzerne Antiquitäten von Bürgern. „Wir haben der Gemeinde viel Geld erspart“, sagt Thomas Küssner, Techniklehrer im Ruhestand und Mitglied der vierzehnköpfigen Seniorenwerkstatt.

Bürgermeister wenig erfreut

Andreas Schaffer, der Bürgermeister Plüderhausens, zeigte sich auf Anfrage indes wenig erfreut über die Unterschriftenaktion. Sie komme „zur Unzeit“, weil es keinerlei öffentliche Beschlüsse zum Kinderschüle gebe. Die Aktion gehe allein auf Harald Kelemen zurück, den Schaffer „rückwärtsgewandt“ nennt. Man müsse wissen, wann es an der Zeit sei, „für etwas Neues Platz zu schaffen“, so der Schultes. Nichtöffentlich habe er den Auftrag, mit der Volksmission zu verhandeln, einer freikirchlichen Gemeinde, die überlege, auf dem Gelände neu zu bauen. Schaffer spricht von einem „großen Sanierungsbedarf“ für das Kinderschüle, vor Jahren kursierte eine Kostenschätzung von 800 000 Euro.

Es solle der Eindruck erweckt werden, dass ein Abriss günstiger sei – was nicht stimme, sagt hingegen Kelemen. Die Seniorenwerkstatt habe dem Rathaus laut Thomas Küssner vorgeschlagen, den Umbau preisgünstig selbst anzupacken – bis auf das Dach, das Fachleute erneuern müssten.

Ob das Kinderschüle abgerissen wird, soll nun in einigen Monaten der Gemeinderat entscheiden – denkmalrechtlich wäre ein Abriss nicht zu beanstanden, sagt das Regierungspräsidium Stuttgart auf Anfrage – das Gebäude sei kein Kulturdenkmal im Sinne des Gesetzes. Im Jahr 1987 habe man das Haus begangen und es nicht in das Verzeichnis der Denkmale aufgenommen. Vor fünf Jahren habe es nochmals eine Begehung gegeben, wieder sei das Gebäude nicht aufgenommen worden. Zum laufenden Verfahren könne man sich nicht äußern, die Entscheidungen würden von der unteren Denkmalschutzbehörde im Waiblinger Landratsamt getroffen. Von dort heißt es, es lägen zurzeit keine Anträge auf Abbruch vor.

Bürgerentscheid zur Schule

Forderung
Vor 16 Jahren war die dem Kindergarten benachbarte Schossgartenschule Gegenstand eines Bürgerentscheids. Das historische Schulgebäude reichte für die Schulkinder nicht mehr aus. Die Initiatoren des Referendums forderten, die Schule im Ortskern so zu vergrößern, dass dort weiterhin alle Schüler unterrichtet werden können. Eine Ratsmehrheit hatte dafür plädiert, die Dritt- und Viertklässler in das Schulzentrum Hohberg zu verlagern.

Quorum
Zwar bekamen die Initiatoren in dem Referendum eine knappe Mehrheit, aber die Wahlbeteiligung war zu gering. Von den rund 7000 wahlberechtigten Bürgern nahmen nur 2327 an der Abstimmung teil. Die Befürworter des Vorschlags konnten nicht 30 Prozent aller Wahlberechtigten für sich gewinnen und unterlagen somit. Der Gemeinderat bestätigte danach seinen Verlagerungsbeschluss.