Szenenbild aus „Ewige Schulden“: Die MDR-Doku über die Kirche im Osten erregt die Gemüter. Foto: MDR

Eine ARD-Doku über die Neuaufstellung der ostdeutschen Kirche nach der Wende sorgt für Streit. Die Bundesstiftung Aufarbeitung will ihre Fördergelder zurück.

Weimar - Bereits vor der Ausstrahlung der Dokumentation „Ewige Schulden: Ostdeutschlands Kirchen und die Staatsleistungen“ hat die Bundesstiftung Aufarbeitung Fördergelder für den ARD-Film zurückgefordert. Die Dokumentation habe mit der ursprünglichen Intention im Förderantrag nichts mehr zu tun, sagte Vorstandsmitglied Christine Lieberknecht (CDU) der in Weimar erscheinenden mitteldeutschen Kirchenzeitung „Glaube + Heimat“ (Ausgabe vom 24. Februar 2019). Der Film ist am Montagabend um 23.55 Uhr im Ersten ausgestrahlt worden und kann jetzt in der Mediathek des Senders abgerufen werden.

Insgesamt habe die Stiftung die Produktion mit 26 000 Euro unterstützt, hieß es in dem Bericht. Dieses Geld werde jetzt zurückgefordert, da der von MDR und NDR verantwortete Film in der ausgestrahlten Fassung nicht gefördert worden wäre. Die Änderungen seien mit der Stiftung nicht abgesprochen gewesen, beklagte die frühere Thüringer Ministerpräsidentin Lieberknecht.

MDR weist Vorwürfe zurück

Die ursprünglichen Planungen unter dem Arbeitstitel „Woran glaubt der Osten“ hätten eine Dokumentation vorgesehen, in der aus der „gegenwärtigen Perspektive die Situation des Glaubens beziehungsweise des Fehlens des Glaubens in den neuen Bundesländern“ erzählt werden sollte. So habe in der Kurzbeschreibung gestanden: „Über den Rückgriff auf Zäsuren der DDR-Kirchengeschichte soll deutlich gemacht werden, wie weitreichend die gesellschaftlichen Folgen der repressiven DDR-Religionspolitik bis heute sind und wie die Strukturen der SED-Diktatur die Menschen in den neuen Ländern in Glaubensfragen immer noch prägen“, zitierte die Kirchenzeitung.

Der MDR erklärte am Montag, dem Film seien umfangreiche zweijährige Recherchen vorausgegangen. „Alle im Film enthaltenen Fakten können belegt werden“, so der Sender. Der Film sei im Auftrag von MDR und NDR von der Produktionsfirma Hoferichter & Jacobs produziert worden. „Vor diesem Hintergrund gibt es zwischen der Stiftung und dem MDR keine direkten vertraglichen Vereinbarungen“, erklärte der Sender. Produzent Olaf Jacobs wollte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern.

Kritik schon vorab

Kritik an dem Film war bereits nach einer Voraufführung im Erfurter Augustinerkloster Anfang Februar laut geworden. Aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hieß es, die aktuelle Finanzsituation und der gesellschaftliche Beitrag der Kirchen kämen im Film nicht vor.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wurde 1998 vom Deutschen Bundestag gegründet. Als Stiftungskapital bekam sie 75 Millionen Euro aus dem ehemaligen SED-Vermögen. Ihr Haushalt finanziert sich aus Zinserträgen und einem jährlichen Zuschuss der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.