Im Juli 2017 wurden die Cubes bei einem Tag der offenen Tür vorgestellt. Foto: factum/Archiv

Vergangenes Jahr waren die von der Wohnungsbau Ludwigsburg entwickelten Cubes noch das ganz große Ding. Jetzt streitet der Gemeinderat über die Ästhetik dieser Holzmodule.

Ludwigsburg - An der Ecke von Schlieffenstraße und Mörikestraße in der Weststadt werden Unterkünfte für bis zu 90 Flüchtlinge gebaut, das Neubaugebiet Schauinsland wird um ein Baufenster erweitert – mit der Option, dort Hausmodule, sogenannte Cubes, bauen zu dürfen. Das hat der Gemeinderat am Mittwoch beschlossen. Wird über die Zukunft von Geflüchteten diskutiert, hat sich das Klima im Ludwigsburger Gremium zwar wieder versachlicht – einige glauben gar, man sei wieder auf den alten Pfad der Tugend zurückgekehrt – aber es stehen weiterhin Vorbehalte im Raum. Ob am Ende tatsächlich, wie von der Verwaltung angeregt, Asylbewerber im Neckarweihinger Neubaugebiet angesiedelt werden, blieb ungeklärt.

Image der Cubes hat gelitten

Bis zum vorigen Sommer war der von der Wohnungsbau Ludwigsburg entwickelte Cube 11 noch das ganz große Ding: Er galt als nachhaltig, schnell zu bauen, und, sobald er in Serie gehen könne, auch als preisgünstig. Inzwischen hat das Image des würfelförmigen Modulbaus gelitten. Das hat auch mit dem Streit über mögliche Standorte für Flüchtlingsunterkünfte in vergangenen November zu tun. Die Standorte in der Südstadt und in Pflugfelden sind aufgrund der Proteste gestrichen worden, in Hoheneck wird noch nach Ersatz gesucht.

Nun stören sich Stadträte auch daran, dass diese Cubes in Holzbauweise produziert werden. Viele wollen sie nicht in Neubaugebieten sehen, weil den elf mal elf Meter großen Würfeln der Ruf vorauseilt, Container für die Unterbringung von Flüchtlingen zu sein. Nach Ansicht des CDU-Stadtrats Maik Stefan Braumann etwa passen sie nicht ins Umfeld eines hochwertigen Baugebietes wie dem Schauinsland.

Der Baubürgermeister Michael Ilk wollte die Wogen glätten: „Wir beschließen heute nur das Baufenster, die Cubes sind nicht Inhalt des Bebauungsplans.“ Das sei aber relevant, widersprach Braumann und machte klar: „Wir lehnen sie ab.“

Dieter Juranek (SPD), der die Cubes zuvor im Bauausschuss noch kritisiert hatte, glaubt inzwischen, dass die Würfel „städtebaulich integriert werden können“. Der Stadtplaner Martin Kurt hatte gesagt, dass die Fassaden jederzeit verputzt werden könnten. Jochen Eisele (FDP) warnte, „die Cubes zu stigmatisieren“. Er sagte: „Wir fanden sie gut, nun müssen wir sie auch einmal für das sogenannte normale Wohnen einsetzen.“ Christine Knoß (Grüne) meinte: „Der Aufsichtsrat der Wohnungsbau hat beschlossen, dass die Cubes in Serie gehen, jetzt müssen wir diesen Beschluss auch mal umsetzen. Wer darin wohnt, sollte erst mal dahingestellt sein.“

Flüchtlinge sollen gerecht verteilt werden

Andreas Rothacker (FW) versuchte es mit der Formel „C ist nicht gleich A“: „Cube heißt nicht automatisch Anschlussunterbringung.“ Das Bebauungsplanverfahren für das Schauinsland dürfe wegen der Debatte über zusätzliche Bauvorhaben der Wohnungsbau Ludwigsburg nicht noch mehr in die Länge gezogen werden. „Wir haben so viel verändert, verschoben und umgeplant. Jetzt müssen wir ein Zeichen setzen, damit die Bürger merken, dass wir uns ernsthaft bemühen, Wohnraum zu schaffen.“ Am Ende stimmte die Mehrheit dafür, das Gros der CDU-Mitglieder blieb bei seiner ablehnenden Haltung.

Die Stadtverwaltung muss im Laufe des Jahres etwa 400 anerkannte Flüchtlinge in der sogenannten Anschlussunterbringung aufnehmen. Dazu werde man auf abgewohnte Gebäude zurückgreifen und auf Häuser auf Ludwigsburger Markung, die bisher vom Kreis genutzt wurden, der diese aber nun nicht mehr benötigt, sagte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried.

Dadurch werden nun wieder die Stadtteile Grünbühl-Sonnenberg und Eglosheim betroffen sein. „Daran hatten wir nicht in erster Linie gedacht“, sagte Margit Liepins (SPD). Auch Neckarweihingen und Poppenweiler müssten einen Teil der Verantwortung tragen. „Noch sind wir nicht bei einer gerechten Verteilung“, sagte Andreas Kasdorf (Grüne). Diese fordert auch die CDU. Ausdrücklich gelobt wurde der Bürgerverein Weststadt. Ihm sei es zu verdanken, dass nun eine Unterkunft an der Mörikestraße gebaut werden könne.