Farbig und einmalig – die Hajek-Villa an der Hasenbergsteige. Doch wie es weitergeht, ist ungewiss. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Fraktionsgemeinschaft Linke/SÖS-plus fordert, dass die Stadt das Hajek-Haus kauft. Sonst drohe der Zerfall des denkmalgeschützten Gebäudes an der Hasenbergsteige.

Stuttgart - Die Hängepartie um das unter Denkmalschutz stehende, ehemalige Wohn- und Ateliergebäude des Künstlers Otto Herbert Hajek an der Hasenbergsteige im Stuttgarter Westen beschäftigt weiter Gericht und Gemeinderat. Nach wie vor ist offen, wann die im Juni eingereichte Klage des heutigen Besitzers Markus Benz gegen eine Rückbauverfügung der Stadt vor dem Verwaltungsgericht verhandelt wird. Unterdessen fordert die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke plus die Stadt zum Handeln auf. Sie solle „alle ihr zur Verfügung stehenden rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten aussschöpfen, um das Haus zu kaufen“, heißt es in einem im Dezember eingereichten Antrag.

Urban Hajek, der Sohn von Otto Herbert Hajek, der zusammen mit dem Architekten Roland Ostertag den Umgang mit dem Gebäude kritisiert, befürchtet, dass der Winter weitere Schäden an dem seit 2005 auch zum Unmut vieler Anwohner leer stehenden Gebäude verursacht. „Dann wird eine Sanierung wirtschaftlich immer unzumutbarer und ein Abriss wahrscheinlicher“, sagt Hajek. Ostertag und er plädieren dafür, das 1921 erbaute und von Hajek um einen Atelieranbau erweiterte Wohnhaus (,eine einmalige Farbschachtel“, so Ostertag) auf dem 27 Ar großen Grundstück in Halbhöhenlage als Künstlertreff und Erinnerungsort zu erhalten.

Die Stadt Stuttgart schweigt

Die Stadt Stuttgart, bei der die Untere Denkmalschutzbehörde angesiedelt ist, will sich wegen des laufenden Gerichtsverfahrens aktuell nicht zu der Sache äußern. Sprecherin Jana Braun bestätigt lediglich, dass die Untere Denkmalschutzbehörde vom Verwaltungsgericht Stuttgart zur Stellungnahme aufgefordert worden sei und diese in der Zwischenzeit abgegeben habe. „Ein Gerichtstermin steht noch nicht fest“, sagt Braun.

Wegen baulicher Veränderungen im Innern des Gebäudes – es geht um das Entfernen von Teppichen, Zwischenwänden und Einrichtungsgegenständen – hatte die Stadt die Rückbauverfügung erlassen, gegen die sich Benz mit der Klage wehrt. Der Chef des Polstermöbelherstellers Walter Knoll (Herrenberg) verwies im September darauf, dass er seine Absichten, die Villa zu einem zeitgemäßen Wohnhaus mit Firmenrepräsentanz umzubauen, vor dem Kauf der Familie und dem Denkmalschutz dargelegt habe. Dazu gehörten auch gewisse Veränderungen, um das Haus zukunftsfähig zu machen. Dies betreffe beispielsweise Heizung und Fenster.

Antrag fordert „Ende des Trauerspiels“

Die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke plus befürchtet, dass sich der juristische Streit so lange hinzieht, dass „die Chancen auf den Erhalt des Gebäudes immer weiter sinken werden“, sagt Guntrun Müller-Enßlin, kulturpolitische Sprecherin der Fraktionsgemeinschaft: „Nach Abriss des Hauses könnte der Besitzer das Grundstück mit einem hohen Gewinn verkaufen“. Laut der Fraktionsgemeinschaft zahlte Benz für das Haus 2011 rund zwei Millionen Euro.

Es müssten Wege gefunden werden, „wie das Trauerspiel um das Hajek-Haus beendet wird“, fordert sie. Die Villa müsse vor der weiteren Zerstörung und dem drohenden Abriss bewahrt und in eine öffentliche Nutzung überführt werden. „Es kann nicht sein, dass jemand ein zum Kulturdenkmal erklärtes Gebäude behalten darf, nachdem er sich über den Denkmalschutz hinweggesetzt und die Substanz quasi dem Verfall preisgegeben hat“, sagt sie.

In dem Antrag fordert die Fraktionsgemeinschaft, dass der Gemeinderat den Umgang des derzeitigen Besitzers mit dem Gebäude missbilligt. Die Stadt müsse „alle ihr zur Verfügung stehenden rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten ausschöpfen“, um das Haus zu kaufen. Es müsse auch geprüft werden, ob eine Enteignung möglich wäre. „Das Haus ist in einem verheerenden Zustand. Bei weiteren Sanierungsverzögerungen droht ihm der vollständige Verfall“, glaubt die Fraktionsgemeinschaft. Damit würde das Ziel des Denkmalschutzes, nämlich das Gebäude als Kulturdenkmal zu erhalten, konterkariert. „Der Kauf durch die Stadt kann die Zerstörung der Hajek-Villa verhindern“, heißt es im Antrag.