Der B10-Weiterbau Richtung Geislingen hat eine Hürde genommen. Zeitgleich hat sich ein Streit zwischen der Kreis-FDP und dem CDU-Mann Hermann Färber entwickelt. Foto: /A. Jennewein

Die Liberalen im Kreis fordern von dem CDU-Bundestagsabgeordneten Hermann Färber eine öffentliche Richtigstellung. Sie werfen ihm Falschinformationen rund um den Weiterbau der B 10 vor. Färber versteht die Welt nicht mehr.

Für viele Menschen im Kreis war es in dieser Woche eine gute Nachricht: Die Planungen zum Weiterbau der B 10 ab Gingen/Ost Richtung Geislingen sind einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Es gibt nun offiziell grünes Licht aus Berlin für das Projekt. Zeitgleich zu dieser Nachricht entwickelt sich ein heftiger Schlagabtausch – losgetreten von der FDP im Landkreis. Sie fordert von dem CDU-Bundestagsabgeordneten Hermann Färber eine öffentliche Richtigstellung. Der Christdemokrat habe behauptet, die FDP und ihr ehemaliger, bereits verstorbener Abgeordneter Werner Simmling seien verantwortlich für die Herausnahme der B-10-Umfahrung Geislingen aus dem Bundesverkehrswegeplan 2003 gewesen. „Das ist nachweislich falsch“, heißt es in einer Pressemitteilung der Liberalen, verschickt von Anna Ortwein, die bei der Bundestagswahl im Februar für die FDP ins Rennen gegangen war.

 

Ortwein erklärt, erstmals habe Färber diese Aussage getätigt, als ein Mitglied des FDP-Kreisvorstands einen Fragenkatalog an ihn geschickt habe. Dabei sei es auch um den Weiterbau der B 10 gegangen. Die Liberalen haben die damalige Antwort des CDU-Politikers mitgeschickt – Aussagen vom Sommer 2024, zu denen Färber bis heute steht. Den Wirbel kann er nicht nachvollziehen. Färber hatte geschrieben, dass er seit acht Jahren mit Befürwortern des Weiterbaus „gegen Pannen und Verzögerungen bei der Planung“ kämpfe. Dennoch habe man erreichen können, dass die B 10 von Gingen/Ost bis Geislingen/Ost in einem Verfahren geplant werde und der Abschnitt Geislingen/Mitte bis Geislingen/Ost im Bundesverkehrswegeplan 2030 in die Kategorie „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ hochgestuft worden sei.

Was wollte der FDP-Politiker?

Dann kommt der Satz, an dem sich die FDP stößt und mit dem sie den früheren Parlamentarier Simmling diskreditiert sieht: „Dies ist deshalb als Erfolg einzustufen, da es in der Vergangenheit Bestrebungen eines Abgeordneten ihrer Partei und Angehörigen des Verkehrsausschusses gab, dass Menschen, die Richtung Ulm fahren, eigentlich eher Richtung Laichingen wollen. Daher müsse die B 10 Richtung Laichingen ausgebaut werden. Diese Ansichten hätten fast dazu geführt, dass die B 10 im BVWP deutlich zurückgestuft worden, wenn nicht sogar ganz herausgefallen wäre.“ Als er, Färber, 2013 in den Bundestag eingezogen ist, wurde der BVWP 2030 erstellt, die B 10 bei Geislingen sei nicht mehr enthalten gewesen. „Dies konnte ich erfolgreich ändern.“

Der CDU-Bundestagsabgeordnete habe die Aussage bei einer Veranstaltung des Gewerbevereins Gruibingen im Vorfeld der Bundestagswahl am 15. Februar wiederholt, sagt Ortwein. Die FDP habe Färber am 13. März schriftlich zu einer öffentlichen Richtigstellung aufgefordert – inklusive Frist bis 19. März. „Passiert ist nichts. Statt Einsicht und Korrektur kommt Schweigen. Offenbar ist der CDU eine falsche Geschichte im Wahlkampf lieber als eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Realität“, schlagen die Liberalen scharfe Töne an. „Fakt ist: Die B-10-Umfahrung wurde unter der rot-grünen Bundesregierung 2003 aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen.“ Und: „Die FDP war und ist konsequent für den Bau der B-10-Umfahrung. Punkt.“ Sie wirft der CDU „billige Stimmungsmache“ vor und geht noch einen Schritt weiter: „Wer Unwahrheiten über Verstorbene verbreitet, um sich politisch zu profilieren, zeigt damit vor allem eines: mangelnden Anstand.“

CDU-Mann spricht von Verunglimpfung

Hermann Färber schildert die Vorgänge aus seiner Sicht: „Ich will in keinster Weise das politische Erbe und das Andenken Werner Simmlings beschädigen“, sagt er. Der frühere FDP-Abgeordnete habe bei ihm damals in persönlichen Gesprächen für seine Ideen zum Weiterbau der B 10, sprich alternativen Trassen, geworben, dies habe er wiedergegeben, schriftlich und dann erneut in Gruibingen. „Ich hatte die Fragen schon in der Pause am Tisch der FDP beantwortet. Auf dem Podium wurden sie dann noch einmal gestellt. Da wurde sehr hartnäckig nachgefragt“, berichtet der Christdemokrat, der eine gezielte Aktion vermutet.

Im Übrigen würden die Liberalen den Bundesverkehrswegeplan und den Entwurf desselben verwechseln. Zudem stamme der BVWP nicht aus dem Jahr 2003, wie von der FDP behauptet, sondern beziehe sich auf 2030. Die letzte Mail mit der Fristsetzung habe er nicht bekommen, sagt Färber, „alle anderen E-Mails kommen an. Ich wüsste auch nicht, warum ich einen öffentlichen Widerruf machen sollte“. Der Abgeordnete wünscht sich eine Rückkehr zur Sachlichkeit: „Es geht darum, sich für die Belange des Landkreises einzusetzen, und nicht irgendjemanden mit Schmutz zu bewerfen“. Er findet die Kritik der FDP „völlig unangemessen“ und fragt sich: „Hat eine Partei nichts Besseres zu tun, als den politischen Gegner zu verunglimpfen?“

Planfeststellung soll 2026 eingeleitet werden

Planung
  Das Land plant den Neubau der B 10 zwischen Gingen/Ost und Geislingen/Ost im Rahmen der Auftragsverwaltung für den Bund. Das Planvorhaben umfasst den genannten Abschnitt mit einer Gesamtlänge von rund acht Kilometern. ​

Kosten
 Die Kosten werden zurzeit mit rund 374 Millionen Euro veranschlagt. Das Land strebe die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens noch im Jahr 2026 an.