Der Brand hatte den Gastraum des Lokals im Vereinsheim zerstört. Foto: Archiv/Rüdiger Ott

2017 ist das Vereinsheim des Homöopathischen Vereins in Stuttgart-Fasanenhof zum Raub der Flammen geworden. Seither gibt es einen Streit um viel Geld. Nun war der erste Gerichtstermin dazu.

Möhringen - Bei solchen Summen kann es einem kleinen Verein schon schwindelig werden. 15 000 Euro habe der Homöopathische Verein aus Stuttgart-Möhringen bereits vorstrecken müssen, nun soll noch mal derselbe Betrag gezahlt werden. Der Verein mit seinen knapp 40 Mitgliedern müsse für die Gerichtskosten in Vorleistung gehen. „Das sind Größenordnungen...“, sagt Manfred Wörner, lässt eine kurze Pause und sagt dann: „Solange wir Geld haben, klagen wir.“ Schließlich geht es bei dem Streit um eine noch viel größere Summe: eine Million Euro.

 

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Wörner ist der Vorsitzende des Homöopathischen Vereins im Stadtbezirk Möhringen. Anfang der Woche waren er, die Vorstandsmitglieder und weitere Leute aus dem Verein vor dem Landgericht in Stuttgart. Es war der erste Termin in dieser Sache. Im Anschluss daran habe der Verein beschlossen, die Klage sogar noch zu erweitern.

Und darum geht es: Im Mai 2017 ist das Vereinsheim auf dem Fasanenhof, in dem sich damals auch eine Gastwirtschaft befunden hatte, abgebrannt. Die Ursache ist unklar. Auch viereinhalb Jahre nach dem Brand steht auf dem Gelände am Zettachring nur eine Ruine – weil strittig ist, wer den Wiederaufbau zahlt. Bei der Höhe der Kosten, die hier anfallen werden, gehen die Einschätzungen des Vereins und einer Stuttgarter Versicherung allerdings eklatant auseinander.

Kurz vorher noch eine neue Versicherung abgeschlossen

Was die Angelegenheit nicht einfacher macht: Der Verein hatte kurz vor dem Brand noch eine neue Versicherung abgeschlossen – eine Neuwertversicherung. Die Versicherung habe dem Homöopathischen Verein deshalb Betrugsabsichten unterstellt, sagt Wörner. Der Gutachter des Vereins hatte den Wiederaufbau des Gebäudes nach Neuwertmaßstäben mit einer Million Euro beziffert.

Die Versicherung aber sei, so sagt es Wörner, lediglich bereit, die Hälfte davon zu übernehmen. Erste Angebote seien sogar deutlich darunter gewesen. Die betroffene Stuttgarter Versicherung – deren Name unserer Zeitung bekannt ist – lässt auf Anfrage mitteilen, dass sie zu einem laufenden Verfahren keine Auskunft geben dürfe.

Ende des Jahres 2020 hatte der Homöopathische Verein wegen der Differenzen mit der Versicherung Klage beim Landgericht Stuttgart eingelegt. Bei dem ersten Termin Anfang dieser Woche sei nun „die Sach- und Rechtslage mit den beiden Parteien erörtert“, worden, erklärt Elena Gihr, die Sprecherin des Landgerichts, auf Anfrage unserer Zeitung.

Zudem habe der Richter ausgelotet, ob ein Vergleich zwischen den Streitenden möglich sei. Allerdings: „Eine gütliche Einigung ist derzeit nicht möglich“, so Gihr. Das Gericht habe daher einen zweiten Termin für den 30. November 2021 anberaumt. Es handele sich um einen sogenannten Verkündungstermin, so Gihr. Der Richter könne dann theoretisch entweder gleich ein Urteil mitteilen oder aber alternativ erläutern, wie es im Verfahren weitergehen soll.

Deshalb soll Klage erweitert werden

Manfred Wörner berichtet nach der Verhandlung, die seinen Angaben zufolge keine Dreiviertelstunde gedauert habe: Soweit er es verstanden habe, strebe das Landgericht an, einen weiteren Gutachter zu bestellen, damit er die Angelegenheit prüfe. „Das ist in unserem Sinne“, sagt der Vereinsvorsitzende aus Möhringen. „Das Gutachten der Gegenseite ist manipuliert“, behauptet er.

Der Verein und sein Anwalt habe direkt nach der ersten Verhandlung Anfang der Woche zudem beschlossen, die Klage gegen die Versicherung zu erweitern: Die Preissteigerungen für den anstehenden Wiederaufbau seit dem Brand im Jahr 2017 müssten schließlich berücksichtig werden, erklärt Wörner. Wenn es heiße, der Verein wolle sich nur bereichern, antwortet er: „Sollen sie es doch selbst aufbauen, wenn sie glauben, dass sie es billiger hinkriegen.“