Das Tierheim droht der Stadt und will künftig keine Fundtiere mehr aufnehmen. Foto: Benjamin Beytekin

Die Stadt hat dem Tierheim angeboten, jährlich 82.000 Euro mehr zu zahlen als bisher, nämlich 282.000 Euro. Zudem will sie eine Einmalzahlung von 255.000 Euro leisten. Das Tierheim hat abgelehnt. Dessen Minimalforderung: 500.000 Euro im Jahr. Nun muss der Gemeinderat entscheiden.

Stuttgart - Das Rathaus als Arche Noah? Eigentlich eine hübsche Vorstellung. Aber es ist ein ernstes Thema, das Angelika Schmidt-Straube dazu bewegt, Oberbürgermeister Fritz Kuhn zum Herrn über eine ganze Menagerie machen zu wollen – zumindest, wenn die Forderungen des Tierheims nicht erfüllt werden. „Dann kann die Stadt Stuttgart von 2014 an die Fundtiere bei Herrn Kuhn im Büro unterbringen. Nur mit den Katzen wird es wohl schwierig werden – er soll ja eine Allergie gegen deren Haare haben“, sagt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Stuttgart nicht ohne Süffisanz.

Die Forderung des Tierschutzvereins ist, dass er künftig jährlich 500 000 Euro Aufwandsentschädigung von der Stadt will. Der Verein, der Träger des Tierheims ist, hatte bereits im Frühjahr verlauten lassen, die bisherige jährliche Pauschale von 200 000 Euro von der Stadt reiche nicht aus.

Seit dem Frühjahr ringen beide Seiten um eine Lösung, nun ist erneut eine Einigung zwischen Tierheim und Stadt gescheitert. Ordnungsbürgermeister Martin Schairer sprach am Freitag im Rathaus mit Vertretern des Tierschutzvereins Stuttgart über die Zukunft des Tierheims in Botnang.

Stadt und Tierheim können sich nicht einigen

Die Stadt hat die Finanzierung des Tierheims geprüft und bot nun eine Aufwandspauschale von jährlich 283 000 Euro sowie eine Einmalzahlung zur Deckung bereits angefallener Kosten von 255 000 an. Der Tierschutzverein lehnte ab. „Das Angebot ist lächerlich“, sagt Schmidt-Straube.

Bürgermeister Schairer „bedauert diesen Entschluss“, aber auch er bleibt hart: „Unser Angebot war fair, wir haben genau ausgelotet, was wir als Verwaltung leisten können.“ Die Zukunft des Tierheims sei damit offen. „Die Stadt ist verpflichtet, die Tiere für 28 Tage unterzubringen. Darauf basierte unser Angebot“, sagt Schairer.

Das Tierheim aber müsse die Tiere auch noch am Tag 29 und danach durchfüttern, sagt Angelika Schmidt-Straube. Die durchschnittliche Zeit, die ein Tier im Heim zubringe, liege nicht bei einem, sondern bei drei Monaten. Die geforderte Summe von 500 000 Euro beruhe auf Berechnungen, die von einem Mittelwert zwischen den 28 Tagen und den drei Monaten ausgingen.

Tierheim hält an Minimalforderung fest

Wenn die Stadt bis zum 15. Oktober nicht auf diese Forderung einginge, würde das Tierheim vom 1. Januar 2014 an keine Fundtiere mehr aufnehmen. „Dann konzentrieren wir uns auf die bei uns abgegebenen Tiere – und bieten mehr Pensionsplätze an. Das können wir derzeit nicht, weil wir immer genug Kapazität für die Stadt frei halten müssen“, sagt Schmidt-Straube. Auf die Frage, ob die Stadt für diesen Fall eine Alternative habe, um ihrer gesetzlichen Pflicht nachzukommen und Tiere aufzunehmen, gab es keinen Kommentar von der Stadt.

Schmidt-Straube hat noch am Freitagnachmittag einen Brief an Schairer formuliert, der unserer Zeitung vorliegt. Darin betont sie, dass das Tierheim an der Minimalforderung festhält. „Wir erwarten auch die von Ihnen angedachte ‚Nachzahlung‘ der Kostenunterdeckung für die Jahre 2010 bis 2013 in Höhe von 255 000 Euro“, heißt es in dem Schreiben. Diese Einmalzahlung hatte die Stadt an den Vertrag gekoppelt, den das Tierheim nicht unterschrieben hat.

Auf Verwaltungsebene sind die Verhandlungen gescheitert. „Ob eine darüber hinausgehende Unterstützung des Tierschutzvereins möglich ist, muss der Gemeinderat entscheiden“, sagt Schairer.