Die Jagd habe mit Tierschutz nichts zu tun, sagt das künftige Jagdbeiratsmitglied Matthias Gottfried. Foto: picture alliance / dpa/Arno Burgi

Die Stadtverwaltung schlägt einen Kompromiss vor, der Stadtrat Gottfried und die Mitbewerber berücksichtigen würde. Ein Hintertürchen bleibt aber offen.

Der Stuttgarter Stadtrat im Linksbündnis, Matthias Gottfried von der Tierschutzpartei, wird sich wohl tatsächlich einen Platz im Jagdbeirat sichern. Ordnungsbürgermeister Clemens Maier (Freie Wähler) hat den Fraktionen, die Anspruch auf einen der beiden Sitze (ordentliches Mitglied und Stellvertretung) erhoben haben, „einen Vorschlag zur Güte“ unterbreitet, „nachdem es die Besetzung des Jagdbeirats nun schon auf die erste Seite der Stuttgarter Zeitung geschafft hat“. Die sechsjährige Amtsperiode wird statt zwei- nun dreigeteilt, um damit alle Bewerber zufrieden zu stellen.

Gottfried wird demnach von April 2025 an zwei Jahre als stellvertretendes Mitglied geführt, um danach bis März 2029 ordentliches Mitglied zu sein. Im Jagdbeirat sitzen zudem Beate Bulle-Schmid (CDU) und Konrad Zaiß. Der Streit um die Besetzung war vom Stadtrat der Freien Wähler ausgegangen, der bisher schon dem Gremium als Vertreter der Kommune angehörte, es aber versäumt hatte, sein Interesse innerhalb der vorgegebenen Frist schriftlich zu artikulieren.

Gottfrieds Nominierung durch das Linksbündnis sorgt vor allem deshalb für Aufmerksamkeit, weil er einen Widerspruch darin sieht, die Jagd in Zusammenhang mit Tierschutz zu nennen, wie es die Waidmänner gerne tun. „Man schützt die Tiere nicht, wenn man sie tötet“, meint Gottfried und stellt in Frage, dass die Population durch die Jagd gemindert werden könne. Er verweist auf das Beispiel des schweizerischen Nationalparks, der seit 1994 jagdfrei sei.

Noch sind die Fronten nicht geklärt

Der Fraktionschef des Linksbündnisses, Hannes Rockenbauch, stellt die Zustimmung zum Kompromiss allerdings unter den Vorbehalt, dass die Ernennung „unabhängig von Kommunalwahlergebnissen“ zu erfolgen habe. Hintergrund: CDU-Fraktionschef Alexander Kotz will seine Zustimmung zum Vorschlag davon abhängig machen, dass die Besetzung „nach der Gemeinderatswahl 2024 im Zweifel angepasst“ werde, falls jemand, dessen Amtszeit noch gar nicht begonnen habe, dann kein Ratsmitglied mehr wäre. Das könnte nur auf Gottfried zutreffen.

Europaparlamentarierin im Jagdbeirat

Bürgermeister Maier teilt diese Einschätzung. Träfe seine Annahme zu, so Rockenbauch, dürfte allerdings die 2019 vom Gemeinderat ins Europaparlament gewechselte Anna Deparnay-Grunenberg (Grüne) nicht noch bis Ende März stellvertretendes Mitglied sein und man müsste konsequenterweise nach der Wahl im nächsten Jahr alle Jagdbeiräte neu bestimmen. Maier hält die Kopplung von Stadt- und Beiratsmandat für sinnvoll, weil die Mitglieder die Kommune in ihrer Funktion als Mitglied der Jagdgenossenschaften vertreten und für sie als „Grundeigentümerin von jagdbaren Grundstücken“ sprechen. Sicher ist er sich seiner Sache aber nicht. Er lässt die Vorschriften prüfen und hofft, dass sich der Pulverdampf danach verzieht.