Kerstin Hälbig (rechts) und Nicole Leibersberger haben sich für ein Ortsmuseum im Birklenhof (grünes Haus) in Neckarweihingen eingesetzt – nun aber aufgegeben. Foto: factum/Weise

Nicole Leibersberger und Kerstin Hälbig, Mitte und Anfang 30, haben sich voller Elan für ein Ortsmuseum in ihrem Stadtteil Neckarweihingen engagiert. Doch nun haben sie die Reißleine gezogen: Sie fühlten sich ausgebremst.

Ludwigsburg - Es mangelte ihnen weder an Ideen noch an Engagement: Kerstin Hälbig und Nicole Leibersberger waren mit Feuer und Flamme dabei, die Pläne für ein Ortsmuseum in Neckarweihingen voranzutreiben. Damit ist nun Schluss: Die beiden Frauen haben sich mit dem Vorstand des Neckarweihinger Bürgervereins überworfen und ihre Arbeit für das Projekt niedergelegt. Sie fühlten sich gegängelt und ausgebremst. Der Vereinsvorsitzende Roland Schmierer wirft ihnen im Gegenzug vor, sich nicht an die Vereinsregeln gehalten und eigenmächtig gehandelt zu haben.

Die beiden Frauen Anfang und Mitte dreißig sind offenbar schwer getroffen. „Uns blutet das Herz“, sagt Nicole Leibersberger. Das Ortsmuseum sei ihr „Baby“ gewesen, sie hätten zig Ideen zur Gestaltung gehabt und einiges in die Wege geleitet. Doch im jüngsten Newsletter der 20-köpfigen Arbeitsgruppe Ortsmuseum des Bürgervereins kündigten die beiden an, ihr Engagement zu beenden, und zwar „aufgrund unüberwindbarer Differenzen“. Eine weitere Zusammenarbeit sei „aufgrund von persönlichen Angriffen, dem deutlichen Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, sowie zur Genüge geäußerter Kritik und der Beschneidung unseres Handlungsspielraumes nicht mehr möglich“, hieß es in dem Schreiben.

Engagement kam nicht bei allen gut an

Ihre Arbeitsweise habe dem Vereinsvorstand nicht gepasst, glaubt Leibersberger. „Wir waren wohl zu eigenständig, wir haben zu viel gemacht und zu schnell gearbeitet“, sagt sie. In der Tat hätten sie und Kerstin Hälbig in den Sommerferien einiges unternommen, als Schmierer im Urlaub war. „Aber wir waren uns sicher, dass wir den Bürgerverein angemessen vertreten können, wir sind ja erwachsene Frauen.“ Zudem hätten sie den Vorsitzenden stets per E-Mail über ihre Schritte unterrichtet.

Roland Schmierer sieht das anders. Er wirft den beiden Frauen vor, Alleingänge gemacht und wichtige Schritte ohne die Konsultation des Vereins unternommen zu haben. Die Arbeitsgruppe für das Ortsmuseum hätte aus seiner Sicht stets in enger Absprache mit dem Hauptverein stehen müssen – so sähen es die Statuten vor. Aber Hälbig und Leibersberger hätten sich nicht an die Regeln gehalten und seien „einfach alleine weitermarschiert“. So hätten sie das Konzept für das Ortsmuseum im Sommer, als es noch gar nicht vom Gesamtverein abgesegnet gewesen sei, eigenmächtig der Presse vorgestellt und damit den Verein düpiert. „Es geht nicht, dass zwei Leute einfach machen, was sie wollen“, sagt Schmierer. Schließlich sei er es, der letztendlich für alles den Kopf hinhalten müsse.

Verein berät nun, wie es weitergeht

Wie es jetzt mit dem Museum weitergeht, ist unklar. Eigentlich hatte es ja gut angefangen: Ein Ortsmuseum war immer ein Ziel des Bürgervereins gewesen – doch bis vor zwei Jahren seien stets andere Themen wichtiger gewesen, erzählt Roland Schmierer. Richtig Zug bekam das Projekt offenbar vor etwa einem Jahr, als Kerstin Hälbig und Nicole Leibersberger zum Verein stießen. Sie hatten viele Ideen für die Geschichtsstätte: Es sollte ein moderner Ort sein samt interaktiven Exponaten, die mit modernen Medien wie Smartphones oder Tablet-PCs verknüpft werden sollten. Wechselnde Sonderausstellungen waren ebenso geplant wie Veranstaltungen, etwa Weinproben oder Kleinkunst. Auch Schmierer war zunächst begeistert von dem Konzept. Nun aber müsse der Vereinsbeirat im Januar beraten, was aus dem Projekt wird, sagt Schmierer.

Hälbig und Leibersberger geben derweil die Hoffnung nicht auf: Sie wünschen sich, dass Gras über den Streit wächst und sie noch einmal neu mit der Planung des Museums beginnen können: „Das ist doch unser Baby“, sagt Leibersberger.