Aha, da hat sich doch jemand am Hauptbahnhof eingefunden. Foto: AFP/THOMAS KIENZLE

So menschenleer hat man den Stuttgarter Hauptbahnhof zuletzt am Anfang der Coronapandemie gesehen. Der große Streiktag sorgt für ungewohnte Bilder an dem sonst so wuseligen Ort.

Am Stuttgarter Hauptbahnhof hat man zum großen Streiktag am Montag einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen, wie es an den bisherigen Bahnsteigen sein wird, wenn der neue Bahnhof irgendwann einmal fertig ist: keine Züge, keine Menschen - außer denen, die gestreikt haben und denjenigen, die für die Sicherheit sorgen. Auch an zug- und menschenleeren Tagen.

Für die Bahnhofstauben war der Montag ein gesunder Tag. Endlich mal keine fettigen Pommes-Reste, die sie vom Boden kratzen müssen, endlich mal keine oft viel zu großen Überbleibsel von viel zu großen Baguettes, die erst mühsam zerkleinert werden müssen. Keine Züge, denen sie auf der Futtersuche ständig ausweichen müssen. Keine Menschen, die es eilig haben und dabei manchmal auch die Tauben auf dem Boden übersehen.

Läden sind alle offen

Für die Mitarbeitenden in den zum Teil geöffneten Kaffee-, Burger- und anderen Imbiss-Kiosken an den leeren Bahnsteigen war der Montag zwar stressfrei, aber halt dann doch nicht ganz so gut. Eine Mitarbeiterin an einem Bäckerei-Stand hatte schon seit 5.30 Uhr Schichtdienst, die Auslage mit belegten Brötchen und Baguettes, Panini und Croissants ist bis auf den letzten Zentimeter voll, wie man es an normalen Tagen kaum erlebt. Nur die Kundschaft fehlt. Und damit auch das Trinkgeld. Trotzdem bleibt offen, der Burger-Stand sogar bis 23 Uhr.

Ein bisschen Lärm müssen Sicherheitspersonal, Kiosk-Mitarbeiter und Tauben dann doch kurz aushalten. Eine Gruppe von Mitgliedern der Eisenbahngewerkschaft EVG steht mit Tröten und Trillerpfeifen in Warnwesten und lautstark am Zugang vom Bankenviertel her. Von dort startet auch ihr kleiner Demonstrationszug, einmal den Querbahnsteig entlang in Richtung Ausgang Schlossgarten und wieder zurück. Trötend und mit Sprechchören. Aber halt praktisch ohne jedes Publikum.

Vereinzelte Durchsagen ins Nichts

Die Anzeigetafeln blieben weitgehend leer, außer dem Hinweis, dass der Bahnverkehr heute eingestellt ist. Manchmal hallen trotzdem vereinzelte Durchsagen über die Bahnsteige: “Der Mex19 von Gaildorf-West fällt heute aus. Grund dafür sind die Streikmaßnahmen. Wir bitten um Entschuldigung.” Auch der Mex18 nach Osterburken wird so abgesagt. Interessierte Zuhörer findet die Ansagerin aber heute nicht. Sieht man einmal von ein, zwei Menschen mit Kamera ab, die eigens gekommen sind, um die ganz besondere Atmosphäre von zug- und menschenleeren Bahnsteigen einzufangen. Die Gelegenheit gibt es schließlich nicht so oft.