Auch die Ryanair-Flüge von und nach Stuttgart fallen ab diesem Freitag aus. Foto: dpa

Das Geschäftsmodell der irischen Fluggesellschaft stößt an Grenzen. Darunter leiden jetzt vor allem die Passagiere, kommentiert Klaus-Dieter Oehler.

Frankfurt - Die Realität hat Michael O’Leary eingeholt. Der Chef der irischen Billigfluglinie Ryanair gibt sich gerne sportlich und kämpferisch. Mit Kostendruck und vielen Versprechungen ist es ihm gelungen, aus der kleinen Fluggesellschaft einen der größten Billiganbieter am europäischen Himmel zu machen. Dabei zeigte er viel Verhandlungsgeschick. Vorerst reichte ihm die Präsenz auf einem Regionalflughafen, weil die großen Airports zu teuer waren. Doch nach und nach wurde auch bei Ryanair deutlich, dass dieses Geschäftsmodell nicht auf Ewigkeit gut gehen kann. Zuerst musste man für Koffer bezahlen, für Sitzplatzreservierungen sowieso, für Kreditkartenzahlungen und und und.

Schließlich hat auch Ryanair erkannt, dass es durchaus lukrativ, aber eben auch teurer ist, wenn man vom internationalen Flughafen Frankfurt aus startet und nicht vom 120 Kilometer entfernten Hunsrück-Flughafen Hahn, den die Iren irreführenderweise Frankfurt-Hahn nennen.

Auch Qualitätsanbieter fliegen immer billiger

Und nun soll Ryanair auch noch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ordentlich bezahlen? Für Michael O’Leary ist das ein Affront. Das Unternehmen zahle doch schon gut, erklärt er den Gewerkschaften, die jetzt aufbegehren. Außerdem hätten die Leute ja einen sicheren Arbeitsplatz bei einem Unternehmen, das wächst und wächst. Aber das Geschäftsmodell, dass immer mehr Flugreisende nur auf den Preis schauen und dadurch das Wachstum der Billigflieger unendlich schien, stößt nun an seine Grenzen. Das liegt daran, dass auch die sogenannten Qualitätsanbieter immer günstigere Preise zu bestimmten Zeiten unter bestimmten Voraussetzungen anbieten. Und es liegt daran, dass der zunehmende Flugverkehr immer wieder für Stau am Himmel sorgt – und das trifft Billigflieger ebenso wie einen First-Class-Passagier der Lufthansa.

Michael O’Leary aber könnte in diesem Punkt durchaus für Entspannung sorgen, gerade jetzt in der Ferienzeit. Die Iren werden sich daran gewöhnen müssen, dass es in Europa Gewerkschaften gibt, die dafür sorgen, dass ihre Mitglieder zu vernünftigen und vergleichbaren Bedingungen beschäftigt werden. Erst einmal aber werden wieder zigtausende Passagiere unter diesem Streit leiden müssen.