Die Reisenden in Deutschland müssen derzeit sehr flexibel und geduldig sein. Foto: dpa-Zentralbild

Nach dem Streikwochenende bei der Bahn bleibt die Frage, ob und wie sich die Tarifparteien annähern. Die Bahn wirft den Lokführern vor, sich „keinen Millimeter bewegt“ zu haben und fordert mehr Kompromissbereitschaft. Neue Streiks stehen bei der Lufthansa an.

Stuttgart - Nach dem bisher längsten Lokführerstreik in diesem Jahr rollen die Züge in Deutschland wieder. „Der Zugverkehr ist im Großen und Ganzen stabil angelaufen“, sagte eine Bahnsprecherin am Montagmorgen. Der am Streikwochenende gültige Ersatzfahrplan habe sich bewährt und auch dazu beigetragen, dass sich der Verkehr am Montagmorgen relativ schnell normalisiert habe. Mit einzelnen Zugausfällen und Verspätungen sei dennoch zu rechnen.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte den Personenverkehr 50 Stunden bestreikt und den Güterverkehr 61 Stunden. Der Reiseverkehr sei zu 85 Prozent zum Erliegen gekommen, sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky der dpa. Die Bahn bestritt diese Zahl. Man habe „zumindest ein Drittel des Verkehrs anbieten“ können, sagte eine Sprecherin.

Weselsky bekräftigte, dass die GDL von Montag an eine siebentägige Streikpause einlege. „So können beide Seiten ihre Vorbereitungen treffen, dass der Tarifkonflikt nicht noch weiter eskaliert. Ich hoffe, dass das DB-Management mit den zwei kurz hintereinander durchgeführten Streiks erkennt, dass es den Kollegen ernst ist und dass wir auch weitere Streiks auf die Beine stellen können.“

Die Gewerkschaft will fünf Prozent mehr Einkommen und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber forderte die GDL zu Kompromissen auf. „Zentrales Thema sind ja nicht Einkommensverbesserungen für die Lokführer, sondern ist für die GDL die Erweiterung ihres Zuständigkeitsbereichs“, sagte er am Montag im ARD-„Morgenmagazin“.

Die Gewerkschaft habe sich bislang „keinen Millimeter bewegt, stattdessen Streiks ausgerufen, Druck ausgeübt, Millionen Kunden verärgert, das Unternehmen beschädigt“. Es sei höchste Zeit, dass die GDL in Verhandlungen Kompromisse aufzeige. Während im Bahnverkehr langsam wieder Normalität einkehrt, steht im Luftverkehr die nächste Streikaktion an. Die Vereinigung Cockpit (VC) hat für Dienstag einen zusätzlichen Streik auf den Langstreckenflügen der Lufthansa angekündigt. Der Ausstand soll von 06.00 Uhr bis 23.59 Uhr dauern, teilte Cockpit am Montagmorgen mit. Ab Montag 13.00 Uhr bis Dienstag 23.59 Uhr werden auch die Kurz- und Mittelstreckenflüge bestreikt.

Betroffen vom Arbeitskampf auf der Langstrecke werden alle Flüge der Lufthansa mit Flugzeugen vom Typ Airbus A380, A340 und A330 sowie Boeing 747 deutschlandweit, erklärte Cockpit. Bei den Kurz- und Mittelstrecken würden Maschinen vom Typ Airbus A320-Familie, Boeing 737 und Embraer bestreikt.

In dem Tarifkonflikt geht es um die sogenannte Übergangsversorgung. Die Lufthansa will, dass ihre Piloten später als bisher in den bezahlten Vorruhestand gehen - die Gewerkschaft wehrt sich dagegen.