Die Kita bleibt zu - das gilt auch für viele Einrichtungen in Stuttgart. Foto: dpa

Viele Stuttgarter Eltern werden am Donnerstag mit ihren Sprösslingen vor geschlossenen Kita-Türen stehen. Die Erzieher treten in den Ausstand. Kritik an dem Streik kommt von Verwaltungsbürgermeister Wölfle.

Stuttgart - 167 städtische Kitas bleiben am Donnerstag in Stuttgart geschlossen. Grund ist der Warnstreik der Beschäftigten in Sozial- und Erzieherberufen. Nur zehn der 183 Kindertagesstätten des Stuttgarter Jugendamts haben geöffnet, fünf öffnen teilweise, bei einer Kita springen am Donnerstag die Eltern als Betreuer ein.

Bürgermeister Werner Wölfle kritisierte die Gewerkschaft Verdi: "Für solch massive Warnstreiks kann ich zu einem solch frühen Stadium der Tarifverhandlungen kein Verständnis aufbringen. Das bringt die Tarifverhandlungen nicht weiter, sondern trifft die Eltern, die auf die verlässlichen Betreuungs- und Beratungsangebote angewiesen sind." Der Grünen-Politiker nannte die Forderungen "unverhältnismäßig und nicht finanzierbar".

Das Jugendamt hat ein Infotelefon (0711/216-55555) geschaltet. Hier können sich Eltern informieren, ob die Kita ihres Kindes betroffen ist.

Beschäftigte der Stadt können Kinder mitbringen

Beschäftigte der Stadt dürften ihre Kinder mit in die Arbeit bringen, falls sie für ihren Nachwuchs andersweitig keine Betreuung finden.

Vom Streik in der Landeshauptstadt sind auch das Schulverwaltungsamt, das Sozialamt und das Gesundheitsamt betroffen.

In den Tarifverhandlungen geht es um die Eingruppierung - also die Zuordnung von Tätigkeiten zu Entgeltgruppen, die sich trotz steigender Anforderungen seit 1991 nicht geändert hat. Das soll den Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zu Einkommensverbesserungen von etwa 10 Prozent bringen.

Nach den Worten von Wölfle würde es die Stadt mehr als 20 Millionen Euro zusätzlich im Jahr kosten, die Forderung zu erfüllen. Er erinnerte daran, dass die Stadt das Monatsgehalt der Erzieherinnen seit Anfang 2014 um 100 Euro verbessert habe.

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hatte zuvor die Kita-Warnstreiks kritisiert und die Gewerkschaften zu inhaltlichen Verhandlungen aufgefordert. Die nächsten Verhandlungen im Tarifkonflikt für Beschäftigte in Sozial- und Erzieherberufen finden am kommenden Montag voraussichtlich in Münster statt.

Auch bei den Tarifverhandlungen für die 800.000 Angestellten der Länder zeichnete sich am Dienstag keine Lösung ab. Rund 6500 Tarifangestellte waren am Freitag landesweit für höhere Gehälter und den Erhalt der Altersversorgung in den Ausstand getreten.