Auch in Baden-Württemberg bleiben zahlreiche Briefe liegen. Der Streik macht's möglich. Foto: dpa

Am Mittwoch wollen auch Brief- und Paketzusteller unter anderem in den Regionen Mannheim, Stuttgart, Göppingen und Heilbronn der Arbeit fernbleiben. Der Arbeitskampf werde weiter ausgeweitet, so ein Verdi-Sprecher.

Stuttgart - Im Tarifstreit bei der Post geht die Gewerkschaft in die Vollen. Brief- und Paketzusteller wollen am Mittwoch im ganzen Land in den Ausstand treten. Briefträger in den Regionen Mannheim, Stuttgart, Göppingen, Heilbronn, Reutlingen, Ostwürttemberg-Ulm und Oberschwaben wurden zum Streik aufgefordert, wie die Gewerkschaft Verdi am Dienstag mitteilte. „In jeder Region werden Leute in den Arbeitskampf gerufen“, sagte Verdi-Sprecher Andreas Henze. Bisher waren nur Briefe betroffen. „In vielen Regionen bleiben ab morgen auch Pakete liegen.“

In Karlsruhe und im Bereich Südbaden sind je rund 80 bis 100 Zusteller bereits am Dienstagmorgen in den Ausstand getreten. In Briefverteilzentren in Baden-Württemberg - darunter Karlsruhe, Mannheim und Heilbronn - wird bereits seit Montagnachmittag gestreikt. Rund 8000 Beschäftigte beteiligten sich bundesweit bislang an Arbeitsniederlegungen in Verteilzentren.

Nach Einschätzung der Post werden durch die Arbeitsniederlegungen bundesweit rund 7 Millionen Briefe oder 11 Prozent aller Sendungen ihren Empfänger erst einen Tag später erreichen. „Von zehn Briefen haben wir nur neun bringen können“, bestätigte auch Post-Sprecher Hugo Gimber in Stuttgart. Pakete seien aber bislang nicht betroffen gewesen: „Mit Paketen läuft alles ganz normal.“

Laut Verdi sind pro Briefzentrum im Südwesten rund 550.000 Briefe auf der Strecke geblieben. „Das ist Unsinn“, entgegnete Post-Sprecher Gimber, die Zentren seien unterschiedlich groß. In Pforzheim würden zu Spitzenzeiten wie an Weihnachten nur maximal 1,5 Millionen Briefe verteilt, in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) 4,5 Millionen - und selbst elf Prozent davon seien weniger als 550.000 Briefe pro Zentrum.

Arbeit kommt nicht ganz zum Erliegen

In den bestreikten Zentren wird aber weiter gearbeitet. Bei der Post sind bundesweit auch 40.000 Beamte angestellt, die nicht streiken. Weitere Abruf-Kräfte seien im Einsatz, sagte Gimber. „Sie sortieren, um die Auswirkungen auf die Kunden möglichst gering zu halten.“

Von Mittwoch an werden laut Verdi insgesamt mehr als 2500 Postmitarbeiter im Südwesten streiken. Verdi plant in Freiburg am Mittag eine Kundgebung gemeinsam mit Beschäftigten des Einzelhandels, die ihren eigenen Tarifstreit ausfechten. Eine Lösung des Post-Konflikts ist derzeit nicht in Sicht: „Der Arbeitskampf wird sukzessive ausgeweitet“, sagte Sprecher Henze.

In dem Tarifkonflikt geht es um die Arbeitsbedingungen von bundesweit rund 140.000 Beschäftigten. Vor allem wird über die Ausgründung von 49 regionalen Gesellschaften für die Paketzustellung gestritten. Verdi sieht darin einen Bruch bestehender Vereinbarungen mit dem Management. In diesen Unternehmen arbeiten bereits mehr als 6000 Paketboten, die nicht nach dem Haustarif der Post bezahlt, sondern nach den niedrigeren Tarifen der Logistikbranche. Verdi will erreichen, dass sie tariflich unter das Dach der Post zurückkehren.