An diesem Freitag ruht der Flugverkehr am Flughafen Stuttgart. Foto: Horst Rudel

Eigentlich sind für diesen Freitag 162 Flüge für etwa 20 000 Passagiere vorgesehen. Doch aufgrund eines Streiks bleiben alle am Boden. Die Fluggäste werden in den Medien darüber informiert.

So mancher Flughafen-Anwohner wird am Freitag wohl verdutzt zum Himmel schauen und sich fragen, warum er den Lärm der startenden Flugzeuge nicht hört. Für Tausende von Reisenden indes dürfte dieser Tag alles andere als geruhsam werden. Wegen eines Streiks stellt der Airport den zivilen Flugverkehr den ganzen Tag über ein. Von Betriebsbeginn früh morgens bis nachts zum Betriebsschluss werden mit wenigen möglichen Ausnahmen praktisch keine Flugzeuge in der Landeshauptstadt starten oder landen.

Flugverkehr in ganz Deutschland ist betroffen

Der Grund: Der Gewerkschaftsverband Verdi hat zu einem Warnstreik aufgerufen, der nicht nur Stuttgart, sondern auch andere deutsche Flughäfen betrifft. Der Frankfurter Flughafen stellt seinen regulären Passagierbetrieb ein, ebenso die Flughäfen München und Hamburg. Auch die Airports in Dortmund, Hannover und Bremen sollen bestreikt werden. Der Flugverkehr in ganz Deutschland wird also betroffen sein.

In Stuttgart sind von dem Streik 162 Flüge betroffen. So viele waren für diesen Freitag eigentlich geplant. Und in diesen Fliegern hätten eigentlich rund 20 000 Passagiere gesessen. Anfangs glaubte man in Stuttgart noch, mit einem blauen Auge davonzukommen. Von längeren Wartezeiten bei der Sicherheitskontrolle war die Rede und von ausfallenden Flügen. Denn in Stuttgart streiken die Dienstleister Frasec und Securitas Aviation, die in der Passagier- und Warenkontrolle tätig sind. Letztlich musste der Betrieb aber gänzlich eingestellt werden.

Ob das alle Reisenden erfahren haben, ist fraglich. „Wir haben dies in allen Medien kommuniziert, auch in den sozialen Medien“, so eine Flughafen-Sprecherin, „und wir haben alle Reisenden aufgefordert, sich bei ihren Flughafen-Gesellschaften zu informieren, wie es für sie weitergeht“. Und wer dies dennoch nicht mitbekommen hat: „In unserem Verkehrsleitsystem wird darauf hingewiesen, dass es an diesem Freitag wegen Streik keine Flüge gibt“, so die Flughafen-Sprecherin weiter.

Die Geschäfte sind geöffnet

Die Passagiere, die dennoch zum Flughafen kommen, werden jedenfalls nicht vor verschlossenen Türen stehen. Die Terminals sind offen, ebenso die Geschäfte. Geschlossen sind jedoch die Check-in-Bereiche sowie alle Areale jenseits der Sicherheits- und Passkontrollbereiche. Die Flughafen-Sprecherin: „Die werden wie auch sonst mit Betriebsschluss am Donnerstag nachts geschlossen und bleiben jetzt dann eben geschlossen.“

Vonseiten des Flughafens wird es Personal geben, das bei Bedarf informiert. Neue Erkenntnisse werden diese aber vermutlich nicht mitteilen können. Da wird eh erst mal abgewartet, wie viele Menschen überhaupt kommen. Wer nach der Anfahrt auf eine Mahlzeit oder eine Erfrischung im Flieger gesetzt hat, muss sich eben jetzt in den Terminals selbst versorgen – die Geschäfte haben ja alle geöffnet.

Verdi plant eine kleinere Protestaktion

Ob auch die Streikenden Personal aufstellen, um jene zu informieren, die trotzdem zum Flughafen kommen, ist derzeit wohl noch offen. Gegen neun Uhr plant Verdi eine kleinere Protestaktion am Stuttgarter Airport. Unklar ist aber noch, wo genau diese stattfinden soll.

Eines ist jedenfalls klar: Es ist nicht Sache des Flughafens, für gestrandete Reisende einen anderweitigen Flug oder den Umstieg auf den Zug zu organisieren. Das müssen die Passagiere mit den Fluglinien abklären. „Wir wissen jetzt noch nicht, was die Airlines da raten“, so die Flughafen-Sprecherin, „vielleicht wird am Samstag einiges nachgeholt, aber das lässt sich jetzt noch nicht einschätzen.“ Vorsorglich kündigt der Flughafen schon einmal an, dass es am Samstag mehr Abflüge geben soll. Und wo möglich, könnten auch größere Maschinen zum Einsatz kommen.

Wer auf den Zug umsteigen will, muss sich darauf einstellen, dass es am Stuttgarter Hauptbahnhof enger zugehen wird als sonst. „Wir rechnen im Laufe das Tages mit einer hohen Auslastung“, sagte eine Bahnsprecherin am Donnerstag in Stuttgart. Der Freitag sei ohnehin ein nachfragestarker Reisetag bei der Bahn, mit dem Ferienauftakt gelte das umso mehr.

Zusätzliche Züge seien jedoch nicht geplant, sagte die Sprecherin. Es gebe mindestens stündliche ICE-Verbindungen zwischen den großen Städten. Die Bahn rechne damit, dass der normale Takt ausreiche. Reisende sollten in der Auslastungsanzeige nach weniger stark nachgefragten Zügen schauen.

Keine Flüge in Richtung des Katastrophengebiets

Unklar ist, ob Hilfsflüge in die Türkei ermöglicht werden. Im Rahmen einer Notdienstvereinbarung sollten zehn Flüge mit Hilfsgütern und Angehörigen abheben können. Von den Streiks ausgenommen sind aber auf jeden Fall Sicherheitslandungen, medizinische Hilfsflüge – etwa mit dringenden Organspenden – sowie militärischer Verkehr.

Die Gewerkschaft Verdi fordert in der aktuellen Tarifrunde für die Angestellten von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Für die streikenden Beschäftigten am Stuttgarter Flughafen geht es zudem auch um mehr Geld in der Nachtschicht und am Wochenende.