Für die S-Bahnen gibt es zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen von 12. Mai an kein Durchkommen. Foto: imago/Arnulf H/ettrich

49 Euro erstattet die Deutsche Bahn den Abokunden wegen der kurzfristigen Sperrungen im Schienennetz rund um Stuttgart. Verkehrspolitiker aus dem Land fordern eine großzügigere Entschädigung.

Sind die 49 Euro, die die Deutsche Bahn (DB) den Abokunden im Gebiet des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) wegen der kurzfristig anberaumten Streckensperrung zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen bezahlt, angemessen? Verkehrspolitiker im Landtag haben nun dem ranghöchsten Vertreter der DB im Land, Thorsten Krenz, ins Gewissen geredet, diese Zuwendung nochmals zu erhöhen.

Bahn mit ersten Erfahrungen zufrieden

Krenz sprach zusammen mit anderen Verkehrsexperten des VVS, der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) sowie der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) vor dem Verkehrsausschuss des Landtags. Er zeigte sich mit den Erfahrungen zufrieden, die die DB mit den seit Freitagabend geltenden, baustellenbedingten Einschränkungen im Bahnverkehr gemacht hat. Die Bahnen seien mit einer „im Rahmen liegenden“ Verspätung unterwegs, das Beschwerdeaufkommen habe sich nicht erhöht. Dafür hätten alle Beteiligten einen enormen Kraftakt hingelegt.

VVS-Chef Horst Stammler nannte den Zeitpunkt der Streckenunterbrechung, die am 12. Mai beginnt, „höchst ungünstig“. Im Mai werde das neue Deutschlandticket eingeführt, mit dem alleine der VVS 50 000 Neukunden gewonnen habe. Die 80 Gelenkbusse, die nun die Lücke zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen schließen sollen, seien „planerisch ausreichend“. Sorge bereitet ihm aber der Schülerverkehr etwa zum Albertus-Magnus-Gymnasium im Stadtteil Sommerrain. „Schüler können nicht einfach so ins Homeoffice ausweichen“, gab Stammler zu bedenken – noch dazu in einer Phase des Schuljahrs, in der Abiturprüfungen anstehen. Er warnte vor zu viel Euphorie. „Bei einem Schienenersatzverkehr dieser Größenordnung läuft es nicht sofort reibungslos“, sagte er.

SSB nehmen schon die Herbst-Sperrung in den Blick

Den Blick nach vorne richtete Nils Himmelmann, für den Betrieb zuständiger SSB-Unternehmensbereichsleiter. Denn im Herbst steht eine vergleichbare Sperrung zwischen Rohr und dem Flughafen an. Man sei gerade in Abstimmung mit allen Beteiligten, ob man in dieser Phase etwas am 20-Minuten-Takt der U 5, die zum Leinfeldener Bahnhof der dann gesperrten S-Bahn-Strecke fährt, ändern könne.

Appell für höhere Entschädigung

20 Millionen Euro wendet die DB auf, um Abokunden zu entschädigen. Krenz machte deutlich, dass dies eine freiwillige Leistung sei. Eine Argumentation, die bei den Verkehrspolitikern im Landtag nicht verfing. Michael Joukov (Grüne), Hans-Peter Storz (SPD) und Hans Dieter Scheerer (FDP) appellierten eindringlich an Krenz, die Höhe der Erstattung nochmals zu überdenken. Verkehrsminister Winfried Hermann unterstrich nochmals, dass die Bahn die Sperrung zu verantworten habe. „Wir sollten aber mit unserer berechtigten Kritik nicht den Eindruck erwecken, dass das Gesamtsystem nicht funktioniert.“ VVS-Chef Stammler ordnete die Betroffenheiten ein: Auf dem gesperrten Abschnitt seien täglich 90 000 Fahrgäste unterwegs, im gesamten VVS-Netz jeden Tag 1,3 Millionen Menschen.