Bummelnd von Stuttgart nach Heidelberg. Foto: picture alliance/dpa

Erneut ist die Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Heidelberg wegen Gleisbauarbeiten wochenlang lahm gelegt. Berufspendler sind empört, denn der Umweg über Mannheim dauert 30 Minuten länger.

Stuttgart - Mit Unverständnis haben Fahrgäste auf eine am Freitag begonnene und bis 9. September dauernde Sperrung der Bahnstrecke zwischen Heidelberg und Bruchsal reagiert. „Die Strecke war doch bereits im vergangenen Jahr gesperrt“, meinte ein Mitarbeiter der Uni Heidelberg, der mit seiner Familie in Stuttgart wohnt und von dort täglich nach Heidelberg pendelt, gegenüber unserer Zeitung. Normalerweise betrage die Fahrt nach Heidelberg 40 Minuten, mit der Umleitung jetzt über Mannheim benötige er 30 Minuten länger. Das sei „extrem nervig“ und durch den höheren Zeitaufwand von 60 Minuten täglich sei er gezwungen, mehr „Homeoffice“ zu machen oder mitunter in Heidelberg zu übernachten.

Schon im vergangenen Jahr gab es Proteste

Der Grund für die abschnittsweise Sperrung der Strecke sind Gleisarbeiten. Im Fernverkehr betroffen sind vor allem die IC-Linie 30 und die EC-Linie 62 aus Stuttgart und über Heidelberg nach Frankfurt/Main, die umgeleitet werden. Die Halte in Heidelberg-Hauptbahnhof und teilweise auch in Wiesloch-Walldorf entfallen. Bei einzelnen Zügen ist ein Ersatzhalt in Hockenheim beziehungsweise Neu-Edingen/Friedrichsfeld eingerichtet, von wo aus Anschlüsse nach Heidelberg mit Regionalzügen bestehen. Ein Sprecher der Bahn sagte, dass es schon 2018 „massive“ Proteste wegen einer Sperrung der Heidelberg-Strecke gegeben habe, man arbeite im dritten Jahr an der Strecke. Viele Uni-Mitarbeiter pendelten in die Universitätsstadt, umgekehrt pendelten Beamte aus Heidelberg nach Stuttgart.

Sperrungen wegen Gleisbauarbeiten hätten einen fünfjährigen Planungsvorlauf, man versuche sie in den Ferien sowie im Sommer durchzuführen. Im Winter seien die Temperaturunterschiede wegen der Schweißarbeiten zu hoch. Bei der Bahn laufen im Südwesten derzeit noch sechs andere größere Bauprojekte: die Elektrifizierung der Südbahn, der Ausbau der Breisgau-S-Bahn, der Ausbau der Neubaustrecke Karlsruhe-Basel, die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm, Gleisarbeiten zwischen Immendingen und Engen auf der Strecke Stuttgart-Singen sowie Bahnsteigarbeiten bei der S-Bahn Rhein-Neckar. Stefan Buhl von der Fahrgastinitiative Pro Bahn sagte, man werde sich nächste Woche in Karlsruhe mit Bahnvertretern treffen: „Wir wollen erfahren, ob es eine Alternative zu den Totalsperrungen gibt.“ Eventuell sei die Trennung der Zuständigkeiten – Verkehrsunternehmen für den Bahnbetrieb, die DB Bahn Netz für das Schienennetz – auch problematisch.