Toptransfer: Max Kruse (links) passt perfekt ins Glad­bacher Spielsystem. Bislang noch keine echte Verstärkung für den VfB Stuttgart ist Mohammed Abdellaoue. Foto: Montage/dpa/Baumann

Noch vor wenigen Jahren war der VfB der Borussia aus Gladbach voraus. Der Club vom Niederrhein aber hat längst aufgeholt - und die Stuttgarter vorerst überflügelt.

Noch vor wenigen Jahren war der VfB der Borussia aus Gladbach voraus. Der Club vom Niederrhein aber hat längst aufgeholt – und die Stuttgarter vorerst überflügelt.

Stuttgart - Der Weg nach Stuttgart ist für Max Eberl alles andere als eine Lustreise. „Schon als Spieler habe ich dort nie was geholt“, sagt der Manager von Borussia Mönchengladbach vor dem Duell mit dem VfB Stuttgart am Freitag (20.30 Uhr/Sky). Und: Die Vereinsbilanz ist auch nicht viel besser. Von den letzten 30 Partien gegen die Stuttgarter haben die Borussen nur zwei gewonnen. „Der VfB hat uns einiges voraus“, ergänzt Eberl daher mit Blick auf die jüngere Vergangenheit. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Die bezieht sich auf Jahre, in denen sich der VfB regelmäßig für internationale Wettbewerbe qualifiziert hat, während Gladbach immer wieder um den Klassenverbleib bangen musste. Doch dann gab es eine Art gemeinsamen Nullpunkt der beiden Clubs.

In der Saison 2010/2011 mussten beide Mannschaften bis Saisonende um den Klassenverbleib zittern, beide wechselten den Trainer und schafften es am Ende, in der Liga zu bleiben – doch vor allem die Borussia hat im Anschluss einen erstaunlichen Neustart hingelegt. Und Dinge geschafft, über die auch in Stuttgart oft geredet wurde.

Trainer Schneider voller Anerkennung

Gemessen am reinen Ergebnis ist die Entwicklung der Clubs seit dem jeweiligen Fast-Abstieg zwar nicht meilenweit auseinander gedriftet. Aber ein bisschen besser als der VfB war die Borussia eben immer. Sechster, Zwölfter, aktuell Achter – so lauten die Platzierungen der Roten seitdem. Vierter, Achter, jetzt wieder Vierter – das sind die Zahlen der Borussia. Mit Blick auf den einstigen Nachteil gegenüber Vereinen wie Stuttgart, Hamburg oder Wolfsburg sagt Eberl nun: „Wir haben uns rangepirscht an diese Clubs, die Situation stellt sich neu dar.“ Und zwar nicht nur die Platzierungen betreffend.

„Wenn man sieht, wie Gladbach heute dasteht“, sagt VfB-Trainer Thomas Schneider voller Anerkennung, „dann haben die nicht viel falsch gemacht in den vergangenen drei Jahren.“ Das Ganze verlief eher positiv, Max Eberl fasst es wie folgt zusammen: „Wir haben es geschafft, eine Mannschaft zu entwickeln.“ Was klingt wie ein simpler und singulärer Erfolg, ist die Summe zahlreicher richtiger Entscheidungen, die am Ende zu gleich mehreren Vorzügen führte, die die Borussia mittlerweile genießt.

Konstanz: Eberl trägt seit fünf Jahren die sportliche Verantwortung, Lucien Favre ist bereits über 1000 Tage als Trainer im Amt. „Diese Kombination passt einfach“, sagt Eberl und preist die Kompetenz seines Trainers im langfristigen Arbeiten.

Spielphilosophie: Durch die Konstanz im Traineramt hat die Borussia mittlerweile eine stimmige Truppe. Denn: Eberl verpflichtet nur Profis, die zur Spielidee von Verein und Trainer passen. „Ich halte es für sehr wichtig, eine Philosophie zu haben“, sagt Eberl, „wir können immer darauf verweisen und sagen: Schaut euch einfach unsere Spiele an.“ Die sind oft schön anzuschauen – dabei war attraktives Spiel allein nie das Ziel. Eberl erklärt: „Man braucht eine klare Strategie, die muss man durch Erfolge untermauern – dann kommt mit den Ergebnissen auch die Attraktivität.“

Transfererfolge: Erst durch den Wechsel von Marko Marin nach Bremen, dann durch den Transfer von Marco Reus nach Dortmund hat die Borussia – wie einst der VfB mit Mario Gomez – viel Geld verdient. So konnte Sportdirektor Eberl bei Spielern mitbieten, für die Mönchengladbach sonst wohl uninteressant gewesen wäre. Aber: Die Borussia hat nicht mit Geld um sich geworfen und so teure Topstars geködert – sondern auch mit anderen Argumenten überzeugt. Zum Beispiel im Fall Max Kruse. Den Stürmer, der beim SC Freiburg durchstartete, hatte auch der VfB im Blick. Doch er entschied sich für Mönchengladbach – und passt dort nun tatsächlich perfekt zur Spielidee Favres. „Bei den Gesprächen mit Max war unsere Philosophie immer wieder ein wichtiger Punkt“, bestätigt Eberl.

Der Toptransfer in Stuttgart war im Sommer Mohammed Abdellaoue, doch der Stürmer kam bislang noch fast gar nicht zum Zug. Ein Zeichen, dass die Borussia den VfB sportlich und strukturell mittlerweile überflügelt hat? „Nein“, sagt Max Eberl, lobt die Arbeit von Sportvorstand Fredi Bobic und ist sicher, dass sich der Club beim Wechsel von Bruno Labbadia zu Thomas Schneider eben für die entsprechende Philosophie entschieden hat. Im direkten Duell kann der VfB an diesem Freitag seine begonnene Entwicklung untermauern – und dafür sorgen, dass Max Eberl auch künftig eher ungern nach Stuttgart kommt.

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