Der neu verlegte Belag auf der Neckartalstraße hat den Lärm nicht gemindert. Foto: Fritzsche

Das Tiefbauamt erklärt, warum die Neckartalstraße keinen Flüsterasphalt bekommen hat.

Münster - Die Diskussionen waren schon im vergangenen Jahr heftig: Der Bezirksbeirat und die Anwohner wollten Flüsterasphalt für die stark befahrene Neckartalstraße, um – ähnlich wie an der Cannstatter Straße in S-Ost – die Lärmbelastung wenigstens ein wenig zu senken. Zwar ist im vergangenen Jahr ein neuer Belag angebracht worden, allerdings kein lärmarmer Asphalt, sondern regulärer Asphaltbeton. Die Gründe dafür haben Horst Thyes und Claus Strobel vom Tiefbauamt den Bezirksbeiräten nun noch einmal dargelegt: Der poröse Flüsterasphalt verträgt ständiges Anfahren und Anhalten nicht, kann also nicht im Kreuzungsbereich verlegt werden.

Außerdem gibt es auf der Neckartalstraße neben der Fahr- auch eine Parkspur, auf der – da sie ja nicht befahren ist – kein Flüsterasphalt notwendig gewesen wäre. An der Nahtstelle zwischen dem lärmmindernden Belag und dem normalen hätte sich dann aber das Wasser gestaut, abgesehen davon, dass der Flüsterasphalt auch eine geringere Lebensdauer hat als normaler Straßenbelag. Den Flüsterasphalt auf beiden Spuren zu verlegen, sei wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen.

Allerdings sagt Horst Thyes: „Dadurch, dass der Belag neu und ebenmäßig verlegt worden ist, wird bereits eine Lärmminderung von etwa zwei Dezibel erreicht.“ Bei Flüsterasphalt wird mit einer Verbesserung der Lärmsituation um etwa drei bis vier Dezibel gerechnet.

Patrick Hanauer wohnt an der Neckartalstraße und kann diese Aussage nicht bestätigen: „Wir merken keinen Unterschied.“ Im Gegenteil: Durch die Sperrung der Hofener Straße an Wochenenden und Feiertagen schiebe sich noch mehr Verkehr die Neckartalstraße entlang; Hanauer schätzt, dass an Tagen der Sperrung die Zahl der Fahrzeuge, die die Neckartalstraße zusätzlich frequentieren, ins Vierstellige geht. „Ich muss sagen, wir fühlen uns als Menschen zweiter Klasse.“

das Budget reicht nicht aus

Die Einsparungen durch den günstigeren Straßenbelag seien wichtiger gewesen als die Gesundheit der Anwohner, und der „zehnminütige Erholungsfaktor“ der Fahrradfahrer habe Vorrang vor den Anwohnern gehabt, die nun mit der Mehrbelastung leben müssten, sagte Hanauer.

Ein ausschlaggebender Faktor für die Entscheidung gegen den lärmmindernden Asphalt waren natürlich die Kosten; das Tiefbauamt ist wie alle städtischen Ämter an sein Budget gebunden, das nicht für alle Wünsche in allen Stadtbezirken ausreicht. „Da man beim lärmarmen Belag tiefer ausfräsen muss und eine Binderschicht von etwa sechs bis sieben Zentimetern auftragen muss, bevor der Belag verlegt werden kann, hätte das etwa doppelt so viel gekostet“, erklärt Claus Strobel. 100 000 Euro sind nun für den neuen Straßenbelag ausgegeben worden.

Richtig glücklich sind die Bezirksbeiräte mit dieser Lösung nicht. Aber es steht fest: Die Straße ist saniert worden, in den nächsten Jahren wird es nicht möglich sein, am Zustand noch etwas zu ändern. Andere Lärmschutzmaßnahmen sind für die Neckartalstraße noch nicht diskutiert worden. Patrick Hanauer ist sich auch nicht sicher, ob diese überhaupt sinnvoll wären. „Eine Einführung von Tempo 30 müsste ja kontrolliert werden, sonst hält sich niemand daran.“ Dass die Neckartalstraße viel befahren ist und die Anwohner mit dem Lärm kämpfen, das will Bezirksvorsteherin Renate Polinski gar nicht bestreiten. „Hören wird man immer etwas, aber im alten Belag waren viele Schlaglöcher, die jetzt weg sind.“ Sie möchte das Ergebnis der Verkehrszählungen zur Sperrung der Hofener Straße abwarten, bevor weiter diskutiert wird, was noch unternommen werden sollte. „Ich wünsche mir, dass wir das Ergebnis des Versuchs abwarten. Wenn die Fakten auf dem Tisch liegen, können wir sehen, wo der Schleichverkehr hingeht, und dann können wir uns überlegen, wie wir damit umgehen und was man optimieren kann.“