Zwischen zwei im Halteverbot parkenden Autos steht der Radarwagen mit „scharfer“ Kamera entgegen der Fahrtrichtung. Foto: Thomas Müller/z

Die Großbaustelle in Echterdingen hat Autofahrer und Anwohner gleichermaßen belastet. Der Frust wird bei der Stadt abgeladen.

Echterdingen - Sieben Wochen haben sie gedauert, nun sind die Bauarbeiten im südlichen Abschnitt der Hauptstraße abgeschlossen. Vor allem Pendler freuen sich darüber, endlich wieder ihren angestammten Weg durch Echterdingen benutzen zu können. Freude stellt sich auch bei den Anwohnern der Martin-Luther-Straße und der Christophstraße ein. Sie hatten, weil ihre Straßen die Hauptlast der Umleitungen aufnehmen mussten, während der Bauphase den Ärger mit zusätzlichem Verkehr, Lärm, Abgasen und entfallenen Laternenparkplätzen.

Weil auch der Busverkehr durch die Wohngebiete fahren musste, hatte das Ordnungsamt der Stadt dort beidseitig ein Halteverbot angeordnet. Das aber, bemängelt unser Leser Thomas Müller aus Stetten, sei während der vergangenen drei Wochen, während der die Kreuzung Hauptstraße/Tübinger Straße/Bonländer Straße komplett gesperrt war, zumindest in der Christophstraße immer wieder missachtet worden. Und, so sein Vorwurf an die Stadt, das Ordnungsamt habe während dieser Zeit dort den ruhenden Verkehr nicht kontrolliert.

Täglicher Slalom

Bei falsch abgestellten Autos habe es sich nicht allein um diejenigen von Anwohnern, sondern auch um die an ortsunüblichen Kennzeichen erkennbaren Flughafenparker gehandelt, meint Müller, der sich auch darüber geärgert hat, dass umgeleitete Autofahrer „täglich einen Slalom durch geparkte Fahrzeuge in der Christophstraße bewältigen mussten“. Als besonders kritikwürdig bezeichnet der Stettener jedoch eine Beobachtung vom Mittwoch. Da habe der stadteigene Radarwagen an der Christophstraße zwischen zwei Falschparkern entgegen der Fahrtrichtung Position bezogen, um den in Richtung Rathaus zu schnell fahrenden Verkehr zu blitzen.

Diesen Sachverhalt räumt der für Sicherheit und Ordnung in der Stadt zuständige Bürgermeister Alexander Ludwig ein. Er weist jedoch die Vermutung Müllers zurück, der Einsatz des Radarwagens sei erfolgt, um mal eben die Einnahmen der Stadtkasse aufzubessern. Für die Geschwindigkeitskontrolle habe es einen konkreten Grund gegeben: Anwohner der Christophstraße hätten sich bei der Stadt „massiv über Raser auf der Umleitungsstrecke beschwert“.

In Deckung gegangen

Daran, dass die Besatzung des Radarwagens zwischen zwei anderen Fahrzeugen quasi in Deckung gegangen ist, stört sich der Bürgermeister nicht. Im Gegenteil: Bürger hätten sich in der Vergangenheit darüber beklagt, dass Kontrollen wegen einer auffälligen Positionierung des Kontrollfahrzeugs wirkungslos geblieben seien. Nun stelle man das Fahrzeug in der Regel so auf, dass es „nicht schon auf weite Ferne“ erkannt werde. Das dürfe auch entgegen der Fahrtrichtung passieren. Für den konkret monierten Fall habe es eine Genehmigung gegeben. Im Übrigen, meint Ludwig, hätten Autofahrer „keinen Grund zur Klage, wenn sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten“. Die Stadt könne es bei Verkehrskontrollen offenbar niemandem recht machen. „Wir bekommen von allen Seiten Druck“, sagt Ludwig.

Während der Umleitungsphase sei in der Christophstraße der ruhende Verkehr sehr wohl kontrolliert worden, weist der Bürgermeister die gegenteilige Einschätzung des Zeitungslesers zurück. Zur Zahl der Strafzettel machte er keine Angaben. Unbekannt ist auch, ob die Besitzer der falsch geparkten Autos, die dem Radarwagen Sichtschutz gewährt haben, mit einem Knöllchen „belohnt“ worden sind.