Die Stadt soll prüfen lassen, ob auf der stadtauswärtigen Seite (im Bild rechts) der Wilhelmsplatz untertunnelt werden kann, findet die CDU-Gemeinderatsfraktion. Foto: Nagel

Der Umweltverband bezeichnet einen unterirdische Lösung für den zentralen Platz in Bad Cannstatt nicht machbar und fordert realistische und zügig umsetzbare Maßnahmen zur Entlastung des Verkehrsknotens.

Nach den Vorstellungen der CDU-Gemeinderatsfraktion soll der Durchgangsverkehr aus Fahrtrichtung Fellbach in einen neuen Tunnel unter den Wilhelmsplatz gelegt werden. Für Beate Bulle-Schmidt, die Vize-Chefin der Rathaus-CDU, ist diese Lösung Voraussetzung für die Umgestaltung des Platzes und der Entlastung des inneren Bad Cannstatts vom Autoverkehr. „Eine Verlegung des Stadtbahnverkehrs nach unten geht nicht, das haben die SSB-Planer in einem Gespräch mit unserer Fraktion betont“, sagt die Stadträtin aus Bad Cannstatt. Folglich müsse der Fahrzeugverkehr unter die Erde.

CDU fordert Machbarkeitsstudie

Die CDU hat dabei folgende Variante ins Auge gefasst: Die Stadtverwaltung gibt eine Machbarkeitsstudie für einen zweispurigen Kfz-Tunnel im Verlauf der Waiblinger und der König-Karl-Straße mit Fahrtrichtung König-Karls-Brücke in Auftrag. Die bei einer möglichen Realisierung frei gewordenen oberirdischen Verkehrsflächen sollten anschließend für eine Neuordnung des Wilhelmsplatzes zu Gunsten von Fußgängern, ÖPNV und Radverkehr verwendet werden.

Kritik vom BUND Kreisverband

Die Forderung nach einer Machbarkeitsstudie für einen Stadttunnel führt zu großem Unverständnis beim BUND Kreisverband Stuttgart. „Die Chuzpe muss man haben, utopische bis nicht machbare Vorhaben den Bürgern als Lösung für die Verkehrsprobleme Bad Cannstatts zu verkaufen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Wenn die Stadt in den kommenden Jahren den Umbau des Augsburger Platzes hinbekommen könnte, wäre schon viel erreicht. Das habe, so der die BUND-Verantwortlichen, die Stadtverwaltung bei einer Informationsveranstaltung zur neuen Rosensteinbrücke den Bürgerinnen und Bürger klipp und klar zu verstehen gegeben.

https://www.cannstatter-zeitung.de/inhalt.rosensteinbruecke-in-bad-cannstatt-das-lange-warten-auf-eine-neue-neckarquerung.215e5aae-1f4f-4fd3-941b-ce438ae8ab6d.html

Durchgängiger Radweg über den Wilhelmsplatz

Der Umweltverband fordert realistische und zügig umsetzbare Vorhaben. Hierzu gehöre ein durchgängiger Radweg über den Wilhelmsplatz, der durch kürzere Grünzeiten an der Pförtnerampel Beskidenstraße zu flankieren wäre. Dazu zähle auch die Behandlung des öko-sozialen Antrags vom Sommer 2020 im Technikausschuss, der eine einspurige König-Karl-Straße in der Bahnunterführung fordert. „Ohne eine deutliche Reduktion des Verkehrs auch in Bad Cannstatt wird die Klimaneutralität 2035 nicht erreicht“, sagt Thomas Baur, der verkehrspolitische Sprecher des Umweltverbands.

Zu viel Verkehr in der Daimlerstraße

Statt den Bürgern unbezahlbare CDU-Luftschlösser wie eine Untertunnelung des Wilhelmsplatzes in der Kernzone des Heilquellenschutzgebiets vorzuschlagen, seien Ideen gefragt, wie beispielsweise der überbordende Kfz-Verkehr in der Daimlerstraße vor dem Kepler-Gymnasium zeitnah unterbunden werden könne. „Wir wollen eine Fahrradstraße, die nur von Anliegern befahren werden kann“, fordert Baur vom BUND. Das Ziel müsse es sein, den von der Stadt tolerierten Schleichverkehr in der Wohnstraße zu unterbinden. Im weiteren Verlauf der Daimlerstraße erwartet der Umweltverband die schnelle Umsetzung der vom Bezirksbeirat beschlossenen Radaufstellspur auf der Waiblinger Straße.

Tempo 30 für Deckerstraße gefordert

Die CDU-Idee einer neuen Straße zwischen der Augsburger und der Benzstraße sei ebenfalls unrealistisch. Aber der BUND könne sich vorstellen, die Alte Untertürkheimer Straße als vorhandene Verbindung zur Benzstraße zu nutzen. „Die Straße hat eher den Charakter einer Mercedes-Werksstraße. Aber dies muss ja nicht so bleiben“, so Baur. Er könne sich ein Rückbau der Deckerstraße zu einer Tempo-30-Straße ohne Durchgangsverkehr gut vorstellen.