Viele Straßen in Baden-Württemberg sind Buckelpisten - Ministerin möchte reparieren.

Stuttgart - Tiefe Schlaglöcher und breite Risse im Asphalt: Nach dem strengen Frost sind die Straßen im Südwesten in einem desolaten Zustand. Die baden-württembergische Verkehrsministerin Tanja Gönner (CDU) will nun zusätzliches Geld auftreiben, um die Schäden zu reparieren. Ein Ministeriumssprecher sprach in Stuttgart von einem zweistelligen Millionenbetrag.

Über einen Nachtrag zum Landeshaushalt werde Gönner sich für eine Erhöhung der Gelder stark machen. Für eine Bilanz der Straßenschäden sei es zwar noch zu früh, sagte der Sprecher weiter. Absehbar sei aber bereits, dass auch in diesem Jahr das meiste Geld in den Erhalt der Straßen gesteckt werden müsse. Zuspitzen könnte sich die Lage, wenn neuer Frost bereits geschädigten Strecken weiter zusetzte.

„Uns fliegen die Straßen zurzeit regelrecht um die Ohren“

Für den Erhalt der Landesstraßen habe Baden-Württemberg in den vergangenen beiden Jahren rund 155 Millionen Euro eingesetzt. Selbst im als wohlhabend geltenden Baden-Württemberg seien bereits mehr als 40 Prozent der Landstraßen dringend sanierungsbedürftig, stellte der Auto Club Europa (ACE) fest. In der Landeshauptstadt Stuttgart rechnet man mit Kosten von bis zu 1,5 Millionen Euro, um die Winterschäden zu beseitigen. Das Tiefbauamt stellt nur selten Schilder auf, die vor den Schäden warnen. Stattdessen werde versucht, die Schlaglöcher kurzfristig zu reparieren.

Der Städtetag sieht auch auf die Kommunen höhere Kosten für den Straßenunterhalt zukommen. Sprecher Manfred Stehle gab zu bedenken, dass die Gemeinden schon jetzt unter einer „angespannten Haushaltslage“ litten. „Welche Kosten auf die Kommunen zukommen, lässt sich noch nicht sagen“, sagte eine Sprecherin des Gemeindetags Baden-Württemberg und verwies auf die noch kommenden Wintermonate. „Uns fliegen die Straßen zurzeit regelrecht um die Ohren“, sagte der Leiter des Freiburger Tiefbauamtes, Frank Uekermann.

Normalerweise seien im Winter ein oder zwei Flick-Kolonnen im Einsatz, die Schlaglöcher stopfen. „Im Moment haben wir fünf Teams draußen, um die Straßen befahrbar zu halten.“ Und das reiche noch immer nicht aus. Auf einer Umgehungsstraße etwa musste die Geschwindigkeit von 80 auf 50 Kilometer in der Stunde gesenkt werden, um Unfälle zu verhindern. Die Schlaglöcher mit kaltem Asphalt zu füllen, passt Uekermann gar nicht: „Das ist bis zu fünfmal teurer als mit heißem Asphalt, und hält im schlimmsten Fall nicht länger als drei Wochen.“

"Um die Straßen wieder instand zu setzen, bräuchten wir mindestens zwei Millionen Euro"

Wenn es in den kommenden Tagen warm wird, will das Bauamt deshalb auf die haltbare und günstigere Variante umsteigen. Allein die Kosten für die Ausbesserungsarbeiten schätzt Uekermann auf 600.000 bis 900.000 Euro. „Um die Straßen wieder instand zu setzen, bräuchten wir mindestens zwei Millionen Euro. Aber von diesem Geld ist bislang nichts zu sehen.“

In Karlsruhe sieht es nach Angaben des Stadtsprechers Bernd Wnuk weniger dramatisch aus. „Wir rechnen mit ähnlichen Kosten für die Ausbesserungsarbeiten wie im vergangenen Jahr. Da waren es zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro.“

Auch im Landkreis Konstanz werden die Löcher provisorisch ausgebessert. Erst am Ende des Winters werde ein Sanierungsplan erstellt. Sperrungen wegen Schlaglöchern habe es auf den Kreisstraßen bisher nicht gegeben, sagte ein Sprecher.

In Heidelberg sind 15 Prozent des Straßennetzes besonders anfällig für Frostschäden, weil sie über keinen entsprechenden Aufbau verfügen, wie ein Sprecher berichtete.

Auch in Tübingen machen sich die Verantwortlichen um die Kosten für die Beseitigung der Frostschäden Sorgen. Zurzeit werde mit einem sechsstelligen Betrag gerechnet, sagte eine Stadtsprecherin.

Rottweil hatte nach dem vergangenen Winter 150.000 Euro in die Sanierung der Straßen gesteckt - diesmal werde es wohl mehr werden, sagte ein Sprecher.