Die Ian Key Band mit dem künstlerischen Leiter des Festivals, Joachim Kieferle, trat zum Finale auf. Foto: privat

Mehrere hundert Besucher begeisterten sich bei der Premiere für die Auftritte lokaler und regionaler Künstler. Sie spielten, sangen und tanzten auf den Bühnen zwischen dem Rathaus und dem Brunnenplatz.

„Ich habe schon immer davon geträumt, einmal auf dem Brunnenplätzle aufzutreten.“ Für Gudrun Malthaner-Berger hat sich am Samstag ein lang gehegter Wunsch erfüllt. Mit ihrer Gruppe Souzas Traum spielte und sang die Erdmannhäuserin beim ersten Straßenkultur-Festival ihrer Gemeinde. Und sorgte mit fetziger Klezmermusik und Rhythmen aus den 1920er-Jahren für einen der vielen akustischen Höhepunkte dieses Abends.

Singen, tanzen, reden

Das Festival verwandelte die Mitte der Brezelgemeinde für fünf Stunden in eine veritable Musikszene. 52 Künstler in 16 Gruppen spielten, sangen und tanzten auf den vier Bühnen zwischen dem Rathaus und dem Brunnenplatz. An diesem lauen Spätsommerabend bevölkerten etliche hundert Musikfans die Straßen und Gassen in Erdmannhausen, die rund 70 Biertischgarnituren waren schon bald nach 18 Uhr gut besetzt.

Zur Eröffnung erinnerte Bürgermeister Marcus Kohler daran, dass die Idee in der Gemeinde zur Corona-Zeit entstanden war. Damals habe man über ein „Feiern auf Abstand“ nachgedacht. Dieser Ansatz wurde weiterentwickelt. Vielleicht, so Kohler, könnte eine Tradition entstehen, alternierend mit dem zweijährig stattfindenden Straßenfest. Es sei wichtig, gerade in einer Zeit der Globalisierung die kulturelle Identität von Gemeinden zu stärken.

Melone gefällig? Foto: Avanti//Ralf Poller

Als Künstlerischer Leiter fungierte Joachim Kieferle, Arzt und gleichzeitig Bandleader der Ian Key Band: Er zeichnete verantwortlich für das Programm. Kieferle sagte, man habe auf eine Vielfalt geachtet. Die meisten Musiker, die auf der Bühne stünden, kämen aus Erdmannhausen. Gemeinderat Matthias Rogel ergänzte: Bewusst habe man für die Bewirtung im Festivalbereich kleine Vereine ausgewählt, zum Beispiel die Biegelkicker, das Jugendhaus, den Krankenpflegeverein. Auf Geschirr und Besteck wurde verzichtet, und die kulinarischen Angebote vom schwäbischen Klassiker Dinnete bis zum Schnittlauchbrot seien „bewusst regional, das liegt uns am Herzen.“

Spitzbuben treten auf

Besagte Vielfalt war auf Schritt und Tritt zu hören. Wer es volkstümlich mochte, war an der Mixed-Bühne in der Mittelstraße bei den Erdmannhäuser Spitzbuben gut aufgehoben. Franz Pilhartz und Wolfgang Friedrich sangen das „Kufstein“-Lied und „Schön war die Zeit“, Melodien für Herz und Gemüt, und das Publikum, beileibe nicht nur ältere Semester, schunkelte mit. Ein paar Schritte weiter, auf der Songwriter-Bühne auf dem Parkplatz hinter der Volksbank, erklang derweil unverkennbar Bob Dylan: Mundharmonika, Gitarre, diese kehlige, manchmal heisere Stimme – Gerhard Kübler stimmte Songs des bekannten US-Barden an.

Bernd Hammer las aus seinem Buch über den Jakobsweg: Wie er die Pyrenäen hinaufstieg, das erlebten einige Dutzend Zuhörer mit. Für afrikanische Akustik und atemberaubende Akrobatik sorgte Koffi Dodji Tchao – die Trommelschule mit togolesischen Wurzeln zog einmal die Mittelstraße hinauf und hinunter, ein Stelzenmann schritt und sprang vor den sechs Trommlern. Mit ihrem hämmernden Rhythmus heizten sie die Stimmung an.

Eine bemerkenswerte Stimme hörten Besucher von der Songwriter-Bühne: Misha Angelowsky, ein Sänger, der ein wenig an Joe Cocker erinnert, und der für „Stand by Me“ lebhaften Beifall erhielt. Am Brunnenplätzle entführte die Gruppe Hispanova Ritmica das Publikum in die gefühlvollen Klangwelten von portugiesischem Fado und lateinamerikanischem Tango.

Besucher und Besucherinnen waren des Lobes voll. „Ich finde das Konzept klasse“, sagte ein junger Mann. Am besten gefielen ihm die großen Bands auf der Bühne vor dem Rathaus. „Aber es ist auch gut, dass diese Lesung von Herrn Hammer stattfand.“ Eine andere Besucherin schwärmte. „Toll, es ist doch für jeden was dabei.“ Den Weg zur Songwriter-Bühne hätte man allerdings noch besser ausschildern sollen.

In der Ortsmitte gab es überall Möglichkeiten zum Austausch. Foto: Avanti//Ralf Poller

Die Bühne vor dem Rathaus gehörte den großen mehrköpfigen Bands, meistens mit Rock- und Popmusik. Den Anfang machte Julian Hammer, ein junger Songwriter aus der Pfalz, mit einem gefühlvollen Liebeslied für seine Freundin: „Lean on“. Die Gruppen Mr. Dave mit dem Erdmannhäuser Bassisten Thomas Urban und The Blend Pop-Rock verwandelten mit Dynamik und Power die Ortsmitte vollends in den Schauplatz eines echten Open-Air-Rockkonzerts.

Als die Nacht schon hereingebrochen war, setzte die Ian Key Band von Joachim Kieferle einen überzeugenden Schlusspunkt, unter anderem mit einer „Hommage an unsere Stadt Erdmannhausen“. Die hatte schließlich ein Event möglich gemacht, das vielen etwas bot.