Herzliche Begrüßung – Taschendiebe ­machen sich das zunutze. Foto:  

Die Methoden der Trickdiebe sind vielfältig – auch eine herzliche Umarmung gehört dazu. Ein ungewöhnlicher Fall in Stuttgart artete dann aber zum Straßenraub aus.

Stuttgart - Längst hat sich die herzliche Bussi-Begrüßung unter Freunden eingebürgert. Umarmung, Küsschenhauch links und rechts – doch leider haben längst auch Gauner und Übeltäter diese Form der zwischenmenschlichen Kommunikation als Handwerkszeug für ihre Straftaten in Gebrauch. Vorwiegend Trickdiebinnen südosteuropäischer Herkunft nutzen mit vorgetäuschter Herzlichkeit die Arglosigkeit ihrer Opfer aus, um sich in den Besitz des Geldbeutels oder des Mobiltelefons zu bringen.

In der Nacht zum Mittwoch hat es nun eine männliche Variante des Umarmungstricks gegeben. Die endete dann sogar in einem handfesten Straßenraub. Laut Polizei war ein 35-Jähriger betroffen, der gegen 1.20 Uhr offenbar etwas alkoholisiert eine Lokalität am Wilhelmsplatz in der Innenstadt verließ. Ehe er es sich versah, wurde er auf der Straße von einem Mann angesprochen und umarmt. Ein zweiter tanzte den Überrumpelten an. Das Opfer merkte allerdings, dass er nur abgelenkt werden sollte und der scheinbar freundliche Mensch die Geldbörse und das Mobiltelefon an sich gebracht hatte.

Von Dieb und Helfern gibt es keine Beschreibung

Der 35-Jährige wehrte sich. Bei dem Gerangel zeigte sich, dass er offenbar von einer Gruppe ausgetrickst worden war. Zwei weitere Komplizen eilten den Angreifern zu Hilfe, sicherten die Beute. Dann rannten die Täter davon. Unterwegs warfen sie den Geldbeutel weg, nachdem sie die Scheine herausgenommen hatten. Nach Angaben des Opfers dürften sie mit etwa 200 Euro entkommen sein.

Der Überfallene wandte sich hilfesuchend an Passanten, die schließlich die Polizei alarmierten. Der Räuber und seine Komplizen waren da bereits über alle Berge. „Von den Tätern gibt es leider keine genaue Beschreibung“, sagt Polizeisprecher Martin Schautz. Der Haupttäter soll etwa 30 bis 40 Jahre alt sein und ein südländisches Aussehen mit dunklen Haaren gehabt haben. Von den Komplizen gibt es keine Täterbeschreibung. Die Kriminalpolizei bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 07 11 / 89 90 - 57 78.

Taschendiebe haben Stuttgart nach wie vor im Griff. Trauriger Höhepunkt war das Jahr 2015 mit 2370 Fällen – so viele wie noch nie. Der letzte Ermittlungserfolg liegt eine Woche zurück – und ist ein überdies ungewöhnlicher. Die erwischte Handtaschendiebin ist 76 Jahre alt. Weitere Täter, die in den vergangenen Wochen dingfest gemacht werden konnten, stammten aus Rumänien und Nordafrika. Es wird nicht ausgeschlossen, dass die Täter im jüngsten Fall zu jenen Gruppierungen gehören, die in der Vergnügungsszene ihre Opfer in Gaststätten antanzen und bestehlen.