Das Repertoire von Peter Fuchs reicht von Volksliedern über Schlager bis zu Pop und Rock. Foto: avanti

Der Musiker Peter Fuchs spielt Konzerte für Senioren – kontaktlos und ehrenamtlich.

Erdmannhausen - Es ist ein herrlicher Frühlingstag im Simanowizweg an diesem Samstag. Spaziergänge dürfen die Bewohner des Kleeblatt-Pflegeheims derzeit nicht unternehmen, doch auf den Vorhof und den Gehweg lässt es sich auch gemütlich machen. „Ich habe den Herr Fuchs schon oft spielen gehört“, erzählt eine Dame ihrer Sitznachbarin – mit Abstand natürlich. „Ich freue mich auf seine Musik.“ Und damit ist sie nicht alleine: Hinter den Fenster und auf den Balkonen tauchen immer mehr Gesichter auf, als Musiker Peter Fuchs schließlich in die Saiten greift und mit kräftiger Stimme „Horch was kommt von draußen rein“ anstimmt.

Was da von draußen reinkommt, das ist eine bunte Mischung aus Schlager, Pop und Seemannslieder. Und sie bringen nicht nur die Kleeblatt-Bewohner zum Klatschen, Tanzen und Schnipsen. Auch die Nachbarn spenden lautstark Applaus. Peter Fuchs weiß aus Erfahrung, was gut ankommt: „Ich mache seit über 50 Jahren Musik.“ Nach dem Wechseln vom Beruf in den Rentenstand, stand er schließlich vor einer Entscheidung: „Spiele ich alleine für mich im Keller oder tue ich etwas Gutes?“ Innerhalb kürzester Zeit sprach sich sein Name in verschiedenen Einrichtungen in der Region herum: „Ich trete regelmäßig in den Häusern auf und bin fest gebucht.“ Nur: Diese Termine fielen ebenfalls der Corona-Krise zum Opfer. Eine weiterer Verlust für die Senioren, die „derzeit ohne Besuch sozial noch mehr isoliert leben müssen, als sowieso schon“. Inspiriert von Balkonkonzerten in Italien fasste der Kleinbottwarer also einen Entschluss.

Er wolle den Heimbewohnern etwas Abwechslung im Alltag verschaffen. Und so schrieb er die Einrichtungen an, ob er auf der Straße musizieren dürfe, „ganz kontaktlos und ehrenamtlich“. Er durfte. Nach Freudental und Bönnigheim war sein Freiluft-Konzert in Erdmannhausen nun bereits der dritte Auftritt unter ganz besonderen Bedingungen: „Es ist schon ungewohnt, das Publikum nicht zu sehen, weil etwa die Fenster spiegeln.“

Was er aber an Zuspruch miterlebt, sorgt für viel Freude bei Peter Fuchs: „Bei einem Auftritt etwa hat ein 90-Jähriger seine Pflegerin zum Walzer aufgefordert.“ Und auch in Erdmannhausen wird mal rhythmisch auf dem Rollstuhl getrommelt oder gleich mitgesungen. Eine Seniorin stellt kurz ihren Rollator zur Seite, um ein paar Tanzschritte zu wagen. Eine andere ruft begeistert „Olé!“ als „Viva Espana“ über den Weg klingt.

Rund eineinhalb Stunden dauert das Straßenkonzert in Erdmannhausen. Und zum Abschluss wird es noch einmal sehr nachdenklich. Gemeinsam wird das Lied „Über den Wolken“ von Reinhard Mey angestimmt. „Freiheit, das ist es, was uns in dieser Zeit fehlt“, so Peter Fuchs. Doch N diesem Nachmittag konnte das mal kurz vergessen werden. Auch das ist eine Seite der Krise: Sie bringt die Menschen auf eine ganz neue Weise zusammen.