Beim Labyrinth Festival tanzen die Besucher Forró auf der Straße. Foto: Petra Mostbacher-Dix

Beim Labyrinth Festival auf der Moserstraße ist wieder ein internationales Fest der verschiedenen Künste gefeiert worden. Auf mehreren Bühnen mit fantasievollen Namen haben an zwei Tagen neun Bands gespielt, Theatergruppen ihre Stücke aufgeführt und Zauberer ihre Tricks gezeigt.

S-Mitte - Eng schmiegen sich manche Paare aneinander. Zu Luiz Gonzagas Hit „Cheiro de Carolina“ wiegen sie ihre Hüften im Grundschritt des Forró, dem brasilianischen Paartanz. Der konnte auf dem Labyrinth Festival geübt werden. Zum dritten Mal fand das internationale Straßenkunstfestival an der Moserstraße statt. Und es wurde nicht nur getanzt: Die Workshops reichten von Yoga über die Gestaltung von Specksteinen bis hin zum Mitmachzirkus. Begeistert balancierte der Nachwuchs auf einem großen Ball oder rotierte Teller in der Luft, indes gegenüber Mamas und Papas in Hängematten überlegten, welchen Programmpunkt sie nicht versäumen sollten. „Ich komme gerne mit meinen Kids hierher“, so Martina. „Die Atmosphäre ist unglaublich entspannt, die Shows sind toll.“

An den zwei Tagen spielten neun Bands, zeigten Zirkus-, Zauber-, Straßen-, Figuren- und Sprechtheaterkünstler ihre Acts – auf Bühnen und an Ständen beschildert mit klangvollen Namen wie Luftschloss, Atemzug, Luftkurort oder Atemberaubend. Ein Wellblechtheater erbaute das Cal y Canto Teatro in einem Innenhof. Die Truppe aus dem spanischen Burgos lockte die Zuschauer mit dem Stück „Lost Dog“: die Welt aus der Sicht eines Hundes. „Wir haben Performer von außerhalb, aber auch unsere Gruppen präsentieren sich“, sagte Musikpädagogin Patrizia Birkenberg.

Labyrinth betreibt seit 2012 integrative Kulturarbeit

Sie führt die Geschäfte der Stuttgarter Initiative Labyrinth und organisiert das Festival. Labyrinth betreibt seit 2012 integrative Kulturarbeit: Mit verschiedenen Formen von Kunstangeboten wollen die Engagierten der Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken, den Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft begegnen, zu denen gleichberechtigte Bildungschancen, Zuwanderung und Integration gehören. Zu der kreativen Arbeit gehören etwa Werkstätten für Sprache, bildende, darstellende und musikalische Kunst, hinzu kommt Bildungsarbeit mit Vorträgen, Theater- und Konzertbesuche sowie schließlich Auftritte bis zur Bildung von eigenen Ensembles. Die Labyrinth Band begeisterte auf der Atemzug-Bühne mit Reggae aus Somalia, Bollywoodklängen und selbst geschriebenen persischen Liedern, während die belgischen Musiker von Jaune Toujours auf der Luftschloss-Bühne mit Balkan, Ska, Jazz und Rock mitriss.

Mehr als 60 ehrenamtliche Helfer

Unterstützt wird Labyrinth von der Stadt Stuttgart, Stiftungen, dem Land und vielen Ehrenamtlichen. „Ohne unsere mehr als 60 Freiwilligen aus der Kunst und anderen Bereichen sowie Unterstützern würde es nicht gehen. Das gilt auch für das gastronomische Angebot – es soll für jeden erschwinglich sein“, sagte Birkenberg. Das Brot sei etwa von einer Bäckerei gespendet worden – nicht verkaufte Ware – auch andere Gastronomen brächten sich ein. Das Holz für die Bühnenschilder, liebevoll von Jugendlichen bemalt, stamme vom Staatstheater. „Hier geht es nicht um Konsum, sondern auch um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die Zusammenhänge der Welt. Vor allem aber geht es darum, die Kunst zu feiern und mit ihr Begegnungen zu ermöglichen.“