Die Waschweiber kümmern sich beim Feuerbacher Straßendapp auf der Stuttgarter Straße darum, dass keiner der Narren Spinnweben ansetzt. Foto: Georg Friedel

Bei der großen Narrensause am Samstag auf der Stuttgarter Straße und am Kelterplatz machten seltsame Gestalten und Guggenmusiker den Feuerbacher Ortskern unsicher.

Feuermarkt - Bella gibt als Prinzessin eine gute Figur ab. Auf dem Hundehaupt trägt die einjährige Pekinesendame ein silbernes Krönchen. Und der Rest ihres winzigen Körpers steckt in einem rosafarbenen Mäntelchen. Fasching ist halt ein tierisches Vergnügen. Da wird selbst der geliebte Vierbeiner ins passende Tütü-Kostüm gesteckt.

Mit Pferdeschweif und Schalk im Nacken trieben dagegen die Feuerbacher Wolfskehlen beim Straßendapp ihr Unwesen. Im Schlepptau die wilden Waschweiber sowie die rotnasigen Schaffle im weinrebenverzierten Schellenhäs. Mancher Passant rieb sich am Samstagvormittag beim Wochenmarkt-Einkauf auf dem Kelterplatz oder beim Bummeln auf der Stuttgarter und Klagenfurter Straße verwundert die Augen. Was war da los? Bei der Narrensause herrschte der Ausnahmezustand im alten Flecken von Feuerbach.

Ausnahmezustand im Ortskern von Feuerbach

Die Weilimdorfer Hörnleshasa schwenkten riesige Mohrrüben und nahmen Zuschauer in die Arme. Dazwischen tummelten sich Sumpfgoischder aus Schwaikheim, Stuttgarter Hutzelmännlein und Gassafeger aus Feuerbach, Mistelhexen aus Neckarweihingen, Großheppacher Bloggoischd’r, Rebhehle aus Leinfelden, Botnanger Kuckuck und Cannstatter Felben. Letztere waren echte Spezialisten in Sachen Schabernack. Sie wuschelten den Schaulustigen durch die Haare und machten aus mancher wohlsortierten Haarpracht einen faschingsgerechten Krauskopf. Zwischendurch knatterten ihre Rätschen wie ein alter Traktor-Motor. Andere Requisiten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht wie Glocken waren auch im Einsatz.

So ein Heidenlärm gehört traditionell in der süddeutschen Fasnet dazu, denn er hilft die Plagen und Entbehrungen des langen Winters zu vertreiben. „Fasnet hemmr, Narre semmer!“ schrie jemand in die Menge und wie im Chor hallte es ihm entgegen: „Narri, Narro“.

Mit Schottenrock und Schabernack

Punkt 10 Uhr versammelte sich die närrische Schar auf dem Kirchhof der Stadtkirche. Die Bläser der Guggenmusik setzten das Mundstück an und los ging es: volle Kanne, mit Posaunen, Trompeten und Sousafon. Der Faschingslindwurm zog hinunter zum Wochenmarkt an der Kelter. An der Ecke zur Klagenfurter Straße spielte das Harmonika-Orchester. Plötzlich übernahm eine Horde Dudelsack-Spieler, die Faltenröcke trugen, musikalisch die Regie. Die Saibronner Schotten stammen zwar nicht aus Edinburgh, sondern kommen aus den Nähe von Rottenburg. Gemeinsam mit der Lumpenkappelle der Musikvereinigung Großheppach, den Gassenfegern der Narrenzunft und der First Guggen Band gaben sie den Takt vor. Die Feuerbacher Guggenmusiker feiern übrigens 2015 ihr 20-jähriges Bestehen und organisieren mit der Narrenzunft Feuerbach das alljährliche Fasnachtspektakel. „Unser Straßendapp ist kein klassischer Umzug, sondern ein lockeres Narrentreiben, bei dem auch die Passanten mit ins Geschehen integriert werden“, sagt der Zunftmeister Moritz Paysan.